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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.03.2017, 17:15   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Äktschn

Was wäre wohl im alten Rom geschehen,
wenn man im Kolosseum tiefen Frieden
gepredigt hätte und den Kampf gemieden?
Es hätte kaum noch jemand zugesehen!

Der unentwegte Geist, du musst verstehen,
will Blut und Tränen, er muss darin sieden,
Gefahr erleben, bis der Krieg entschieden,
der Preis gewonnen ist, die Fahnen wehen!

Zeig mir die Bücher ohne Abenteuer,
die Filme ohne Helden: Kaum beachtet!
Der Friede ist den Leuten nicht geheuer,

zu rasch ist man gelangweilt und verachtet
sein Walten eher - doch man zahlt ihn teuer,
wo Welt ihn bräuchte, von Gewalt umnachtet.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (18.08.2018 um 11:26 Uhr)
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Alt 15.03.2017, 11:13   #2
juli
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Hallo eKy,

Dein Titel ist ungewöhnlich für dich, meist redest du nicht so „flappsig“.
Aber er lockt an.

Was wären die Menschen, wenn sie nicht ihre eigenen Grenzen überschreiten könnten. „Äktschn „ ist die Lust am Andersein. Für Viele ist ein Leben mit Blümchen und Fernsehen mit Harmonie und ohne Nervenkitzel zu langweilig. Deswegen gibt es Herrausforderungen. Ich möchte hier positive Beispiele anführen: Sportwettkämpfe, Actionfilme, Horrorfilme, Fantasie, SF... ( da kann man die die eigenen inneren Grenzen weil man sich fürchtet, überschreiten). Du sagst Bücher mit Helden, ja wer kann schon im Leben ein Held oder eine Heldin sein. Ich mag ja Fantasy und SF, dort kann ich auch fliegen, herrschen, zaubern, oder faul für immer in der Hängematte schaukeln. Grandios!

Es gibt auch das "andere Grenzen" überschreiten, siehe das Mittelmeer, die Zäune von Mexiko nach Amerika, es gilt die Lebensgrenzen dort wo man lebt zu verlassen und sich dem Traum hingeben, um in eine „ bessere“ Welt zu kommen...

Und letztendlich ist Krieg eine Action der Menschen, die wissen, was wahr ist und was nicht. Es ist eine Machtprobe mit Anderen um zu Siegen und um Recht zu haben. Viele junge Menschen gehen gerne in den Krieg, weil es sie merkwürdigerweise erdet, sie spüren sich, dass sie leben. So paradox das ist , die Freiwilligen in den Armeen der Länder beweisen es.

Ich hoffe, ich bin nicht ausgeartet, das Thema hat mich interessiert. Sehr gerne gelesen und drüber nachgedacht. Ich weiß das Sonett steht auch im Kolosseum, aber da sollte das Gedicht ein "Haudrauspaßwerk" sein. Ich lese da sehr gerne und schmunzele über die Vielfalt.

Liebe Grüße, hier ist Frühling, endlich sy.

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Alt 15.03.2017, 13:58   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Du bist durchaus nicht "ausgeartet", es sei denn in den Augen jener, die die Wahrheit nicht ertragen.

Mit den "Helden" in den Filmen (oder Büchern) meinte ich auch nicht unbedingt Menschen, die wie typische Helden agieren, sondern Identifikationsfiguren, durch deren Augen wir ihre Abenteuer und Herausforderungen erleben und deren Reifung daran wir über die erzählte Geschichte hinaus zu unserer machen.

Dass junge Menschen leichthin in den Krieg ziehen, liegt nicht einzig an ihrem Drang, sich "zu erden" und lebendig zu fühlen, dazu könnten sie auch genauso gut Risikosportarten ausüben, ohne andere zu verletzen und zu töten.

Die Hauptgründe dafür sind Erfahrungsmangel, moralische Unreife und die Überzeugung, schon alles zu wissen und vor allem: Das Recht zu haben, andere für eine Idee oder einen eigenen Nutzen zu töten, oder einfach, weil man sie nicht mag oder fürchtet.
Ich spreche hier nicht von jenen, denen ein Krieg von außen aufgezwungen wird, die sich nur verteidigen, um zu überleben, obwohl das auch schon schlimm genug ist! Ich meine genau jene "Gotteskriegeradepten" und politsch indoktrinierten halben Kinder, die noch nicht wissen, dass irgendwann - so sie überleben - alles zu ihnen zurückkommt! Jede Schuld, aufgeladen in Arroganz und Sorglosigkeit jugendlichen Unbesitzes dessen, was sie zerstören, kommt später, wenn sie alt und gereift genug sind, zu ihnen zurück und wird sie heimsuchen, so lange sie leben!

