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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.02.2019, 18:51   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Licht und Schatten

Ein scheues Licht aus einem Pappkarton,
ein schwaches Flackern, wer bemerkt es schon
in all dem grellen Gleißen ringsumher,
bei aller Dunkelheit, die regenschwer,

vom Neonglanz des Wohlstands übertaut,
den er in ferne Wolkenkratzer baut,
sich in die letzten stillen Bilder frisst,
bis man die feuchten Pappkartons vergisst.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 13.02.2019, 13:59   #2
AAAAAZ
Wortgespielin
 
Registriert seit: 18.07.2014
Ort: NRW
Beiträge: 664
Standard

Hi eKy,

das scheue Licht auf einem durchnässten Pappkarton ist für mich eher vorstellbar, als aus dem Karton.
Im Kontext zum Blendwerk des bröckelnden Wohlstandes gehe ich mal davon aus, dass hier vielleicht eine Bretterbude im Kontrast zum Hochglanzwolkenkratzer dargestellt werden will, wenn denn das Blendwerk des bröckelnden Wohlstandes überhaupt gemeint ist.
Könnte ja z.B. auch eine ganz normale Stadtmäusefamilie mit Taschenlampe aus einem Tiermärchen gemeint sein. Papa bringt seine Mäusebabies gerade ins Bett und erzählt den Kleinen eine Gutenachtgeschichte unterm unscheinbaren Karton.
Die phosphoreszierende Farbe irgendeines Schimmelpilzes wäre genauso denkbar, oder die optische Täuschung durch Reflexionen gleißenden Lichtes. Die Glühwürmchenfamilie lass ich mal außen vor.
Als knallharter Kritiker an sozialen Missständen hattest du womöglich auch einen menschlich bewohnten Pappkarton als notdürftigen Nässeschutz vor Augen. Und die Entmenschlichung soll vielleicht in der Entpersonifizierung des Textes ihren Widerhall finden.
Mensch ziehen vorüber, und der Autor weist mit seinem moralischen Zeigefinger auf die nasse Pappe. Er legt Vorbeiziehenden quasi den Finger in die Wunde ihrer Unachtsamkeit.
Du fügst in S2Z2 plötzlich ein er ein, ohne ihn zu benennen. Wo kommt der her? Ist er der Liebe Gott? Donald Trump, Erdogan, ein Statussymbolträger und Machtdemonstrierer, oder ein Architekt von Hochhäusern?
Auch wenn man den Text in seinen vagen Andeutungen belassen wollte, was ihn übrigens sehr stark machen könnte, so muss er mEa aufpassen, nicht komplett missverstanden zu werden.
"Übertauen" als Neologismus oder auch Antonym zu Überfrieren ist für mich ein überaus starkes Bild.
Mit kleinen Änderungen und Andeutungen ließe sich die Deutungsdiversität sicher beheben, wenn denn klar sein soll, worauf das Gedicht hindeuten will.
gerne gelesen, AZ

Geändert von AAAAAZ (13.02.2019 um 15:07 Uhr)
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Alt 13.02.2019, 17:14   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Az!

Ja, ein menschlich bewohnter Pappkarton ist gemeint.

Das "er" bezieht sich auf den "Wohlstand" in der Vorzeile.

Dies entstand aus einem Bild, das mir aus vielen amerikanischen Filmen oder Dokus geläufig ist: Mensch, die in Pappkartons hausen, unter Brücken die Straße entlang gestapelt, bis der nächste Regenguss sie aufweicht und fortwäscht - und all das vor dem illuminierten Panorama himmelstürmender Skylines! Welch ein Kontrast, und welch eine Armutserklärung des sozialstaatsverachtenden Kapitalismus in Reinkultur! >

LG, eKy
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