Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Strandgut > Beschreibungen

Beschreibungen von Personen, Dingen, Zuständen, Stimmungen, Gefühlen, Situationen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 15.03.2018, 20:14   #1
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard Der Zugreisende

Er achtet nicht auf das, was vor den Scheiben
vorüber stürmt, er hat es schon so oft
gesehen. Daher und stattdessen bleiben
die Blicke lang und puppengleich und treiben
bewusstlos durch den Raum. Es scheint, er hofft,

in seinen eignen kleinen Raum zu fliehen,
wo keine Zeit mehr ist und kein Termin.
Man sieht es sich durch die Gebärden ziehen -
ein stummes Fragen jahrelanger Mühen:
Lebt er sein Leben oder lebt es ihn?
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2018, 21:56   #2
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard

Erste Sahne.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2018, 22:47   #3
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Jup.

Stimme Terrapin voll zu.

vlg

ev

PS: deine schrift wandelt sich etwas, oder täusche ich mich?
  Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2018, 23:01   #4
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Vielen Dank an euch beide! Es freut mich, dass es euch gefällt

@EV: Mit "Die Buche" und diesem Gedicht, habe ich versucht etwas Abstand von mir zu nehmen und zu einem Beobachter zu werden. In mir ist der Gedanke aufgekommen, dass ich nur ein guter Dichter sein kann, wenn ich lerne genauer hinzusehen.
Auch hatte ich in letzter Zeit das Gefühl, dass ich mich mehr und mehr in Adjektiven und Adverben verloren habe. Auch diese habe ich in diesen beiden Gedichten reduziert und erhoffe mir, so wieder ein besseres Gespür dafür zu bekommen.

Du täuschst dich also nicht

Viele Grüße,
Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte.
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 11:36   #5
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ja, da hast du recht.

Selbst Rilke hat bei seinem Panther und dem Karusell mehrere Wochen beobachtet, bevor er die Gedichte in Paris schrieb.

vlg

EV
  Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 12:25   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo Laie,

ein Mensch, der von seinen Pflichten aufgefressen wird und keine Zeit mehr hat,
an sich selber zu denken -
das ist wohl das Fazit deiner dicht gewebten Zugfahrer-Studie.

Toll gemacht und auch mir ist die doch für dich ungewöhnlich sachliche Wortwahl aufgefallen.

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 12:30   #7
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Laie
 
Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
Standard

Hi EV,

es ist bedauerlich, wie viel den Sinnen entgeht. Ich bin einer dieser Menschen, die bei jeder Gelegenheit ihr Smartphone in der Hand halten. Ich lese zwar darauf meistens Nachrichten, wissenschaftliche Artikel oder Lyrik. Aber all das ist nicht förderlich, will man das eigene Schreiben verbessern. Und ich merke jetzt schon, wie mir die Zeit ohne Handy in der Hand gut tut, und das genauere Wahrnehmen meiner Lyrik


Hi Chavali,

du hast es sehr gut resümiert. Genauso kam es mir vor.

Die Gründe für das Sachliche habe ich ja bereits versucht darzulegen. Es ist wie ein Abstecher, um dann - vielleicht etwas nüchterner - wieder zu emotionaleren Wegen zurückzukehren. Natürlich kann es sein, dass meine Ding-Gedichte (sind sie das?) nicht von der Qualität sind, wie sie andere schreiben. Oder dass viele sie schlechter finden als das, was ich sonst hervorbringe. Aber mir hilft es, denke ich, aus meinem Verlorensein, und ich werde zwischendurch sicher auch geschmücktere Gedichte fertigbringen

Habt vielen Dank für eure Kommentare!

Viele Grüße,
Laie
__________________
Schreiben, wie Monet malte.

Geändert von Laie (16.03.2018 um 12:41 Uhr)
Laie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 13:57   #8
Sufnus
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Mir gefallen Deine neuesten Versuche, Dich beim Schreiben etwas anders zu positionieren, ausgesprochen gut, Laie (ohne dass dies im Geringsten bedeuten würde, dass mir die "älteren" Sachen weniger Gefallen).

Die Reduktion von schmückenden Beiwörtern habe ich schon bemerkt und ich glaube, dass ist eine gute Möglichkeit, um sich zur gründlicheren Suche nach treffenderen Hauptwörtern und Verben zu motivieren.

Ansonsten sehe ich interessanterweise eigentlich weniger eine stärkere Zuwendung zu den Dingen bei Dir sondern eher (fast im Gegenteil) eine Tendenz zu vermehrter Interpretation der Dinge - das LI tritt meines Erachtens etwas stärker als Kommentator oder Deuter in den Vordergrund, so dass philosophische Aspekte stärker anklingen... aber das liest jeder irgendwie anders... Zeichen der hohen Qualität Deiner Verse!
  Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 20:40   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Laie!

Herausragend geschrieben - bis auf S2Z3, da erscheint mir die Formulierung suboptimal. Das vorausbezügliche "es" schafft erst mal Verwirrung, da verliert man rasch mal den roten Faden - und dieses "man sieht es sich ... ziehen" lässt meines Erachtens doch sprachliche Erhabenheit vermissen ...

Da beide Zeilen gleichen Reimes sind, fiele eine Umstellung leicht:

"Man fühlt das Fragen jahrelanger Mühen
durch stumme Mienen und Gebärden ziehen:
"

Nur so als Idee ...

Allergernst gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (16.03.2018 um 20:45 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2018, 20:48   #10
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hi Laie,

Das ist durchdacht und trotzdem intensiv, vielleicht, weil es durchdacht ist.

Einfach super

LG sy

  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:53 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg