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Alt 22.03.2017, 11:25   #1
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heimkehrerin
 
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Standard großmutter

hand in hand
huflattichbehütet
durch wälder streifen
steinobelisken erforschen
den feuersalamander zähmen
moosbewachsne treppen erklimmen
teufelskrallen und trollblumen grüßen
den duft von narzissenfeldern trinken
heimrudern auf tiefschwarzem wasser
mich sicher fühlen mit dir
im turm über dem see
gewittern trotzen
und blitze zählen
hand in hand




.märz_2017
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Alt 22.03.2017, 12:38   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fee!

Du weißt, ich bin kein Freund des Ungereimten, aber diese Zeilen sind in Bildern und Endrücken, Emotionen und Erinnerungen der Kindheit so intensiv und mir nahe, dass ich dich einfach dafür loben MUSS!

Ich hatte zwar nie das Glück, meine Großeltern zu erleben - die letzte Oma starb, als ich 2 Jahre alt war - ich habe keine bewussten Erinnerungen an sie.
Dennoch verbinden deine Zeilen mich so intensiv mit sorgsam gehüteten Kostbarkeiten aus der Erlebniswelt meiner Kindheit, dass ich dein Gefühl nur zu deutlich nachvollziehen kann. Nur teilen konnte ich diese Erlebnisse mit niemandem - aber das macht sie, zumindest für mich, nicht weniger wertvoll.

Sehr gern gelesen und seufzend gelächelt!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.03.2017, 13:12   #3
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heimkehrerin
 
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Ui, danke, lieber Erich!

DAS Lob aus deiner Feder bedeutet mir wirklich viel!

Meine Großmutter war meine Mentorin. Von ihr habe ich die Liebe zur Natur, das Staunen-Können und Empfänglich-sein für die Magie der einfachen Dinge gelernt. Die Liebe zu klassischer Musik, zu Malerei und zu Gedichten. Jeder Tag mit ihr war gefüllt mit intensiven Sinneseindrücken. Sie wusste, wie man genießt und sie war eine großartige Erzählerin.

Sie ist leider viel zu früh gestorben (als ich neun Jahre alt war). Ich vermisse sie auch heute noch schmerzlich.

Umso mehr freut mich, dass die Erinnerungen in meinen Bildern auch für dich wirken.
Meine Großmutter und ich waren viel am Grundlsee und hatten das Glück, damals in der Villa Castiglione zu wohnen (die Villa und der große Seegrund samt Waldstück gehörten damals der Handelskammer und waren Erholungsheim für die Angestellten). Eine verwunschene Zeit inmitten großartiger Natur und einem großen Schloss, in dem ich und meine Oma jeden Tag Abenteuer erlebten.

Den Obelisken dort gibt es noch heute. Und auch die anderen Bilder sind in mir noch immer lebendig. Fast höre ich noch den Regen im Wald von den Blättern tropfen. Auf meinen Huflattichhut.

Danke für das schöne Lob! Ich hab jetzt fast ein paar Tränchen vor Rührung in den Augen.

Lieber Gruß,
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Alt 22.03.2017, 14:02   #4
Thomas
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Liebe Fee,

ich möchte die Form auch loben.

Es hat mich an meinen Opa erinnert, er war Lehrer und ist mit mir und meinem Bruder immer stundenlang im Wald spazieren gegangen. Er kannte jedes Kraut, jeden Baum, jeden Käfer und jeden Vogel... Ich habe inzwischen viel vergessen. Wie schön, dass mich dein Gedicht an ihn erinnert hat.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 22.03.2017, 18:09   #5
Dana
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Liebe fee,

wunderschön und gelungen.
Selbst wenn die "Oma-Erlebniss-Erinnerungen" für jeden von uns andere sind - steigen Bilder auf, man ist berührt und lächelt.
Ich hatte meine Oma bis zum 6. Lebensjahr "ganz für mich". Meine Mama musste arbeiten. (Es waren Jahre ohne jegliches Spielzeug, ohne irgendwelche "Extras".) Meine Oma war eine Zauberin. Fast alles spielte sich im Garten, unter Obsbäumen oder auf dem Hof ab. Egal wie viele Kinder dazu kamen, sie wurden eingebunden in Geschichten und in Rollen. Einmal wollte ich eine echte Prinzessin sein. Sie hat einfach eine Gardine im Zimmer abgenommen und hat sie mir mit Blumen zum prächtigen Schleier arangiert. Ich könnte tausende Geschichten erzählen.
Dann war sie einfach weg. Ich habe es lange Zeit nicht wirklich erfasst. Im Zuge der Familienzusammenführung ist sie nach Deutschland zu meinem Opa abgereist. Den Opa habe ich nie kennengelernt.
Nach weiteren sieben Jahren sah ich sie wieder und hatte sie wieder.

Bestimmt gehe ich heute mit Erinnerungen an meine liebe Oma schlafen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.03.2017, 19:00   #6
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heimkehrerin
 
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Danke, lieber Thomas!

Ich freue mich sehr, dass mein Gedicht bei dir schöne Erinnerungen geweckt hat!! Das ist wohl das schönste Lob, das man bekommen kann!



Zitat:
Zitat von Dana Beitrag anzeigen
(Es waren Jahre ohne jegliches Spielzeug, ohne irgendwelche "Extras".) Meine Oma war eine Zauberin....

....Ich könnte tausende Geschichten erzählen.
Dann war sie einfach weg....

...
Nach weiteren sieben Jahren sah ich sie wieder und hatte sie wieder.

Bestimmt gehe ich heute mit Erinnerungen an meine liebe Oma schlafen.
Danke, liebe Dana!

Dein Kommentar rührt mich zutiefst an! Unser beider Omas waren sichtlich beide Zauberinnen. Ich empfinde das genau gleich. Wie schön, dass du das auch so erleben durftest!

Und schön, dass du sie wieder bekamst. Bei mir war sie auch einfach weg - und zwar für immer und ganz überraschend. Ich war damals neun und hatte keine Chance mich zu verabschieden. Auch zum Begräbnis durfte ich nicht mit. Daher konnte ich mich nie richtig verabschieden.

Ich bin meiner Oma sehr sehr ähnlich in sehr sehr vielen Dingen (wie meine Mutter - meist zwar eher unfreundlich gemeint - nie müde wurde zu betonen...etwas, für das ich ihr heute jedoch dankbar bin, sonst wüsste ich nicht, in WIE vielen Dingen). Dadurch fühle ich mich ihr sehr verbunden und denke mir, dass so wenigstens etwas von ihr in mir weiterlebt.

Ich wünsche dir für heute Nacht schöne Träume von deiner Oma!

Liebe Grüße,
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Alt 22.03.2017, 20:04   #7
Kokochanel
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Liebe Fee,

eigentlich steht es unter Beschreibung falsch, da die Bilder sehr viel Gefühl transportieren und einen direkt zur eigenen Kindheitserinnerung leiten.
Was man an deinen Bildern sieht, ist es nicht der Erlebnispark,der nachhaltig in Erinnerung bleibt - es sind die vielen stillen Momente , die Liebe und die Zuwendung der Oma.
Auch ich kenne das. Materiell sehr eingeschränkt war meine Oma nicht in der Lage, als Kriegerwitwe m ir große Ausflüge und Eskapaden zu ermöglichen.
Aber auch ich habe hunderte von Momenten, die voller Stille und Liebe waren, als Bilder in Erinnerung. Der Roggensemmel mit Honig, den es heute gar nicht mehr gibt, den ga es nur bei Oma. Der Wärmestein im eiskalten Schlafzimmer im dicken Federbett, das gab es nur bei Oma. Und jeden Tag ein Ei von eigenen Hühnern.
Ich verbrachte jeden Vormittag bei ihr ab meinem 2. Lebensjahr, später bis zur Grundschule den ganzen Tag, da meine Mutter arbeiten musste. Und da ich mich später nach einiger Zeit beständig weigerte, den Kindergarten zu besuchen Auf dem Hof habe ich viel Natur gesehen. Die innige Beziehung zu Tieren aller Art, Bäumen und Stille habe ich von dort mitgenommen.
Schöne Bilder habe ich auch an meinen Vater im Kopf und im Herzen, der oft früh morgens am Wochendende mit mir in den Wald auf den Hochsitz ging um Rehe zu beobachten. Der Duft der Gräser, des Harzes, all das hab ich tief in mir drin.

Ja, es sind diese Momente und ich hoffe, so etwas auch meinem Enkel mitgeben zu können. bei Töchterchen hat es geklappt.

Schönes Werk. LG von Koko
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Alt 22.03.2017, 21:03   #8
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Danke für den schönen Kommentar, liebe Koko!

Ja, es muss nicht der Erlebnispark sein und auch nicht das Mega-Spielzeug-Geschenk. Du hast völlig Recht!

Das, was in Erinnerung bleibt und was zählt, ist, wie unsere Großeltern uns mit ihrer Liebe umhüllt und uns für den Zauber der einfachen Dinge empfänglich gemacht haben. Wie sie sich ganz und gar auf uns in unserer kindlichen Erlebniswelt eingelassen haben und wir dort ganz geliebtes Kind sein durften.

Überhaupt bin ich überwältigt von dem Echo, das mein Gedicht hier auslöst. All die vielen innigen und liebevollen Erinnerungen, die hier (mit)geteilt werden - das ist total schön! Die Roggensemmel mit Honig war sicher paradiesisch gut



Liebe Grüße,
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Alt 23.03.2017, 09:04   #9
Kokochanel
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ja, das war er, liebe Fee! Später habe ich mir das Brot öfters mitbringen lassen, aber irgendwann starb der Bäcker und es wurde nicht mehr gebacken. Bckshops kennen sowas nicht.
Wir haben viel gespielt zusammen. Wir hatten da so ein Würfelspiel, weiß gar nicht mehr wie das ging. Später, als sie ganz alt war ( sie wurde 94), bin ich oft hingefahren und habe es für sie mit ihr gespielt. Damals wollte ich es spielen als Kind, später wollte sie es spielen- so muss es sein.
Was ich im Moment im Forum schön finde ist, dass viele persönliche Gedichte kommen , auf die man auch etwas persönlicher antworten kann und sich etwas mit nehmen. Das ist schön für die Atmosphäre hier, finde ich.
Habe in meinem ersten Buch auch ein Gedicht für meine Oma. Ich suche es mal raus.
LG von Koko
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Alt 23.03.2017, 09:28   #10
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Zitat:
Zitat von Kokochanel Beitrag anzeigen
Was ich im Moment im Forum schön finde ist, dass viele persönliche Gedichte kommen , auf die man auch etwas persönlicher antworten kann und sich etwas mit nehmen. Das ist schön für die Atmosphäre hier, finde ich.
Habe in meinem ersten Buch auch ein Gedicht für meine Oma. Ich suche es mal raus.

Oh ja, bitte, liebe Koko!
Das Gedicht würde ich gerne lesen!

Stimmt - das ist etwas, das mir auch aufgefallen ist: man hat hier auf dem Eiland nicht diese Berührungsängste, was persönlich gehaltene Gedichte angeht. Das hat echt Seltenheitswert und macht diesen Ort für mich zu dem "sicheren Lyrikforenhafen", der er auch ist. Etwas, das wir definitiv der konsequenten Forumsleitung von Dana und Faldi zu verdanken haben! Und natürlich auch der Zusammensetzung der User hier. Die bringen halt alle die nötige Gelassenheit mit und sind so herrlich frei von Starallüren.

Ich weiß nur zu gut, wie das auch ganz ganz anders sein kann.

Ich hab auch noch irgendwo ein schon etwas älteres Großmutter-Gedicht, das auch den Grundlsee und meine gemeinsame Zeit mit meiner Oma dort behandelt. Ich geh es auch mal suchen.

Lieber Gruß,
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