21.03.2010, 17:17 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Wenn man Euch lässt
Wenn man euch lässt
Die Nacht: Sie strahlt im wilden Sterngefunkel, Die Kälte setzt sich in den Haaren fest. Im Hintergrund tost eisig schwarzes Dunkel: Ihr müsstet Herren sein, wenn man euch lässt. Behindert durch ein ständiges Geplänkel, Das Leben sei ein immerlautes Fest, Sagt ihr und schlagt euch auf die schlaffen Schenkel: Ihr könntet Sieger sein, wenn man euch lässt. Die Sonne überstrahlt den ganzen Dünkel, Mit dem ihr euch behängt, und auch den Rest Bescheint sie hell bis in den letzten Winkel: Ihr dürftet Götter sein, wenn man euch lässt. Er überhaucht das irdische Gemunkel, Der fahle Mond, weil ihr das gern vergesst: Gefährlich unnütz seid ihr wie Furunkel Und würdet Mörder sein, wenn man euch lässt.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (22.03.2010 um 21:55 Uhr) |
22.03.2010, 19:27 | #2 |
ADäquat
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Lieber Walther,
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22.03.2010, 21:00 | #3 |
Gast
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Wohlan, nach etwas Pause,
...so ganz mag mir das gut zu lesende Werk noch nicht eingehen... -so helf´ er mir ruhig und bitte auf die Sprünge - Sollte es nicht immer "ließe" statt "lässt" (außer in der Überschrift) heissen? S3 hat mich an das Ende der Zauberflöte erinnert - gewollter Effekt? So ich denn selbst den Tau einst als "Marienwasser" betitelt hatte - S4, der Tau bedeutet der hier "Sperma"? Ein mE sehr kritisches Werk, dass vielleicht in eine andere Rubrik gehört? Viele Fragen, doch mit Interesse und auch gern gelesen. LG, L. |
22.03.2010, 22:08 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Lb Chavali,
in der Tat ist dieses Gedicht eine Anklage, und auch die jüngsten Dinge, die wir über die eine der beiden großen Kirche erfahren, haben diesen Text sicherlich mit bedingt. In letzter Zeit haben wir viel zu sehen, zu hören und zu schlucken bekommen. Das mußte heraus. Wir müssen uns wirklich fragen, ob wir mit diesen Institutionen die Erde erfolgreich gestalten wollen. Hier bleibt viel zu tun und zu erreichen. Lieben Dank und Grüße W. Hallo Limes, die letzte Strophe habe ich etwas umgearbeitet, weil zwei Verse sechs statt fünf Hebungen hatten. Damit hat sich Deine zweite Nachfrage erledigt. Es bleibt die wesentliche Kritik der Vewendung des Präsenz statt des Konjunktiv II am Ende der jeweils 4. Verse (lässt statt ließe). Das hat einen klaren Grund. Der Zustand tritt nicht ein, wenn man diejenigen, die das angeht, tatsächlich nicht lässt. So gesehen sind diese Verse nicht nur eine Feststellung sonder noch viel mehr eine Aufforderung. Man hätte das mit einem Ausrufezeichen am Ende der Verse verstärken können, das habe ich aber absichtsvoll unterlassen, um genau diesen Zweifel, den Du formuliert hast, zuzulassen. Danke und beste Grüße W.
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22.03.2010, 23:44 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber Walther,
nur angenommen, wir blieben dumm ergeben, sie blieben Herren, Sieger, Mörder, Gott! Nur angenommen, es würde niemand reden, sie trügen heute noch die Lämmer zum Schafott. Zu gut verstehe ich, was der Dichter heraus lassen musste. Das Bitterste daran ist, dass man weiß, es ist schon immer so gewesen. Das Bitterste daran ist, dass jene, die einst geredet, geschrien haben, eben dafür von diesen bestraft worden sind. Sie sind immer noch Herren der Macht, weil sie Elend und Angst für sich nutzen. Sie (ER) tun es immer noch. Ich will nicht oberflächlich und pauschal urteilen. Bestimmt gibt es Priester, Äbte und Bischöfe, die ihrer Berufung folgen - und um diese geht es nicht. Selbst wenn die Seelenmörder noch abzählbar blieben, die anderen haben es gesehen und gewusst. Moral, Sitte, Politik beinhalten weltlich gesehen alles. Die Seele des Menschen bleibt unergründlich. Wenn aber eine Institution auf Gott und Liebe zum Wohle der Seelen aufbaut, droht und fordert, dann hat sie gefälligst vorzuleben, selbst unter irdischen und sexuellen Qualen. Ich bin nicht nur wütend um der Tatsachen willen - viel mehr um darauf folgender Argumentation zum Erhalt der Macht. Ein tolles und rebellisch machendes Gedicht. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
24.03.2010, 11:23 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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Das Problem ist,
lb. Dana, daß die Institution Kirche ihren Auftrag überwältigt hat und dies weder sehen und noch wirklich ändern will. Danke für Deine Gedanken. LG W.
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26.03.2010, 00:10 | #7 |
Lyrische Emotion
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Guten Abend Walther,
genau. Aber man lässt sie nicht (mehr). Und das ist auch gut so, denn die Geschichte zeigte ja immer wieder, was passierte, als der Klerus noch seine alte Macht besaß. Und du redest ganz richtig in einer deiner Antworten von einer Institution. Eine Institution, die nach innen und außen verbindlich handelt und immer wieder in ihrer Scheinheiligkeit enttarnt wurde und wird. Eine Institution, die nur dazu dient, sich selbst zu erhalten, um sich als gesellschaftliche Autorität aufzuspielen und ihre verlogenen Moralvorstellungen wieder jegliche Natur als Gottes Wort auszugeben. Das alles ist und war immer nur ein dreckiges Geschäft um Geld, Macht und Politik und der Drohung mit einer höheren Macht. Heute kommt noch der weltweite Showeffekt dazu. Ob sich der Prediger Jesus das so vorgestellt hat, wage ich zu bezweifeln. Ich kann jede deiner Zeilen nur unterstreichen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
26.03.2010, 22:39 | #8 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Falderwald,
danke für Deine klare Sprache. Ich glaube - ebenso wie Du - nicht, daß Jesus das, was heute im Namen der Kirche geschieht, in Gänze guthieße. Ich bin sogar der festen Ansicht, daß er - wie im Gleichnis vom Tempelberg - mit der Peitsche dreinführe. Das Schlimme ist, daß alle katholischen Würdenträger wußten, was geschehen ist, und die Kirche in ihrem Ruf über das Schicksal und das Leid der Kinder erhoben haben. Dafür gibt es keine Entschuldigung, hier wäre das angesagt, was man Demut nennt. Davon sehe ich bisher nichts, gar nichts. Der deutsche Papst, aber nicht nur dieser, spielt hier eine durch und durch unrühmliche Rolle. Wie gesagt, Jesus wäre mit der Peitsche dreingefahren und hätte alle, alle vom Tempelberg vertrieben - was hieße, sie sollten doch ihren Hut nehmen, aber samt und sonders, und Buße tun im wahrsten Sinne des Worts. Das Gleiche aber gilt auch für die Reformpädägogen einer Privatschule, die es sich erlaubt haben, regelrechte Orgien mit kleinen Jungs zu feiern und diese wie das private Stück Fleisch zu behandeln. Es ist ungeheuerlich und ganz und gar unverzeihlich, wie hier mit Schutzbefohlenen umgegangen worden ist. LG W.
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