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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 16.04.2013, 21:35   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Schein und Sein

Aus seinem Munde fällt das helle Strahlen
von tausend weißen Zähnen in die Welt,
in einem Lächeln, das so wohlgefällt,
dass viele dafür sogar Eintritt zahlen!

Er scheint sie nicht zu kennen, jene Qualen,
die stummer Zweifel in die Herzen stellt,
wo voller Furcht ihr Pochen innehält -
die Mühlen seiner Zuversicht, sie mahlen!

Nur wenn er abends ganz mit sich alleine
im Raume steht und sich nicht wiederkennt,
kommt jäh zum Vorschein, was die Larve füllt.

Dann blutet alles Ekle und Gemeine
aus einer Seele, die in Schmerz verbrennt,
vom Rauch der Reue dunkel eingehüllt.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.04.2013 um 11:18 Uhr)
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Alt 28.10.2013, 13:50   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo Erich,

ich bin mal wieder auf Tauchstation
Und hab diesen Text gefunden, der sich um Schein und Sein dreht.

So kennt man das: In der Öffentlichkeit präsentieren sie sich als Sieger - im stillen Kämmerlein fällt
jedes Selbstbewusstsein von ihnen ab.
Aber was sollen sie machen?
Die Menschen verlangen und erwarten diesen Schein von ihnen und wären enttäuscht,
wüden sie sich so geben, wie sie in der Realität sind.
Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich zu verstellen.

Also für mich ist der Inhalt nachvollziehbar aus Sicht des Protagonisten.
Aber es ist ein trauriges, ein falsches Leben.


Sich Gedanken gemacht hat
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 28.10.2013, 13:59   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Chavi!

Danke für's Wracktauchen!

Nicht nur bei "Großen" und Prominenten finden wir solches: Auch ich als Lehrer kenne dies zur Genüge: Vor dem "Publikum" keine Schwäche zeigen dürfen, selbst wenn einem zum Heulen ist und man sich ganz klein fühlt!

Wer Steuermann sein will - oder sein muss, der muss immer zumindest den Anschein erwecken, ganz genau zu wissen, wo's langgeht! Wehe, wenn er Zweifel zeigt - wenn dann etwas schiefgeht, ist er an allem schuld.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 23.11.2013, 21:52   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

es stimmt - man weiß nicht, woher sie kam und wofür sie gut ist - sie ist einfach da, die Welt zwischen Schein und Sein.
Ich behaupte, ein jeder schafft sie sich, wohlwissend, und kommt nicht um sie herum. Ein Zwang, dem wir durch Beobachtung in Nachahmung unterliegen.

Gut, dass es Werke gibt, die es benennen. Vielleicht sind es Schlüssel für die angelegten Fessel.
Du hast dem Leser einen solchen "Schlüssel" gegeben - jetzt geht es um den Mut, ihn auch zu benutzen.
Es ist schwer, sehr schwer. Den Schein abzulegen, bedeutet im realen Sein zu landen - evtl. ganz allein.

Ein beeindruckendes Sonett.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 24.11.2013, 13:18   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!

Es ist ein Dilemma der Macht: Die Menschen folgen keinem, der so ist wie sie - sie wollen ein Vorbild, eine Ikone, einen Wunschgedanken, dem sie huldigen können!
Mächtige dürfen nicht menschlich sein. Der Präsident darf keine Affären haben oder sich scheiden lassen, der Papst darf praktisch keinerlei menschliche Bedürfnisse mehr haben, denn ihr nach außen projiziertes Charakterbild muss den hohen Anforderungen jederzeit genügen.

Dann ist da noch die Verstellung des Bösen: In der lächelnden Maske des Guten lullt es den Argwohn ein, um seine Ziele zu erreichen: Der Megamogul, der alle anderen Konzerne fressen will, der Diktator, der die Welt erobern möchte, der Seelsorger, der dem süßen blonden Ministranten an die Wäsche möchte...

Ich dachte mir: Wenn sie alle quasi allein sind, ohne Öffentlichkeit, fallen diese Masken, egal, welchem Zweck sie dienten - dann kommt zum Vorschein, was darunter ist: Lust, Gier, Hass, Zorn...ganz wie bei allen anderen auch!
Der Präsident lässt sich von der Praktikantin verwöhnen, oder - wie seinerzeit Kennedy - vögelt sich durch alle Gesellschaftsschichten, der Diktator spielt mit Puppen und huldigt seiner Domina, und der Seelsorger geißelt sich schluchzend für seine Sünden, bloß um dieselben in der Woche darauf erneut zu begehen!

Und natürlich ist da ja noch die Dunkelheit in jedem einzelnen, in uns allen, die wir tapfer weglächeln, wie um uns selbst zu überzeugen, dass sie nicht lockt! Aber damit muss jeder wohl selbst fertig werden!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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