Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 28.09.2010, 16:43   #1
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard Im Garten meines Lebens

Im alten, wilden Garten meines Lebens
sitz ich inmitten von Gestrüpp und Gras.
Die Ordnung darin suche ich vergebens,
weil ich die Pflegearbeit stets vergaß.

Das Bild im Tümpel, es verschnürt die Kehle,
der Atem stockt mir und ich bin erschreckt:
Das Wasser spiegelt Narben meiner Seele,
in müder Teilnahmslosigkeit versteckt.

Vergeblich suche ich den Lohn, die Ernte
für alles Streben, die Beharrlichkeit.
Die Früchte, die das Schicksal still entfernte,
sind nur noch hohle Lücken in der Zeit.

Von ferne höre ich den Winter nahen,
im Schlepptau hat er diesmal keine Not.
Ich werde, wortlos nickend, ihm bejahen
die Frage nach dem Ende, nach dem Tod.
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2010, 11:59   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Lieber Galapapa,

selten habe ich so ein berührendes, sensibles Gedicht über eine gefühlte Lebenszeit gelesen.
Dass es in Finstere Nacht steht, ist sicher kein Zufall.

Ich bin von deinen Texten immer wieder begeistert.
Sie sind mit der Zeit immer besser geworden, auch tiefgründiger.
Dieses ist, so meine ich, eines deiner Besten.

Liebe Grüße!
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2010, 23:13   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Galapapa,

viele, sehr viele Menschen befinden sich in einem solchen Garten.

Dein Gedicht trägt aber keine pure Traurigkeit - für mein Gefühl.
Die letzte Strophe hat etwas Versöhnendes, weil sie den nahenden Winter folgerichtig sieht und bejaht.
Für mich ist es mehr eine philosophische Betrachtung, die Hell und Dunkel in das Sein einbezieht.

Der Mensch allein, der in jungen Jahren einen Garten anlegt, wird es immer nach seinem "Gefallen" tun. Das allein kann schon sehr unterschiedlich ausfallen.
Je nach "Wetterlage" gelingt es dem Menschen nicht immer, eine gewisse Ordnung zu hegen und zu pflegen. Um philosophisch zu bleiben, kann man hier schon eine Diskussion über jene Ordnung beginnen.

Mit den Jahren verliert der Mensch an Kraft und Willen. Darunter wird zwangsläufig die Ernte leiden. Außerdem ist der Garten manchmal so groß, dass er viel von der Ernte abgibt, dies aber seinen Garten nicht "ordentlicher" macht, höchstens "gütiger".

Und so endet er im wilden Garten seines Lebens. Er sollte nicht versäumen, den Reiz des Alten, des Schönen und Wilden zu sehen. Es gehört dazu, wie einst das angelegte Beet mit allem Werden - Hell und Dunkel.

Ich staune hier über mich und meine Neigung, im Traurigen "aufzublühen".
Jedoch, je länger ich darüber nachdenke, ist es gerade das!


Dein Gedicht ist "wunderschön traurig" und stellt ein interessantes Leben dar.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.10.2010, 15:40   #4
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard

Hallo Chavli,
schön, wieder von Dir zu hören! Danke für Deinen Kommentar und die wahrhaft motivierenden Worte!!
Besonders habe ich mich über Deine Bemerkung zu meiner Entwicklung gefreut. Ich fühle mich immer noch als Anfänger, registriere aber selber auch einen Fortschritt. Schön, das bestätigt zu bekommen!
Einen lieben Gruß an Dich!
Galapapa

Hallo Dana,
danke füe Dein schönes Lob und den ausführlichen Kommentar!
Mit Deiner Einschätzung, dass es sich nicht um pure Traurigkeit handelt, liegst Du genau wie ich. Das Annehmen können, ohne zu leiden, ohne Trauer zu empfinden, ist hier die Aussage, die auch einen "tröstenden" Aspekt hat. Das eigentlich Traurige ist, nach meiner Auslegung, die Erkenntnis, dass der "Garten" letzendlich nocht so odentlich geworden ist, wie das geplant war und die Einsicht, dass nun nichts mehr zu ändern ist.
Die Erfahrung, im Traurigen aufzublühen, ist etwas, was auch mich fansziniert und immer wieder staunen lässt.
Nochmals danke, mit einem herzlichen Gruß!
Galapapa

Geändert von Galapapa (01.10.2010 um 16:07 Uhr)
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:47 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg