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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 13.12.2011, 23:42   #1
Lord Skarak
Gast
 
Beiträge: n/a
Pfeil So, dann kommentier ich jetzt auch mal wieder was.

Hallo Aurora und willkommen im Forum!

Normalerweise beginne ich einen Text zunächst immer technisch zu zerfasern. Naja, JETZT ist normalerweise: Die Metrik Deines Textes weist ein gewisses natürliches Alternieren auf, allerdings sieht es auf den ersten Blick nicht so aus, als hättest Du irgendein spezielles Versmaß angestrebt. Der Reim ist teilweise ein wenig "ungerade" (z. B. Verstummt/Hund). Gut, aber Du sagst ja selbst, dass Du Dir keine Gedanken über Formales machst. Also weiter zum Inhalt.

Prinzipiell muss ich sagen, dass ich Alpträume als etwas sehr interessantes empfnde. Man kann m. M. n. gerade aus Alpträumen sehr wirksame poetische Bilder machen, die den Geist (wenn gewisse Prinzipien beachtet sind) auf eine ganz eigentümliche Weise berühren, für mein Erachten stärker, als es durch Beschreibungen realer Szenaria möglich ist. Nun muss ich aber bemerken, dass Du, was die Wahl der Bilder betrifft, keinen allzugroßen Gebrauch von den assoziativen Möglichkeiten machst, die einem durch den Traum an sich als eine Art Spielraum zuteil werden (ich meine stark surreale Bilder, die bei der Beschreibung konkreterer Gegenstände wohl etwas deplatziert wirken würden). Du setzt auf für meine Begriffe relativ... ich sage mal "vertraute" Bilder wie lauernde Tote, Assoziation von Toten mit Gräbern, Nebelschwaden die einen umhüllen, Baumgesäumte Wege, Schicksalsboten etc. und näherst Dich im Laufe des Textes immer mal wieder etwas weniger "herkömmlichen" Bildmustern an, z. B. bei: verstummender Geisterchor nach dem ein Hund bellt, zitternde Bäume, blutige Wände (da denke ich irgendwie an Silent Hill). Wohl gemerkt, diese Bilder wirken etwas weniger altbekannt. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass es eher ein Erstlingswerk ist. Was ich damit sagen will ist... also auf mich wirkt der Text nicht wirklich stark wenn es allein um die Technik und die Bilder geht. Auch die etwas eigentümliche Formulierung "Von allen Unwissenden befreit" will sich mir ihrer Bedeutung nach nicht recht erschließen. Natürlich könnte man das als eines der assoziativen uns mithin verworrenen Elemente des Traums bezeichnen (ebenso finde ich die Formulierung "Unschuld ERkannt" statt "GEkannt" eigentümlich, allerdings habe ich dazu einen Ansatz). Also was haben wir? Wir haben eine Szeneriebeschreibung die doch relativ eindeutig einen Eindruck allgemeinen Schwärzens, Vergehens, Invertierens, Beschmutzens vermittelt. Das könnte sehr wohl mit einer Art "andersartig" gewordenen Wahrnehmung des LyrischenIchs zusammenhängen (und eine solche andersartige Wahrnehmung würde möglicherweise das Phänomen der "Unschuld" als etwas Falsches, vielleicht Aufgesetztes betrachten, weshalb man streng genommen sagen könnte, jene Wahrnehmung "erkennt" das Prinzip Unschuld nicht mehr. Sollte das als Erklärungsmuster zu weit hergeholt sein (wovon ich fast ausgehe) korrigier mich ruhig. ). "Von allen Unwissenden befreit", also wenn da jetzt "von alleM" stände, könnte ich irgendwie davon ausgehen, dass es sich um eine Art "Erwachen" handelt (was in einem Traum schon komisch ist, aber an sich erwacht man ja tatsächlich in das Traumbewusstsein hinein. Man schläft Stück für Stück ein, was aber aus Sicht der Traumwelt als eine Art graduelles in die Traumwelt hinein wachwerden bezeichnet werden könnte (zumindest wenn man es reichlich "primitiv" assoziiert)). Was ich durchaus denkwürdig finde, ist der letzte Satz, der den Traum explizit als solchen ausweist und das vorangegangene Schreckensszenario damit gewissermaßen entkräftet. Da scheint durchaus die Idee dahinterzustecken, den Leser zum Schluss von der Sache zu "dissoziieren". So gewinne ich den Eindruck, dass Du sehr wohl gewisse Strukturen lyrisch verwirklichen kannst (du verwendest instinktiv gewisse rhetorische Effekte und auch alternierenden Rhythmus), dass es aber in der Umsetzung hapert (was an der Motivation, der Erfahrung, etc.. liegen kann). Ich verfüge aber über keinen Wisch der mir irgendwelche Lehrautorität auf solchen Gebieten bestätigt, das heißt ich spreche aus meiner subjektiven, unreflektierten Empfindung heraus, die bisweilen auf irrigen Annahmen basiert. Und nein, ich sehe z. B. Metrik nicht als etwas zwingend Notwendiges an, sie ist kein eindeutiges Qualitätsmerkmal der Lyrik, aber umgekehrt sollte es schon erwähnt sein, dass es vielleicht ein Merkmal von "schreiberischem Potential" ist, wenn jemand natürlicherweise auf eine gewisse Metrik kommt ohne es zu wollen. So, jetzt bin ich müde. Soviel zu diesem Ansatz. Der Ansatz selbst ist meiner Ansicht nach ausbaufähig, seine momentane Umsetzung ist nicht nach meinem Geschmack. Das Rohmaterial Deiner Gedanken könntest Du für meine Empfindung viel effektstärker verwenden.

Liebe Grüße,
Skarak

Geändert von Lord Skarak (13.12.2011 um 23:45 Uhr)
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