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Alt 24.01.2012, 12:42   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Calw

In weiten, sanften Bogen friedlich wiegend
fließt still die Nagold durch ihr enges Tal.
Sich nahe an des Flusses Ufer schmiegend
liegt Calw gebettet, eng gesäumt und schmal.

Der Nadelwald steht an den steilen Hängen,
ist Schwarzwaldrand, der an die Häuser ragt,
als wollte er die hübsche Stadt bedrängen,
die sich hinauf bis in den Abhang wagt.

Geheimnisvoll schwebt über allen Dingen
des großen Dichters genialer Geist;
er scheint noch heut die Herzen zu durchdringen,
wie jeden, der die Hesse-Stadt bereist.

Die schmucken Fachwerkbauten, große, kleine,
das alles kannte ich schon einst als Kind,
in all dem find ich rote Buntsandsteine,
die mir so lang vertraute Heimat sind.

Wie auch der Markt und die Kapellenbrücke,
der Hohe Fels, so mächtig, imposant -
all dies gehört zu jenem tiefen Glücke,
das ich in Calw und seinen Gassen fand.

Hier durfte ich die jungen Hörner reiben,
vom Bast der Ahnungslosigkeit befrein,
hier spür ich das Zuhause, will ich bleiben,
hier soll auch meine letzte Bleibe sein.

Geändert von Galapapa (29.01.2012 um 09:19 Uhr)
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Alt 24.01.2012, 17:29   #2
fee
asphaltwaldwesen
 
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Standard

ein wunderbar inniges gedicht an die heimat, die wurzeln und eine anscheinend wunderschöne stadt, galapapa!


stadt- und landschaftsbeschreibungen scheinen mir mit zum schwierigsten in der lyrik zu gehören. allzu leicht werden die bilder zu verwaschen, klingt ein lobgesang auf die heimatstadt wie der andere, denn jeder preist die einzigartigkeit und schönheit und alle sind sie einzigartig und schön. doch hier hast du mich voll und ganz für calw und deine dichtkunst gewonnen!

ich seh das städtchen direkt vor mir. und dein gedicht hat mich neugierig gemacht. als großer hesse-fan sowieso gleich nochmal mehr. ich muss mal ein wenig nach ansichten von calw stöbern.

danke für dieses schöne stück poesie voller bilder und schöner melodie.


lieber gruß,

fee


nachträgliches PS nach google-suche:

was für ein schönes städtchen und DAS hier ist total gut gemacht: w w w.hermann-hesse.de/multimedia/hesse-rundg%C3%A4nge/auf-hermann-hesses-spuren-durch-seine-heimatstadt-calw
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (24.01.2012 um 17:34 Uhr)
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Alt 26.01.2012, 20:24   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Galapapa,

ich glaube, Hermann Hesse hätte dieses Gedicht auch sehr gefallen.

Kein Wunder also, wenn Calw deine Heimat ist, daß du dich von diesem großen Geist inspiriert fühlst.

Dein Gedicht zeigt den gereiften und erfahrenen Dichter und ich mag gar nicht mehr dazu schreiben, als daß auch ich sehr angetan von deinen Zeilen bin.

Manchmal sollte man lieber schweigen und solche Verse einfach nur still wirken lassen.

Trotzdem freut sich der Dichter sicherlich auch über eine kleine Anerkennung.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 26.01.2012, 21:14   #4
Chavali
ADäquat
 
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Lieber Galapapa,

was für eine schöne Liebeserklärung an deine Heimat!
Das kann ich gut nachvollziehen, denn ich schrieb auch einige mit diesem stark heimatverbundenen Gefühl.

Als Leser fühlt man sich versetzt in die bunten Gassen mit all seinen Fachwerkhäusern,
man wandert durch den hohen Tannenwald und atmet seinen würzigen Duft.

Bin gern mitgewandert und habe mich an den Naturschönheiten erfreut


Ein sehr schönes, ausgereiftes Gedicht.

Hat mir sehr gut gefallen!

