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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 23.12.2010, 10:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Treibgut

Wir alle treiben, und die Richtung reute
so manchen, der nie wusste: Ach, wohin?
Wir sickern wie von gestern in ein Heute,
und lügen uns Geborgenheit und Sinn.

Laut rufen wenige uns wach, die denken!
Wir hören zu wie Steine auf dem Feld
und rühren uns soviel wie sie und senken
die blinden Blicke, die kein Auftrieb hält.

Wir alle treiben auf der nackten Erde
und sinken langsam ins Vergessen ein,
das uns begräbt; und unsere Gebärde
stirbt uns um Augenblicke hinterdrein.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.02.2019 um 19:31 Uhr)
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Alt 30.12.2010, 17:04   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Standard

Lieber eKy,
die Aussage macht betroffen, weil sie so stimmig ist.
Ein dickes Lob verdient eine große Philosophie, die du in drei lyrische und gut umgesetzte Strophen gefasst hast.

Verdammt! - möchte man da ausrufen, so kann es doch nicht sein.
Jedoch, wenn man es im Großen betrachtet, ist es so. Da wiegt das eigene "Aufwiegeln" kaum etwas auf.

Noch schlimmer: Selbst jene, die mehr und Größeres vollbringen, treiben fort.

Jede Strophe hat etwas, was mich beim Lesen besonders angesprochen (getroffen) hat:

Zitat:
Zitat von eKy
und lügen uns Geborgenheit und Sinn.


Wir hören zu wie Steine auf dem Feld

und sinken langsam ins Vergessen ein,
das uns begräbt;
Damit, mein Lieber, "untergräbst" du jede Diskussion. Auf jedes Argument kannst du dein Werk entgegenhalten.

Ich versuche dem Treiben an sich mehr abzugewinnen, um den "Momenten" einen Sinn zu geben. Anders kann ich mich nicht trösten.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 31.12.2010, 13:04   #3
Erich Kykal
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Liebe Dana!

Eine simple philosophische Wahrheit, ja! Wer die Welt bewußt erlebt, lernt, dass wir und all unsre Werke letztlich vergänglich sind, und meist waren sie - wie wir - unerheblich und austauschbar.
Das nagt natürlich am Selbstwertgefühl und am sublimierten Fortpflanzungstrieb, der der Welt unbedingt etwas "hinterlassen" will, und sei's nicht genetisch, dann eben in Worten und Werken, die im Gedächtnis des Volkes überdauern.
Jedoch - wie lange? Wo sind unsre Spuren in 10.000 Jahren? Ist ein "klein wenig" Unsterblichkeit schon genug?
Nun, es kommt - wie meist - darauf an, wie man sich dazu stellt! Man kann sauertöpfisch damit hadern und sich das Leben selbst vermiesen, oder aber man akzeptiert diese simple Wahrheit und lebt damit. Liest man mein Gedicht mit einem warmherzigen Augenzwinkern im Hinterkopf, klingt es bei weitem nicht mehr so niederschmetternd, sondern eher wie eine Meditationshilfe, ein Mantra: Ergib dich der Leere! Im Sinne von: Mache dich frei!

Vielen Dank für deinen freundlichen Beitrag!

LG und guten Rutsch!

eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 27.01.2011, 22:54   #4
LyTau
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Hallo Erich,
bei diesem Gedicht muss ich schon ein wenig Kontra geben: Denn ein Leben, so sinnlos es manchmal scheint, hat einen tieferen, uns oft verborgenen Sinn.
Naja, ich weiß schon, ich betrachte das Thema aus dem Blickwinkel eines Christen, vielleicht ist mir deswegen deine Ansichtsweise ein wenig fremd.
Schau mal, wenn man sich selbst als ein Kind, als einen ewigen Studenten betrachtet und das Leben als Uni…und am Ende bekommen wir dann ein Zeugnis, wie z.B.:
„Du bist als Behinderter geboren und hast deine Behinderung dazu genutzt, um andere Behinderte besser zu verstehen und ihnen dabei zu helfen, das Leben leichter zu ertragen… Ab mit dir in den 7. Himmel! „
Hey, hey, durch dein Gedicht regst du mich sogar zum Träumen und Philosophieren an!

Also zurück auf den Boden der Tatsachen:
In der 1.Z. 1. Str. würde ich das Komma vor und weglassen.
In der 2. Str. 3. Z. würde ich „soviel“ in so viel trennen. In der 1.Z. 3. Str. würde ich das Komma weglassen.
Die 3.Z. 3. Str. würde ich wie folgt gestalten, um die Pointe stärker klingen zu lassen:

das uns begräbt. Und unsere Gebärde
stirbt uns um Augenblicke hinterdrein.


Gerne gelesen!

liebe Grüße
LyTau
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Alt 31.01.2011, 13:59   #5
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, LyTau!

Sollst ja recht haben, gute Christin! Ich wollte mit diesen Zeilen eigentlich nur eine Zustandsbeschreibung eines Depressiven abgeben, der sich in seinen Weltschmerz vergräbt und das Kind mit dem Bade ausschüttet.
Es sollte nie als philosophische Aussage an sich dastehen oder verstanden werden.
Das Komma in Z1 soll eine Pause "unterstützen", die ich dort haben will.
"Soviel" finde ich dort richtiger, weil es als "Einheit" steht, die etwas bemisst - und die Zeile ist so auch optisch kürzer.
Bei deiner Version in S3 stört mich ehrlich gesagt das "Und" am Satzanfang.


Hi, Lipiwig!

Danke fürs Lob und den "Knaller"!

LG euch beiden!

eKy
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