26.08.2014, 21:05 | #1 |
Neuer Eiland-Dichter
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Sonnenbegierde
Nun sieh, wie hinter dunkelblauem Tuche
verstohlen rotorange Lichter glühen. Wie Sonnenfunken sich versteckt bemühen, mit Wärme Menschen zu begleiten. Suche nach endlicher Erlösung, die die Morgen samt ausgeschlafnen Lichtern mit sich bringen, die leis dem Erdball Freiheitslieder singen, beendend mondesfinstrer Nächte Sorgen. Und schau, wie Farbenspiele uns begleiten, die Wolkenformen wie mit Feuer nähren, und unsre Fantasie mit Flammen wärmen. Wie uns die Strahlen auf den Wegen leiten und unser wärmedürstendes Begehren behüten und mit sanftem Griff umschwärmen. |
26.08.2014, 21:17 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Jana!
Anderswo bereits - und gerne - gelobt! Ein schönes Sonett zum Einstand hier! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.08.2014, 21:21 | #3 |
Neuer Eiland-Dichter
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Beiträge: 19
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Hi eKy,
du hier? Das ist toll. Ich freue mich, danke für Deinen Kommentar, Jana |
29.08.2014, 18:54 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 469
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Hallo Jana,
das ist ein beeindruckendes Gedicht. Vor allem, wenn man dein Alter betrachtet, zu solch Glanztat wär ich damals wohl nicht im Stande gewesen. Respekt. Einzig mondesfinstrer sehe ich als ungünstig gewählt. Der Mond erhellt höchstens die Nacht. Da muss was andres her um das es finster wird. Schattenfinstrer, abgrunddunkler/abgrundfinstrer, grabesfinstrer, schlummerschwarzer oder oder oder Da fällt dir, wenn Du überhaupt ändern magst, bestimmt selbst noch einiges ein. Oder man ändert es anders rum, sprich: monddurchglänzter Nächte, mondesheller Nächte was aber nicht so recht passt das Du ja sicherlich die Nacht möglichst dunkel zu Bilde bringen willst. Mit großer Freude gelesen und kommentiert. Herzliche Grüße, Terrapin. Geändert von Terrapin (29.08.2014 um 18:57 Uhr) |
31.08.2014, 22:32 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Jana,
wenn ich dein Gedicht lese, kann ich kaum glauben, dass du erst14 Jahre bist und werde mit einfach dir so reden, als seist du schon ein alter Knacker wie ich. Das Sonett gefällt mir sehr gut, es zeugt von poetischer Denkweise und Sprachgefühl, man merkt auch, dass du Musik liebst. Es gibt zwei Zeilen, an denen man meiner Meinung nach vielleicht noch etwas verbessern kann. Eine ist die Zeile: "beendend mondesfinstrer Nächte Sorgen." Wobei es wahrscheinlich nicht an dem Wort "mondesfinster" liegt, welche Terrapin anmahnt, denn in Verbindung mit "Sorgen" ist mir schon klar, dass nicht dem Mond finster ist, sondern die Sorgen in der Mondnacht. Aber mit dem "beendend" zusammen passt der Stil dieser Zeile nicht ganz zur natürlichen Ausdrucksweise des Restes. Vielleich könnte man die aktive Handlung der Morgen (die ja Lichter mit sich bringen) fortführen, indem man sagt: "um zu beenden finstrer Nächte Sorgen." Die zweite Zeile, die ich meine, ist die Schlusszeile, wo mir das Bild des mit "Griff umschwärmen" etwas schief scheint. Jedenfalls verstehe ich nicht ganz, was du damit sagen willst. Die Strahlen leiten und behüten und umschwärmen unser nach Wärme dürstendes Begehren. Vielleicht könnte man andeuten, dass das Begehren erfüllt wird, bzw. eine Richtung gegeben wird (zu "leiten" passend), indem man sagt: "Behüten und verheißungsvoll umschwärmen." Das sind nur Vorschläge, um zu verdeutlichen, was ich meine. Vielleich sind sie ganz schlecht, weil ich nicht verstanden habe, was du genau sagen wolltest. Liebe Grüße Thomas P.S.: ich finde es gut, dass du dich in solchen "alten" Formen versuchst, denn der freie Vers ist, wenn man ihn gut machen will, schwer und setzt die Beherrschung dieser "alten" Formen voraus.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