Die Chavali grüßt dich herzlich
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 26.01.2012, 21:26   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe fee,
danke für Dein einfühlsames Lob!
Wie Recht Du hast mit der Schwierigkeit solcher Texte. Ich hab lang daran gesessen und gefeilt, zwei Strophen sogar ganz neu geschrieben.
Es war mein erstes mit einer solchen Thematik und ich bin sehr schnell auf diese "Lobgesang-Problematik" gestoßen, die Du erwähnst.
Umso mehr freut mich Dein Lob, denn es gibt mir ein Stück mehr Zuversicht, dass es auch irgendwie gelungen ist.
Hast Du ein paar ansprechende Bilder von Calw gefunden? Die Brücke mit der Nikolauskapelle, den Markplatz mit den eindrucksvollen Fachwerkbauten?
Die Fotos können die Wirklichkeit und ihre Wirkung auf den Beschauer natürlich nicht ersetzen.
Ein Besuch lohnt sich, für einen Hesse-Fan allemal. Am oberen Ende des Marktplatzes gibt es etwas, was eine Hesseverehrerin auf jeden Fall gesehen haben muss: Das Hermann Hesse-Museum mit einer Sammlung eindrucksvoller und einmaliger Dokumente über das Leben des Dichters.
Also wenn Du mal in der Nähe sein solltest: Ein Muss!
Nochmals danke fürs Lesen und Kommentieren verbunden mit lieben Grüßen!
Galapapa

P.s: Die Herrmann Hesse-Site ist wirklich gut gemacht, da pflichte ich Dir bei. Für alle Leser: Wer nicht die lange Adresse schreiben will: Über "www.hermann-hesse.de" auf "Multimedia" und dort "Rundgänge" und "Literarischer Spaziergang" anklicken.

Hallo Falderwald,
Dein Kommentar und Dein Lob sind mir eine Ehre! Und ob ich mich über Deine Anerkennung freue, zumal Du mir dieses schöne Kompliment machst:
Zitat:
ich glaube, Hermann Hesse hätte dieses Gedicht auch sehr gefallen
Sehr angetan bin ich natürlich auch von Deiner Einschätzung "gereift und erfahren", wenngleich ich mich immer noch in den Anfängen fühle und eigentlich noch ganz viel lernen möchte. Aber eines habe ich schon verstanden: Sich weiter zu entwickeln ist ein fortwährender Prozess, der erst endet, wenn man den Stift für immer weglegt.
Das gilt hoffentlich auch noch für mich; die Nachkommenden schreiben wohl heute schon: "...erst endet, wenn man den Laptop für immer zuklappt."
Danke nochmal und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Liebe Chavali,
gerade habe ich meine Antworten an fee und Falderwald eingestellt, da sehe ich Deinen Kommentar!
Deshalb klebe ich meine Antwort an Dich als Änderung unten dran:
Hab lieben Dank fürs Lesen und für Dein Lob!
Schön, dass Du ein paar Bilder von Calw durch meine Worte empfangen konntest!
Den Tannenwald mit seinem Duft und seiner friedvollen, erholsamen Ruhe genieße ich recht oft. Auch deshalb brächte mich nichts mehr von meiner Heimat weg (die Wurzeln sind auch viel zu alt und zu dick ).
Danke und liebe Grüße an Dich!
Galapapa

Geändert von Galapapa (26.01.2012 um 21:59 Uhr)
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Alt 27.01.2012, 11:22   #6
horstgrosse2
Gedankenspringer
 
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@Galapapa


Gefällt mir außerordentlich.
Hier schau mal:
Zitat.
„des großen Dichters genialer Geist“
eines genialen Dichters heller Geist
Ich weis“eines“ wird so betont:Xx. Man könnte es aber auch xX betonen, was meinst du?
Ansonsten, verwerfe den Vorschlag.
Tschüss.
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Alt 27.01.2012, 13:28   #7
Galapapa
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Hallo horstgrosse2,
danke für Dein Lob!
Du hast Recht, man könnte "eines" auch auf der zweiten Silbe betonen; trotzdem würde man beim Lesen unweigerlich erst mal über diese Stelle stolpern da diese Betonung ungewöhnlich ist.
Falls Du Dich an dem Wort "ganial" störst, das ließe sich einfacher ersetzen, z.B. durch "schöpferisch".
Aber ich glaube Dir ging's um den unbestimmten Artikel.
Danke, mit herzlichen Grüßen!
Galapapa
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Alt 28.01.2012, 20:25   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Galapapa,

ich habe so meine "leibhaftigen" Lieblingsdichter hier im Forum und noch mehr in den Regalen.
Einer aus dem Forum bist du und einer aus den Regalen ist H. Hesse.

