17.07.2017, 04:08 | #1 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
|
unbegreiflich
als ich ein kind war
stand in unserer küche ein mann der wunderschöne, traurige lieder zu seiner gitarre sang und vorm fenster blühte der flieder doch dann redete er nur noch vom tod und vom sterben zu mir, dem kind, ewiglang ich hörte ihm zu und blieb bei ihm stehen er sagte: "es ist nun schluss, ich werd nachher gehen" ich verstand ihn nicht doch das war ihm egal und in der folgenden nacht starb er am "goldenen schuss" heut blüht vorm fenster der flieder und ich sing wie er meine lieder jahr für jahr und seine gitarre steht noch immer in meinem regal Geändert von Cheeny (18.07.2017 um 02:13 Uhr) |
18.07.2017, 00:12 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
|
eine Geschichte, liebe Liara, von einem Mann, der sich rauschgiftsüchtig den goldenen Schuss setzte.
Mir hat diese Geschichte etwas zu viel Klischee, Gitarrespielen und das sehr schön können auch Menschen, die nicht heroinabhängig sind.man sollte das nicht verklären. Ich selbst wuchs in einer Zeit auf, wo Rauschgift en vogue war, modern, in. Mich hat es nie gereizt, das auszuprobieren, nur weil es so viele taten. Da ich einige von meinen Bekannten dahin abgleiten sah, auch in Studentenkreisen, stehe ich dem sehr befremdet gegenüber. Ich kann dem Mann leider wenig Mileid entgegen bringen. Er hat sein Leben selbst ruiniert. Seine Verantwortungslosigkeit gipfelt darin, dass er einem Kind stundenlang vom Tod erzählt und es damit belastet. Vom Aufbau her finde ich es seltsam, dass ein nicht näher beschriebener Mann( das klingt fremd) dann zum Idol eines Kindes wurde durch sein Gitarrespiel. Anders wäre es gewesen, wenn es der Vater gewsen wäre. ich hoffe, du verstehst, was ich meine. LG von Koko |
18.07.2017, 00:50 | #3 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
|
liebe koko,
eigentlich sollte hier gar nichts verklärt werden. wenn das so rüber kommt, muss ich mir überlegen, was ich ändern könnte. an klischee habe ich beim schreiben nicht gedacht. dieses gedicht/diese geschichte ist genau so geschehen, wie sie hier steht. das kind war ich und der mann ein freund der familie, musiker in einer band. ich habe es so aufgeschrieben, wie es meiner erinnerung nach geschehen ist. umgebracht hat er sich zuhause (stand auch in der zeitung) und die gitarre stand tatsächlich ewig bei uns. und heute spiele ich gitarre und singe. aber der mann war kein idol des kindes, nur für immer in die erinnerung eingebrannt. du hast recht, es war verantwortungslos, aber was will man von einem abhängigen auch erwarten und warum ich mit dem alleine war, darüber habe ich heute nacht beim schreiben nachgedacht, aber ich weiß es nicht und es war niemand da, den ich hätte fragen können. ich weiß auch nicht mehr genau wie alt ich damals war, aber zwischen 7 und 10. vielleicht krieg ichs noch raus. übrigens bin ich nie, gar nie in versuchung geraten, je was davon selbst auszuprobieren, nicht mal die ganz leichten dinge zum rauchen. es war eher abschreckend. ich habe als teeny mal einen song in englisch über diese geschichte geschrieben, aber der ist wohl für immer verschollen. danke, dass du dich mit diesem gedicht und diesem thema auseinandergesetzt hast. liebe grüße liara Geändert von Cheeny (18.07.2017 um 20:17 Uhr) |
18.07.2017, 10:01 | #4 | |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
|
Hei Liara,
Zitat:
Dass du seine Gitarre aufbewahrt hast, zeigt, wie sehr dich die damaligen Ereignisse noch heute beschäftigen. Ich habe dein Gedicht gerne gelesen und mir so meine Gedanken dazu gemacht. Liebe Grüße Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
|
18.07.2017, 11:31 | #5 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
|
hei sidgrani,
ja, es war ein einschneidendes erlebnis. aber nicht sein gerede über den tod, denn ich kann mich erinnern, dass er auch einige widerworte von mir pimpf zu hören bekam. das thema tod hatte für mich nicht das große erschreckende. ich bin mit vielen tieren aufgewachsen und da begegnet man auch als kind öfter dem tod. er sagte: "es ist nun schluss, ich werd nachher gehen" was mich lange nicht losließ, ist, dass er mir seinen eigenen tod ankündigte, das habe ich nicht erkannt und verstanden, dass er ausgerechnet bei einem kleinen kind halt suchte, verständnis, vielleicht hilfe. klar habe ich direkt von seinem tod erfahren. es wusste ja niemand von dem geschehen in der küche. aber lange habe ich mich gefragt, ob ich es hätte verhindern können, wenn ich es richtig verstanden hätte. irgendwie fühlte ich mich ein stück weit schuldig. später als teenager, in der schule, konnte ich mit einem vertrauenslehrer darüber sprechen. da ist auch der song entstanden. und dieser lehrer hat es verstanden mein gewissen und meine zweifel zu zerstreuen. natürlich vergisst man so etwas trotzdem nie wieder und wenn es irgendwelche spätfolgen hat, dann, dass ich niemals freiwillig irgendwelche drogen nehmen würde. danke für dein nettes und positives feedback. liebe grüße liara |
18.07.2017, 12:06 | #6 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
|
Liebe Liara,
__________________
. © auf alle meine Texte
|
18.07.2017, 12:16 | #7 |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
|
Hätte der Mann wirklich Hilfe gewollt, hätte er sich sicher nicht ein Kind ausgesucht, um über seine Selbsttötung zu sprechen. Ich glaube, er war froh, jemanden gefunden zu haben, bei dem er sein Vorhaben mal artukulieren konnte, so, als ob er zu sich selbst spricht. Er hat gewusst, dass das Kind nicht begreift, was er da laut ausgesprochen hat.
