10.02.2017, 22:29 | #1 |
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Der Sonnenaufgang ...
und seine Begleiterscheinungen auf dem Hausberg zu Jena
Den Sonnenaufgang zu erleben, mussten wir nach kurzer Nacht uns zum Fuchsturm rauf begeben. Zwar zog der Glieder Blei mit Macht mich wieder nieder zur Matratze, denn ich hatte meinem Schatze nen Sonnenaufgang fest versprochen, also sind wir aufgebrochen. Steil gings hoch auf schmalen Pfaden, Füße schmerzen und die Waden. Stille um uns - ganz verträumt tut Natur, was ich versäumt: Schläft in Morpheus weichen Armen. "Sachsenmädel, bitte hab Erbarmen! Hier, wo grün so weiche Gräser sprießen, lasst uns den ersten Sonnenstrahl begrüßen, uns freun der goldnen Farbenpracht!" Verständig hat mein Schatz gelacht: "Du bist vielleicht ein Trümmerhaufen! Kaum sind ne Stunde wir gelaufen, keuchst du wie'n Ochse unterm Joch. Hat dich das Steigen so geschlaucht?" Und: "Na gut, du wirst ja noch gebraucht." So klingen lieblich ihre Worte - ich breche am erreichten Orte entkräftet wie ne morsche Birke nieder - diese Bumserei? Nie niemals wieder! Was dann geschieht, erfüllt die weidgeschossne Brust mit Freude, Demut, Staunen, frischer Lebenslust! Millionen grüner Smaragde blitzen, funkeln auf den Gräserspitzen. Farbenspiel wohin man schaut! Sonne leuchtet, Himmel blaut, und wir allein auf weiter Flur, ein Taubenpaar im Baume nur schnäbelt, gurrt und ruckt sich an - auf denn, junger Wandersmann, es wird Zeit sich zu entschließen, nackt die Sonne zu genießen! Kaum gedacht und schon getan: Nur von Haut bedeckt der Leib beten wir die Sonne an - ich wohl mehr das schöne Weib -. "Schau, dort drüben, liebster Schatz! lockt ein wunderhübscher Platz. Dort im taubenetzten Gras zu lieben, das macht sicher Spaß." Mein Fluchtversuch - im Keim erstickt! Ihr Judogriff mich graswärts schickt. Bald beginn ich die Lage zu schätzen: Glitzernde Frühtauperlen benetzen meines Liebchens süßen Schoß. Funkelnd sprühn im krausen Moos Juwelen, und die schlanken Beine schmücken tausend Edelsteine - die Schönheit jeder andren Frau verblasst vor der Pracht meines Mädels mit Tau! Was nun geschah im feuchten Grase, erzählt euch vielleicht der kleine Hase, der hakenschlagend die Wiese verlässt, die wir beide allseitig genässt in einer Rollkur hangabwärts durchmessen. Ich selbst hab beinah alles vergessen, nur nicht, dass dank göttlicher Fügung kurz vor einer gefährlichen Biegung ein Baumstumpf, der da stehen geblieben, den Päppel ihr bis zum Herze getrieben. Im gleichen Momente ist es vollbracht! Vom fernen Kirchtum schlägts Glöcklein acht. Sie liegt ganz still, doch Wangenrot verrät mir: Sie ist ganz bestimmt nicht tot. Lachend prustet sie fröhlich und munter: "Los, wir rollen noch mal runter!" Mir stockt das Blut, das Herz bleibt stehn, ich ahne, sie findets wunderschön und treibt es morgen noch viel krasser - oh du, mein Schatz, geliebter und nasser. |
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