Du bist dem Dichter Hesse gerecht geworden. Könnte er es lesen und beurteilen, er wäre sicher sehr angetan.
Seine Gedichte und seine Prosa (die vielleicht besonders) imponieren mit eigenem Stil und tiefgehender Beobachtungsgabe.
Peter Camenzind und Der Steppenwolf waren meine erste Begegnung mit ihm, danach erst seine Gedichte.

Man spürt in deinem Gedicht die hineingelegte Umsicht, die Mühe und Achtung - es ist dir gelungen.
Schöne Poesie, reich an Landschaftsbildern, Stadtbildern und über allem schwebt ein genialer Geist - nein zwei Geister.
Vielleicht erklärt sich dein Talent so von selbst.

Gern gelesen und voll des Lobes,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 29.01.2012, 21:23   #9
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo liebe Dana,
diesmal möchte ich mich zweimal herzlich bei Dir bedanken, einmal des Lobes für meinen Text und zum anderen des schönen Kompliments wegen, das Du mir gemacht hast!
Ob Hermann Hesse angetan gewesen wäre, weiß ich nicht und ich würde es auch nie wagen, mich in der Nähe seiner Fähigkeiten zu wähnen; dazu bin ich zu realistisch.
Eines aber mag sein: Dass Calw irgend einen mysteriösen Zauber, der beflügelt, ausübt auf seine Bewohner.
Immerhin leben wir hier auf der Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk auf unruhigem Grund und hier trennen geheimnisvolle Kräfte den Schwarzwald vom Hecken-und Schlehengäu. Ging man gerade noch auf dem Waldspaziergang an gewaltigen, roten Felsen vorbei, so kann man nicht unweit davon schon auf einem jener schneeweißen, in der Sonne gleißenden, kalkstaubigen Feldwege, die man von der schwäbischen Alb kennt, auf dem Heimweg sein.
Da auch Du Hesse und sein Werk magst, ein Tipp (falls nicht schon bekannt):
unter "www.hermann-hesse.de" findet man eine Menge Interessantes zum berühmten Calwer. Besonders empfehlenswert: "Nehmen Sie einen virtuellen Rundgang..." anklicken und dann "Literarischer Spaziergang". Schau und hör einfach mal rein, es wird Dich faszinieren.
Nochmal ganz lieben Dank und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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Alt 30.01.2012, 15:49   #10
ginTon
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hallo galapapa,,

Ich mag ja diese Formen der Natur- Umgebungsbetrachtung,

Zitat:
In weiten, sanften Bogen friedlich wiegend
fließt still die Nagold durch ihr enges Tal.
Sich nahe an des Flusses Ufer schmiegend
liegt Calw gebettet, eng gesäumt und schmal.
Diese Strophe finde ich sehr gut, gerade durch die Häufung der Verben, Adjektive etc. in der ersten Zeilen, entsteht im Metrum eine wiegende Atmosphäre.

Zitat:
Der Nadelwald steht an den steilen Hängen,
ist Schwarzwaldrand, der an die Häuser ragt,
als wollte er die hübsche Stadt bedrängen,
die sich hinauf bis in den Abhang wagt.
Diese Strophe finde ich auch sehr gut. Vom Ausdruck aus betrachtet, hätte ich statt "ist" den Artikel "der" bei Schwarzwaldrand verwendet, obwohl es eine Wiederholung und Häufung in der Strophe wäre.
Zitat:
Hier durfte ich die jungen Hörner reiben,
vom Bast der Ahnungslosigkeit befrein,
hier spür ich das Zuhause, will ich bleiben,
hier soll auch meine letzte Bleibe sein.
Gerade die Wiederholung von "hier" finde ich sehr gelungen, da sie den Leser direkt anzieht und betont Wo die Begeisterung des Schreibers Anklang findet.

insgesamt ein sehr schöner Text ..liebe Grüße gin
__________________
© Bilder by ginton

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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