Ich weiß das, weil ich aus Erfahrung spreche. Ich war als junger Mensch ein egomanischer Soziopath, zwar nicht kriminell verhaltensauffällig, aber immun gegenüber den Belangen anderer Menschen sowie den Auswirkungen der meinen auf deren Seelenleben. Ich war hochgradig manipulativ, erspürte intuitiv Schwachpunkte, nutze sie aus - und scherte mich kaum um die Konsequenzen für andere, so lange ich nur bekam, was ich wollte.
Dass ich mich als gemobbter Jugendlicher immer außerhalb jeder menschlichen Gemeinschaft fühlte, half dabei - für mich waren "sie", die "anderen", Feinde, die mir weh taten, wenn ich sie ließ. Die daraus resultierende Menschenverachtung rechtfertigte nur allzuleicht meine Taten, indem sie alle anderen Menschen für mich zu weniger machte, als ich selbst mich glaubte.
Dass ICH damals der Verkrüppelte, Unfertige war, begriff ich damals noch nicht. Ich hielt mich für allwissend, intelligenter und überlegen - und handelte danach, und das mit einer Gefühlskälte, die alle, die mich heute kennen, überraschen und abstoßen würde. Ich war dabei nie herrisch oder nach außen herablassend, was es mir noch leichter machte, damit durchzukommen.
Ich war eine Art intellektueller Rassist, der so tat, als wäre er wie alle andern und als wäre alles um ihn herum nur zufällig so geschehen, dass es ihm nutzte ...

Mitleid konnte ich mit Tieren haben, das schon immer - aber Mitleid für Menschen, deren ohnehin nur rudimentäre Ansätze meine traumatische Jugend mir so nachhaltig ausgetrieben hatte, musste ich über Jahrzehnte erlernen, und ab und zu, in dunkleren Momenten, bin ich selbst heute noch nicht sicher, ob ich mich wirklich dauerhaft überzeugt habe. Aber sobald ich Mitgefühl gelernt hatte, kam meine alte Schuld, bis dahin gar nicht als solche erkannt und akzeptiert, zu mir zurück, und sie wird bei mir bleiben, so lange ich lebe, um mich daran zu erinnern, wer und was ich einmal war - und dass ich so nie mehr sein möchte, weil ich heute mehr bin, als ich damals war.

Die Jungen, die im Rausch ihrer vorschnellen, aber umso intensiveren Überzeugungen - und überzeugt von der eigenen Unsterblichkeit - zur Waffe greifen, lernen das auf eine NOCH härtere Tour, wenn überhaupt. Und manche begreifen es vielleicht auch nur so! Traurig - aber menschlich. Leider.

LG, eKy
__________________
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Alt 18.03.2017, 15:36   #4
Dana
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Lieber eKy,

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Der Friede ist den Leuten nicht geheuer,
dieser Vers prägt sich ein. Ich finde ihn sehr treffend.
Nach Frieden sehnt man sich erst, wann man ihn nicht mehr hat. Man vermisst einen Menschen besonders, wenn er verstorben oder weggegangen ist usw.
Das ist das allzu Menschliche, wie es schon besprochen worden ist.
Dein Sonett gefällt mir ganz besonders, weil es nicht anprangert. Es zeigt uns Menschen nur auf, wie wir sind. Niemand kann sich davon frei sprechen.
Ich habe mir noch nie einen Krieg gewünscht aber für "Unfrieden" kann ich schon sorgen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 18.03.2017, 15:53   #5
Erich Kykal
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Hi Dana!

Nachvollziehbar! Wer sich Krieg wünscht, hat zu wenig nachgedacht und sicher noch nie einen gesehen, geschweige denn erlebt! - Oder er ist ein Arschloch!

Über meine persönlichen Motive zu dem Gedicht habe ich schon ausführlich geschrieben.

Vielen Dank für deinen Beitrag!

LG, eKy
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