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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 23.04.2012, 20:48   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Standard Die Dinge, wie sie sind

.
.


Manchmal schlage ich die Wut
wütend an die kalte Wand,
dann verlässt mich jeder Mut
und zur Faust ballt sich die Hand.

Manchmal halte ich nur aus,
halte aus und bleibe still;
gehe leise aus dem Haus,
weil die Stille es so will.

Manchmal weine ich darum,
weine Wut und Schweigen aus,
aus den Tränen schält sich stumm
eine alte Sicht heraus:

Lass den Dingen ihren Lauf,
lauf nicht vor und lauf nicht weg,
werte ihren Ausverkauf
als ein Mittel nur zum Zweck.

Zweckentfremdet schleicht es dann
fort von dannen, weil es weiß,
zweckgebunden irgendwann
zahlst du wieder einen Preis,

weil du eingebunden bist
in die Werte deiner Zeit;
meistens kämpft der Agonist
mit der eignen Wirklichkeit.
.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 24.04.2012, 10:51   #2
ginTon
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hi dana,

ein allein auf die Emotion bezogenes Werk, passt eigentlich immer, gerade auch in der Reimlyrik. Was soll man noch groß sagen

Zitat:
Manchmal schlage ich die Wut
wütend an die kalte Wand,
dann verlässt mich jeder Mut
und zur Faust ballt sich die Hand.

Manchmal halte ich nur aus,
halte aus und bleibe still;
gehe leise aus dem Haus,
weil die Stille es so will.

Manchmal weine ich darum,
weine Wut und Schweigen aus,
aus den Tränen schält sich stumm
eine alte Sicht heraus:

Lass den Dingen ihren Lauf,
lauf nicht vor und lauf nicht weg,
werte ihren Ausverkauf
als ein Mittel nur zum Zweck.

Zweckentfremdet schleicht es dann
fort von dannen, weil es weiß,
zweckgebunden irgendwann
zahlst du wieder einen Preis,

weil du eingebunden bist
in die Werte deiner Zeit;
Meistens kämpft der Agonist
mit der eignen Wirklichkeit.
außer gelungen, liebe Grüße gin
__________________
© Bilder by ginton

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 24.04.2012, 18:11   #3
Chavali
ADäquat
 
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Liebe Dana,

dein philosophisches Gedicht spricht mich sehr an, habe ich doch auch oft ähnliche Gedanken und Gefühle.

Man kann den Dingen, wie sie sind, nicht ausweichen und sie auch nicht verändern.
Man kann nur sehen, dass man damit umgeht, dass man selbst keinen Schaden nimmt.
Und das ist oftmals sehr schwer, wenn nicht gar unmöglcih...

Gern gelesen und darüber nachgedacht hat mit lieben Grüßen an dich
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 02.05.2012, 20:52   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber ginTon,
daraus folgere ich - du kennst diese Emotionen auch.
Danke für "Gelungen" - so ist es manchmal mit den "Ausweglosigkeiten".


Liebe Chavali,
genau so ist es, als wollte man gegen Windmühlen kämpfen, wohlwissend, dass man nichts bewirkt.
Manchmal ist es besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Darum der "Agonist" in Zusammenhang mit rivalisierenden Kämpfen.
Kampflos aufgeben kann schadloser sein.

Liebe Grüße euch beiden,
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 08.07.2012, 10:29   #5
a.c.larin
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liebe dana,

über deine zeilen kam ich schon eine weile ins grübeln, aber dann fiel mir ein spruch ein! den hab ich jetzt für dich gesucht:

