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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 01.06.2019, 21:13   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Der lernende Mensch

So wie ein Baum in Ringen sich erweitert,
erfahren wir das Leben um uns her,
erleben und begreifen immer mehr,
was unser Wesen bildet und erheitert.

Auch wenn zuweilen mancher von uns scheitert
an hochgesteckten Zielen, die ihn leer
und bitter hinterlassen - wir sind sehr
bedacht darauf, dass keine Wunde eitert.

Wir wachsen an der Welt ein ganzes Leben
und blühen uns in ihrer Weite aus,
und was wir nahmen, lernen wir zu geben.

Zum Schloss im Geiste wird das kleinste Haus,
und Demut finden wir im größten Streben,
und lernen unser Sterben noch daraus.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 15.12.2019, 00:04   #2
Thomas
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Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,

das ist mir wieder mal durch die Lappen gegangen. Sehr gut! Du kannst es also auch ganz streng mit nur vier Reimen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 15.12.2019, 01:33   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Natürlich kann ich es "klassisch", ich beschränke mich nur nicht einzig darauf, weil ich finde, dass es auf Dauer meine lyrischen Möglichkeiten einschränken würde.
Allzu enge Korsetts nehmen den Atem ...


Und "durch die Lappen gegangen" ist dir in letzter Zeit so einiges von mir!

Weißt du übrigens, woher die Redewendung stammt? - Früher jagte man Wild, indem man Schnüre auf Hüfthöhe im Wald spannte. An die Schnüre hängte man Stoffstücke, "Lappen" eben.
Gehetztes Wild scheut sich, unter diesen Schnüren durchzutauchen und läuft lieber die Sperren entlang - direkt in die Fallen oder Geschoße der Jäger hinein.
Nur ab und zu geht eben doch etwas "durch die Lappen", wagt ein Wild, den Zauber des Zauns zu durchbrechen ...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 15.12.2019, 11:48   #4
Hans Beislschmidt
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Moin Erich, bewundernswert! Es tut der Seele gut deine Worte zu lesen und sie sich auf der Zunge zergehen zu lassen. Nach einer Weile beginnt man nachzudenken, was die "Auferstehung" von Rainer Maria im Hier und Jetzt für eine Strahlkraft hat.
Es ist ein Privileg des Eingebettetseins in die Unversehrtheit, welches so eine künstlerische Leistung erst möglich macht.

Zitat:
und was wir nahmen, lernen wir zu geben.
Beim Lesen dieser Zeile denke ich an Jeff Bezos und frage mich wie es sein kann, dass ein Mensch 100 Milliarden besitzen kann und es verstärkt in mir den Eindruck, dass die Einbahnstraße des Nehmens besser funktioniert als umgekehrt. Wer ausgebeutet, abgezockt von Blutsteuern vor sich hinvegetiert, hat weder Zeit noch Muse seine Jahresringe zu zählen und ist froh, wenn er was zum Fressen hat. Da fällt mir ein, beim nächsten Besuch in Wien werde ich das Grab von Robert Blum besuchen.
Ich weiß, dass aus deiner Feder noch viele dieser schöngeistigen Gedichte fließen werden und es gebührt dir ein Ehrenplatz in Österreich.
Gruß vom Hans
__________________
chorch chorch
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Alt 15.12.2019, 21:02   #5
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi Hans!

du deutest mein Zitat materialistisch, ich dachte eher an: ein Kind, das die Liebe seiner Mutter "nahm", also erfuhr, wird später eher fähig sein, selbst zu lieben.

In unserer Kindheit nehmen wir so vieles, und wie selbstverständlich, wir kennen es ja nicht anders. Aber mit der Reifung durch die Jahre erkennen wir irgendwann, wie groß die Geschenke waren, und lernen, sie weiterzugeben: Liebe, Respekt, Anerkennung, Freundlichkeit und Wohlwollen.

Natürlich können das nicht alle Menschen - ich tu mich schwer damit, auch wenn ich hier so ein positives bild zeichne. Manche Menschen misstrauen zutiefst, sehen in allem und jedem, in jeder schlicht gereichten Hand, eine List, einen bösen Plan, eine Attacke! Die ganze Welt ist ihr Feind, und alle wollen grundsätzlich nur übel, ihnen gegenüber und allgemein einander.

So schwanken die meisten irgendwo zwischen Blauäugigkeit/Urvertauen und Angst/Misstrauen/Verschwörungstheorie, abhängig vom Thema und der entsprechenden eigenen Lebenserfahrung.

Mein Gedicht beschreibt das positive Lernen, das, was uns wertvoll macht - nicht die destruktive Seite.
Die Liebe einer Mutter, der Respekt eines Bruders, das Vertrauen eines Freundes - genommen, um es geben zu lernen.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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