Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Prosa und Verwandtes > Kurzgeschichten > Fortsetzungsgeschichten

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 03.08.2009, 07:18   #11
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Krank!

Als ich mich endlich wieder hinter dem Holzstoß hervorwagte, war es bereits dunkel. Der Hof lag still da - ein Glück für mich, denn irgendwie fiel mir das Gehen ziemlich schwer. Was war mit meiner Pfote los? Ich schleppte mich das kleine Stück bis zu unserem Hauseingang und kroch vorsichtig durch die Katzenklappe. In der Küche war kein Licht mehr an - da schliefen wohl schon alle. Egal, ich wollte sowieso keinen sehen. Nicht einmal fressen wollte ich.
Irgendwie schaffte ich es , trotz schmerzender Pfote auf die Bank zu springen und dann rollte ich mich nur noch zusammen und war auch schon hinüber ins Reich der (Alp-)Träume.....Doch auch diese Nacht verging....

" Mami, was ist mit Samuel los? Guck mal, der rührt sich heute überhaupt nicht
und sein Fell sieht auch irgendwie komisch aus......! " War das Nina? Sehr verschwommen drang irgendetwas in mein Bewusstsein, doch es war mir ziemlich egal.....He, nein , nicht hochnehmen, bitte! Auaaa, die Pfote tut aber verdammt weh! Nina, nicht, lass das, es geht schon , wirklich, ich hab doch nur ein bisschen.....
Nun hörte ich auch Frauchchens Stimme dicht an meinem Ohr: "He, Samuel, Alterchen, was issn mit dir los? Wer hat dich denn so übel zugerichtet?"
Frauchen streichelte mich vorsichtig und setzte mich behutsam wieder auf die Bank zurück. "Uh, die Pfote sieht aber nicht gut aus - hm, die Nase fühlt sich auch warm an. Denke, da werden wir wohl Hilfe brauchen.....Nina, holst du mir mal das Telefonbuch..."
Ach lasst nur, das wird schon wieder, danke, Frauchen...... muss nur ein bisschen liegen bleiben....schlafen, Pfote lecken, schlafen....

"Hallo, Dokor Winter? Ja, Lehmann hier. Unsere Katze ist krank. Fiebert, glaube ich. Und die rechte Vorderpfote sieht auch irgendwie komisch aus.
Ja, erst seit heute morgen. Nein, ich weiß nicht..... Hat sich wahrscheinlich in der Nacht wo rumgetrieben... Ja gut, in einer halben Stunde. Danke, ja, wir kommen gleich....."

Rumgetrieben? Ich und rumgetrieben? Nö, also wirklich, ich könnte dir ja was erzählen, wenn ich dir bloß was erzählen könnte! Aber heute nicht, bin einfach zu erschöpft....

Hörte kurz die Kellertüre aufgehen und dann Frauchchens Schritte, wie sie sich , abwärts gehend, entfernten. Normalerweise hätte ich die Gelegenheit sofort genützt, um eine kleine Expedition in die unteren Reviere zu starten, aber diesmal war mir einfach nach gar nichts zumute. Mir war heiß, mir war kalt, mir war übel..... Ach, schlafen, nur schlafen und ausruhen, das wollte ich so gerne....
Frauchens Schritte kamen plötzlich wieder näher und dann ging alles sehr, sehr schnell! Mit einem mal war ich wo drin! Hilfe, wo habt ihr mich da reingesteckt? War das eine Tasche? Ein Korb? Der Boden unter mir begann zu schaukeln. Oh Schreck, jetzt trugen sie mich auch noch fort! Warum?
MIAUfmachen! Rauslassen! Au verdammt, diese dumme Pfote, Frauchen, was tust du mir an! Hilfe! Hört ihr mich denn nicht?
Plötzlich brummte etwas ganz laut. Der Behälter , in dem ich mich befand, stand zwar ruhig, aber irgendwie setzte der Raum um mich doch in Bewegung. Dazu dieses bedrohliche Brummgeräusch. Frauchen war dicht neben mir, das spürte ich, sie tat irgendwas mit ihren Pfoten, schien aber nicht sonderlich besorgt zu sein......
Eine Weile verging, dann hielt der Raum plötzlich an und das Brummgeräusch erstarb. Frauchchen packte mich und mein Gefängnis und ging eine Straße entlang - aber wohin, bitte, wohin?
Ich hatte Angst wie nie zuvor - und konnte doch nur ein mickriges jaulendes Gejammer hervorbringen. Dann waren wir plötzlich wieder in einem Haus und Frauchen stellte mich ab. Mein Herz machte eine Hüpfer - durfte ich jetzt vielleicht hier raus? Menschen! Warum können sie eine kranke Katze nicht einfach in Ruhe lassen?
Ich schnupperte vorsichtig durch das geflochtene Türchen - hier roch es irgendwie eigenartig. Hm, was war das denn? Katze.....Häschen....Maus?
Und da, noch was ..... oh , nein! HUND! Ganz eindeutig. HUND!!! Frau, Frau - schnell weg hier! Da gibts wo einen Hund , ganz in der Nähe!