LG Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
18.07.2017, 12:29 | #8 |
Gast
Beiträge: n/a
|
das, was man nun durch deinen Kommi erfährt, liebe Liara, ist ja eine ganz andere Hausnummer. Angerissen hatte ich es schon , indem ich schrieb, dass der Mann unverantwortlich gehandelt hat, denn bis heute lässt dich das Geschehniss nicht los.
Kinder suchen für alles leider immer die Schuld bei sich, aber was will man von einem erwarten, der nicht mal Verantwortung für sein eigenes Leben nehmen kann. Die Lehrer hatte recht. !!! Ich denke schon, dass der Mann Halt suchte, mindestens Mitleid, Zuwendung. In einem Kind hat man auch ein Gegenüber, was keine Kritik anbringt, jedenfalls nicht so harsch wie meine oben . Drogensüchtige machen sich wie Alkis das Leben leicht und die Schuld sollen immer die anderen haben: die Eltern, die Partner, die Gesellschaft- WER AUCH IMMER: Nur sie selbst nicht. Sie sind labil und egoistisch wie alle Süchtigen. Aus dem Gedicht gälte es also einen anderen Punkt herauszuarbeiten, nämlich diesen, der ensthaft und schwer ist. Den Standpunkt des Kindes, das dort missbraucht wurde. Ja, so kann man es schon nennen. Dazu würde sich natürlich wundervoll sie Kassik als Untermalung anbieten. Sie wirkt viel stärker. Wenn dir das gelingt und du diese Traurigkeit des Kindes so rüberbringen kannst, dann hättest du ein wirklich gutes Gedicht geschrieben mit einem tiefen Thema. So liest es sich anders. Und du musst ja immer davon ausgehen: Der Leser kann nur das lesen, was da steht. Er kennt keine Hintergundgeschichte. Wenn er sie kennen soll, muss man sie schreiben. lG von Koko |
18.07.2017, 14:08 | #9 |
Melody of Time
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
|
liebe chavali,
danke für dein mitfühlen und mitgehen mit meinem gedicht. nein, schuldgefühle habe ich keine mehr, schon lange nicht mehr, dank dem sehr einfühlsamen vertrauenslehrer damals. und es belastet mich auch längst nicht mehr. aber es ist und bleibt ein erlebnis meines lebens, das ich einfach (noch)mal in worten festhalten wollte. es hat mich noch einmal für eine kleine zeit in mein elternhaus gespült. doch nun werde ich es in den nächsten monaten für immer verlassen. vermutlich wird es in den nächsten jahren verkauft und dann sind alle erinnerungen nur noch schatten im wind. darum habe ich mich dafür entschieden, die letzte zeit hier zu nutzen, um wenigstens das eine oder andere noch festzuhalten. Schau, hier ist auch eines meiner Erinnerungen, anderer Natur: Wandel und ja, es tut gut manche geschehnisse einfach niederschreiben zu können/zu dürfen. und allein dafür bin ich schon dankbar. und auch für eure anteilnahme liebe grüße liara liebe koko, missbrauch ist ein hartes wort und irgendwie trifft es auch zu. aber ich glaube auch, dass er einfach nur froh war, dass ihm überhaupt jemand zugehört hat. und auch die eigenschaft von suchtkranken ohne rücksicht auf verluste andere zu benutzen steht außer frage. was nun mein gedicht betrifft, habe ich mir gedanken gemacht, was das verklärende daran sein könnte und ich denke es ist dieser satz: "heut blüht vorm fenster der flieder und ich sing wie er meine lieder jahr für jahr" aber ich spiele nicht wegen ihm gitarre und ich singe auch nicht deswegen, wir sind viele musische leute in unserer großen familie. allerdings war es mir insofern wichtig, dass mich dieses geschehen dazu bewogen hat meinen allerersten eigenen (und befreienden) song zu schreiben und zu singen - auch wenn er für immer verschwunden ist. und ich glaub, er war gar nicht schlecht. zur gedichtform. ja, ich habe einen eigenen stil, (an dem ich auch noch arbeite und hoffentlich verbessere) der vielleicht nicht jedem gefällt, aber ich wäre mit etwas hilfe und unterstützung gerne bereit, meinem gedicht ein zweites entgegenzustellen in klassischer form und mit herausgearbeiteter traurigkeit des kindes. meines erachtens könnte da thematisch das sonett die beste form sein. ich schau mal, ob ich in der nächsten zeit etwas auf die beine stellen kann. nochmals mein herzliches dankeschön liebe grüße liara Geändert von Cheeny (19.07.2017 um 00:48 Uhr) |
18.07.2017, 20:21 | #10 | |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
|
Liebe Liara,
__________________
. © auf alle meine Texte
|
|
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|