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
"
Reinhold Niebuhr
amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler (1892 - 1971)

mit dem im handgepäck lassen sich die meisten lästigen emotionen "überleben"!
liebe grüße,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 09.07.2012, 18:30   #6
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Dana,
Dein Gedicht hat mir gefallen!
In nüchterner Sprache und passenden, kurzen Versen bringt es eine Wut zum Ausdruck, die im lyrischen Ich schlummert und immer wieder auszubrechen droht.
Die Verse erzählen, wie das lyrische Ich gelernt hat, mit dieser tiefen Unzufriedenheit umzugehen.
Der Betrachter bleibt schließlich ebenfalls mit einer gewissen Unzufriedenheit zurück, weil das Fehlen einer Lösung als Fragezeichen stehenbleibt.
Es ist wie eine klaffende Wunde in der Seele und man spürt zwischen den Zeilen ein Hilflosigkeit und Ohmacht.
Du hast es verstanden, den Text so zu steuern, dass für viele Interpretationsebenen Platz ist, so dass wohl mancher seine eigenen Probleme darin wiederfinden kann.
Ich finde das Gedicht sehr gelungen!
Liebe Grüße!
Galapapa
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Alt 02.08.2012, 19:28   #7
Dana
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Liebe Larin,
dieser Spruch hing in Großdruck über Jahre an meiner Pinnwand in der Küche. Irgendwann überlebte das lyr. Ich mit jenem Handgepäck und ernährt sich mit neuen Weisheiten. Lt. Schopenhauer ist das Leben so - dieser Mann (manchmal erscheint er mir verbittert) hat es dennoch erfasst. Das Leben ist ein Geschenk, das es zu leben gilt. Wie wir es tun, ist einzig unsere Sichtweise.
Ich danke dir für deinen Kommi. Entschuldige, ich befand mich im "Sommerloch" und antworte sicherlich nicht unbeobachtet - infiziert - aber auch überzeugt.

Liebe Grüße
Dana

Lieber Galapapa,

zuerst danke für deinen einfühlsamen und klugen Kommi und melde mich hoffentlich aus dem "Sommerloch" oder dem "Dichtkunstuntergang" zurück.

Zitat:
Zitat von Galapapa
Es ist wie eine klaffende Wunde in der Seele und man spürt zwischen den Zeilen ein Hilflosigkeit und Ohmacht.
Du hast es verstanden, den Text so zu steuern, dass für viele Interpretationsebenen Platz ist, so dass wohl mancher seine eigenen Probleme darin wiederfinden kann.
Es geht tatsächlich nicht nur um die "Klage" des lyr. Ich. Beobachtungen in ganz banalen Gesprächen ergeben oft jenes Bild: "Ich kann machen, was ich will, es geht immer daneben."
(Oft ein berühmtes Streitgespräch unter Eheleuten, die sich für einander verbiegen und nicht das ernten, was sie sich davon verprochen haben.)
Beruf, Nachbarschaft, Freundschaften verlaufen manchmal ähnlich.
Ich denke, wir kämpfen oft mit der eigenen und vielleicht egoistischen Wirklichkeit - aber in der leben wir nun einmal.

Nochmals lieben Dank und liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 04.08.2012, 15:32   #8
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Viel, was nicht schon besprochen wurde, kann ich nicht mehr sagen, außer:
Auch sehr gern gelesen! Besonders die 2. Str. wirkt sehr lyrisch und wortgewandt. Meine Lieblingsstelle sind die Zeilen 3 und 4.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2012, 20:38   #9
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

deinen Kommentar habe ich nicht etwa übersehen - nein - genossen.
Dann gelassen, etwas absinken lassen, um mich heute herzlich zu bedanken.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2012, 20:37   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Dana,

manchmal ist es so, dann scheint alles schief zu gehen und die Emotionen geben sich die Türklinke in die Hand.
Dann tauchst du in ein Wechselbad der Gefühle und am Ende steht oftmals Wut und Resignation.

Aber du schreibst ganz richtig, man muss die Dinge auf sich zukommen lassen und nicht vor ihnen davonlaufen, sie holen einen ja trotzdem irgendwann wieder ein. Es geschieht sowieso das, was geschehen muss, weil alles eben seine Ursache in den Dingen findet, die schon geschehen sind und die wir nicht mehr verändern können.

Dagegen anzukämpfen wäre nur ein Kampf gegen sich selbst und egal wer diesen gewinnt, der verliert ihn auch gleichzeitig.
Das klingt zwar paradox, aber es ist so und deswegen sollte man die Dinge einfach annehmen und mit ihnen entsprechend verfahren.
Das Leben geht nämlich immer weiter, bis zum letzten Atemzug, selbstverständlich.
Aber auch das müssen wir dann annehmen. .. .


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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