01.09.2014, 23:21 | #6 |
Neuer Eiland-Dichter
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Hallo Terrapin,
danke für Dein Lob. mondesfinstrer - diese Stelle bereitet jeglichen Kommentatoren Kopfzerbrechen, und mir, der Dichterin, ebenfalls. Bislang habe ich noch kein anderes Wort gefunden, ich suche weiter! Hallo Thomas, danke auch Dir. Wie schon gesagt, an dieser Zeile tüftle ich rum. Die zweite von Dir angesprochene Stelle ist auch ein kleines Manko, Sonnenstrahlen haben ja streng genommen keinen "Griff" - naja, schieben wir es, bis mir was besseres einfällt, mal auf die künstlerische Freiheit. P.S.: Ich hatte damals die Intention, Metrik zu lernen, um alle Regeln zu brechen. Mittlerweile ist sie mein engster Freund geworden. Liebe Grüße, Jana |
02.09.2014, 19:57 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Jana,
wenn du wüsstes wie sehr mir deine Worte im P.S. zu Herzen gehen und mich erfreuen! (Und wie mich das Brechen von Metrik-"Regeln" nerv, wenn man merkt, dass nicht verstanden ist, was da gebrochen werden soll. Da wird für mich gebrochen zu gekotzt.) Liebe Grüße Thomas
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02.09.2014, 20:31 | #8 |
Neuer Eiland-Dichter
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Beiträge: 19
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Lieber Thomas,
das ist schön. Ja, ich verstehe, was Du meinst, aber zu Anfang schrieb ich genauso. Sämtliche Regeln gebrochen, aber keine Ahnung von irgendwas. Mein Deutschlehrer findet zwar, dass mein Sonett hier holprig sei, ich bin aber einigermaßen zufrieden. Ob holprig oder nicht. Liebe Grüße, Jana |
02.09.2014, 20:39 | #9 | ||
Slawische Seele
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Hallo Jana,
ich kann mich der Begeisterung und dem Lob nur anschließen. Ein sehr, sehr schönes Sonett. Weil aber über "mondesfinstrer Nächte" mit deiner Zustimmung diskutiert wird, will ich nicht unbeteiligt daran vorbeilesen. Das Sonett soll und kann durchaus so stehen bleiben. Die Forumsarbeit und der Sinn eines Forums bestehen aber darin, sich auszutauschen. Mit dir macht es Freude. Zitat:
in ausgeschlafnen Lichtern mit sich bringen und leis dem Erdball Freiheitslieder singen; wie sie beenden Finsternis und Sorgen. Es ist aber "unfair" in eine Strophe "einzugreifen" ohne die anderen zu berücksichtigen. Plötzlich sieht man die vielen "wie" und ich habe ein weiteres eingefügt. Manchmal kann ein Gedicht bewusst daraus bestehen. Es schwärmt dahin und wünscht sich alles - wie - . Zitat:
unseren Durst nur stillen und begehren, aus sich heraus behüten und umschwärmen. Jana, ich wollte nicht verändern. Ich habe mich einzig auf deine Sonnenbegierde eingelassen und die meine eingefügt. Wie ich schon oben schrieb: Es soll und kann so stehen bleiben. Das Besprechen hat mir Spaß gemacht. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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07.09.2014, 14:39 | #10 |
Neuer Eiland-Dichter
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Liebe Dana,
ich danke Dir für Deinen Kommentar, ich habe mich sehr gefreut. Ich fühle mich geehrt, dass Du dich mit dem Gedicht beschäftigt hast.. Einen schönen Sonntag! Jana |
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