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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 24.12.2011, 11:49   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Wir leben unsre Tage so....

Wir leben unsre Tage so,
als ob sie nie zu Ende wären,
so blind, naiv und hoffnungsfroh!
Mag uns das Schicksal auch bescheren
der dunklen Stunden Bitterkeit:

Wir harren weiter, suchen Helle
und drängen uns um jene Stelle,
ganz nah beim Feuer, nah beim Licht.
Wie Schafe sind wir, fassen nicht,
was letztlich doch erkannt sein muss:

Das Leben ist ein zarter Kuss,
ein Beben voller Endlichkeit!
So rücken wir einander näher.
Gelassen werdend spürn wir eher
den Wert des Liebens in der Zeit:

Es ist ein kleiner Funken Sehnen,
bereit, den Raum in sich zu dehnen
in alle, alle Ewigkeit.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (27.12.2011 um 08:00 Uhr)
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Alt 24.12.2011, 14:41   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, larin!

Ein schöner Text, der Schönes beschreibt!

Nicht nur das wechselnde Reimschema, auch gewisse Unregelmäßigkeiten darin machen das flüssige Lesen allerdings schwerer als erwartet.
Schauenwirmal:

ABABC
"wären/bescheren" ist nicht ganz astrein, aber das fällt kaum auf. Dass "Bitterkeit" (C) aber erst 7 Zeilen später einen (zufälligen?) Reim findet, das fällt schon auf. (In Z3 ist übrigens ein Punkt hinters Komma gerutscht!)

DDEEF
Die gereimte Verbindung zu S3 ist ungewöhnlich (F). Das stört den Gesamtrhythmus, da somit die normalerweise nachgestellte Zeile 5 in der Folgestrophe zur 1. Zeile wird.

FCGGC
"näher/eher" ist nicht perfekt, aber zulässig.

HHC.

Wie gesagt - das Gewöhnungsbedürftigste ist die unregelmäßige Verteilung von C sowie der strophenübergreifende Reim F.
Und die Strophenkerne, die jeweiligen Vierzeiler?

Wir haben der Reihe nach ABAB, AABB und ABBA.
Wäre nicht deine wunderbare Sprache und der damit zutiefst vermittelte Inhalt, ich hätte weniger Gutes zu so einem Sammelsurium zu sagen!

Dass du es dennoch schaffst, diesem "Gerüst" soviel Wortmagie einzuhauchen, spricht für dein dichterisches Genie...aber überlege mal, um wieviel besser dies noch sein könnte, wenn ihm eine geordnetere Abfolge zugrundeläge, die den Hörer im Zusammenspiel mit deinen Sprachzauber noch harmonischer durch die Zeilen wiegte!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.12.2011, 21:17   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

eine wunderschöne melodie,
ein wunderbarer klang und ganz viel wahres, liebe larin.

ein ganz und gar gelungener, leis-gewaltiger text!

sehr sehr gern gelesen! danke!


liebe grüße

fee
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Alt 25.12.2011, 15:45   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe larin,


für mich klingt und schwingt dieser Text auf leisen Flügeln und ganz harmonisch.
Bei dieser Art von Gedichten ist es ganz und gar überflüssig, irgendwelche Reime oder Silben zu zählen.

Einer der schönsten philosophischen Texte, die ich hier seit langem gelesen habe!

Danke und lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.12.2011, 07:59   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hi erich,
weißt du, das war so: das war ein sogannantes "sturzgedicht" - geschrieben um die mittagszeit des 24, nach überstandener, längerer krankheit.
ich wollte einfach sehen, was da kommt.

es kam sehr schnell, ohne längeres zögern, vom inhalt her für mich stimmig.
daher war der formalismus mir hier zweit-, wenn nicht drittrangig.

dass die strophen aber nicht in genauer regelmäßigkeit dastehen, ist mir schon aufgefallen.
ich habe mehrere anordungen probiert: vierzeilen, sechszeiler - das ergebnis war gleich unbefriedigend. dann wählte ich die obige form, weil sie mir noch am plausibelsten erscheint. hier endet die strophe am doppelpunkt, der dann auch eine zäsur beim vortrag ergibt.
dass am ende ein dreizeiler steht, stört mich insoferne nicht, als er ja die conclusio trägt, die dann hervorleuchtet.

"bitterkeit" sehe ich eher als reimsingle an - so wie man sich ja auch oft im RL vereinzelt fühlt, wenns bitter wird.
endlichkeit, zeit und ewigkeit am ende bilden ein kleeblatt.

dass das "gerüst" wortmagie" hat, liegt wohl eher an der tiefen dankbarkeit, die man empfindet, wenn man von der waagerechten wieder in die senkrechte gelangt ist. da schätzt man das leben wieder ganz neu. der hader um kleinigkeiten, mit dem man sich selber oder anderen oft den tag vergällt wird dann zur nebensache.
man nimmt die dinge an wie sie sind: durcheinander oder geordnet.
soalnge sie nur wahr sind und authentisch.
ich werd schon wieder mal was "perfektes" schreiben!
die tippfehler habe ich aber jetzt entfernt.


hallo fee, hallo chavali,
ihr habt die ergriffenheit gespürt, die ich beim kurzen blick über die "grenze" erlebte.....
so ist das mit der dunkelheit: sie lehrt uns, was licht ist.


liebe grüße an euch alle,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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