Schon hörte ich ein leises Knurren und eine dicke, schwarze Hundenase schob sich vor das Fenster meines Gefängnisses. Der Angstschweiß brach mir aus allen Poren und meine Nackenhaare sträubten sich trotz meines ganzen Katzenjammers.
"Weg da, Purzel!" hörte ich eine Männerstimme sagen. Purzel? War das etwa Purzels Nase gewesen? Wie kann man so einen Stinker nur Purzel nennen?
Brrrr! Na Hauptsache, sein Herrchen holte ihn da von mr weg.
Das schien ja heute ein echt schlimmer Tag zu werden.....

Gleich darauf begann mein Behälter wieder zu schwanken und schaukelte , mit mir in seinem Inneren, in einen anderen Raum. Frauchen begrüßte jemanden sehr freundlich. Nanu? Noch mehr Leute von ihrem Menschenrudel? Und während ich mich noch über die fremde Stimme wunderte, ging auch schon das kleine Türchen auf und zarte, kräftige Hände hoben mich aus meinem Gefängnis heraus..........

"Na, wen haben wir denn da? " fragte jemand in freundlichem Tonfall. "Wo ist denn das schlimme Pfoti, mein Süßer?"
Schlimmes Pfoti? Das wirst du mal hübsch in Ruhe lassen, wenn ich drum bitten darf! Au, verdammt, nimm doch die gute Pfote dran , aua, die da tut mir ja höllisch weh - und überhaupt mag ich jetzt keine Schmeicheleien hören! Lass mich los, mir fällt grad ein, ich muss ganz dringend nach Hauuuuuse.....!
"Fieber hast du also auch, na gut, das messen wir dann mal..." hörte ich die einschmeichelnde Stimme zu mir sagen. Schleimerin! Und was willst du messen bei mir ? Und wie, bitte? He, Moment mal, was steckst du mir da hinten rein, nö, also , ich glaubs ja nicht , hat man sowas schon erlebt? Ist mir DAS peinlich! VORNE kannst du mir vielleicht mal was reinstecken : LECKLERLIS! Nichts Anderes! Aber von hintenrum - ich passe....!!!

Doch so sehr ich mich in ihren Händen auch drehte und wendete: Wie sich herausstellte , war Frau Winter die Tierärztin und als solche wild entschlossen, mich auch ohne mein Einverständnis zu behandeln. Und Frauchen sah einfach nur zu oder half ihr bei dem, was sie mit mir vorhatte! Sie hielt mich fest, als diese Tierarzt-Frau irgendeine braune, scharf riechende Flüssigkeit zwischen meine beiden Zehen tropfte, mit einem Stäbchen dort höllisch herumbohrte und zuletzt noch eine widerliche, weiße Paste draufschmierte! Sie hielt mich fest, als sie mir einen trichterförmigen Kragen um den Hals legte ("Damit er nicht dran leckt und sich neu infiziert." ) Was , ich soll nicht lecken? Seid ihr des Wahnsinns, Leute? Wie soll meine Pfote wieder heil werden, wenn ich nicht täglich dran lecken kann? Sie packte mich noch energischer, als die Tierärztin meinte: "Ich spritze ihm noch ein Antibiotikum, und ab morgen geben sie ihm zweimal täglich die Tabletten."
Doktor Winter war wirklich zu allem entschlossen. Hilfe, Hilfe, heimtückische Attacke von hinten, aua, wie das piekst....! Ich will jetzt nach Hauseee....! Endlich ließen sie mich los und ich verkroch mich sofort wieder in meinem Korb. Alle meine Pfoten waren schweißnass vor Angst und die wehe Pfote brannte mir immer noch von dem braunen Zeugs, das die Tierärztin draufgetan hatte.....Womit hatte ich das bloß verdient....?
So ein Jammer ! So ein schlimmer Jammer! Ich ärmster Kater von überhaupt, wie sollte ich mich in dem Aufzug jemals wieder bei Minka oder der Dreifärbigen blicken lassen können ?
Auf dem Heimweg versuchte Frauchen , beruhigend auf mich einzureden, aber für mich war das Ding gelaufen, und zwar endgültig! Zu allem Überdruss wollten sie mich daheim auch nicht mehr aus dem Haus lassen - und durch die Katzenklappe passte ich nun nicht mehr hindurch! Das sperrige Ding , das ich um den Hals trug, war einfach zu groß....
Jetzt auch noch Hausarrest! Was hatte ich denn verbrochen?

Wenn ich bloß gewusst hätte, dass Laserkanonen solche Katstrophen herauf beschwören...!
Werd mich das nächste Mal davor noch mehr davor in Acht nehmen müssen - sollte es jemals ein nächsten Mal geben! Ach, traurig und kurz ist so ein Katzenleben.....!
Meine Stimmung war mehr als nur dunkelgrau an diesem Abend, und das blieb auch noch die folgenden paar Tage so....


Wird fortgesetzt!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (03.08.2009 um 17:15 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 03:31 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg