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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 23.03.2019, 09:42   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Vor der Schlacht

Der Morgen küsst die Hügelränder,
das Schlachtfeld ist zum großen Sturm bereit.
Die Knöpfe blank, geordnet die Gewänder,
berührt ein jeder seine Zeit

und fragt sie bange, ob sie ende
an diesem Tage, der wie Feuer brennt.
Doch keine Seele, die ihr Schicksal wende,
und keine, die es vorher kennt.

So stehen sie im Morgenwrasen,
der rasch sich heben muss, wo Sonne steigt,
und bald schon wird man zur Attacke blasen
auf einen Feind, der sich dann zeigt.

Ein Beten sickert durch die Reihen,
doch jeder muss, denn er ist Untertan,
dort mit hinaus und an Verderben speien,
was möglich ist nach einem Plan.

Wie viele werden diesmal fallen?
Wer feiert heute seinen großen Sieg?
Ein Säbel hebt sich und die Hörner schallen
zum großen Fressen für den Krieg.



Herausforderung angenommen, lieber Thomas! Die Querreimwelle rollt ...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.07.2019 um 23:18 Uhr)
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Alt 23.03.2019, 14:55   #2
Thomas
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Lieber Erich,

dein gelungenes Gedicht zeigt erneut, dass dem "Contrerime" eine gute Formidee zugrunde liegt. Ich freue micht, dass du die Idee produktiv aufgegriffen hast. Vielleicht bekommen ja noch andere Spaß daran. Es wäre doch gar zu schön, wenn in einer Zeit, in welcher der Reim wenig gilt, ausgerechnet der Querreim in der deutschen Poesie Einzug hielte.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 23.03.2019, 15:59   #3
Erich Kykal
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Hi Thomas!

Vielen Dank für die Blumen - ich habe mich gern mal an etwas (für mich) Neuem versucht!

Zum Inhalt: Beschrieben wird eine Schlacht, wie sie noch bis in die 1870er üblich war: Man ging in bunten Uniformen, Gewehr gehoben, in militärisch korrekten Reihen und Abteilungen einfach aufeinander zu, schoß einmal und kämpfte dann im Getümmel mit dem Bajonett. Kanonentreffer zerrissen die Menschen willkürlich, und selbst 10jährige Kinder marschierten als Trommler, Trompeter oder Fahnenträger vorneweg mit! Heute unvorstellbar ...

Natürlich wird heute nicht mehr so gekämpft (zum Glück), und es wäre schön, wenn die Menschheit diese lebensverachtende Blödheit überhaupt endlich sein lassen könnte! Aber auch heutzutage werden den Soldaten im Feld wohl ähnliche Dinge durch den Kopf gehen.
Zumindest dürfen sie dankbar sein, dass niemand sie mehr zwingt, offen und aufrecht, als farbenfrohes Ziel, gemessen schreitend auf bereits feuernde feindliche Linien zuzumarschieren! (Im ersten Weltkrieg durften sie dabei wenigstens schon rennen!)

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 23.03.2019, 22:35   #4
Erich Kykal
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Hi Trauerdichter!

Kreuzreim ist nicht gleich Querreim. Beim Querreim gibt es zuwiderlaufende Schemata von Heberzahl und Reimschema.

ZB: Heber (pro Zeile) 3443, Reime ABAB

oder: Heber 5454, Reime ABBA.

Lies dazu unsere gegenseitigen Einlassungen bei den letzten beiden Themen von Thomas und mir.

LG, eKy
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Alt 24.03.2019, 08:59   #5
Weiße Wölfin
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Guten Tag Erich,

zum Reim kann ich nicht soviel sagen.

Und : Danke für die Erinnerung an den gesellschaftlichen "Boden", aus dem wir kommen. Wenn eineR sein_ihr Augenmerk dorthin richtet und damit vergleicht, wo und wie wir aktuell leben dürfen, entsteht eine große Dankbarkeit.

Daher finde ich es sehr wichtig, immer wieder solche "Vergangenheiten" ins Gedächtnis zu rufen.

lG Weiße Wölfin
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Das Leben ist gut und licht.
Das Leben hat goldene Gassen.
Fester wollen wirs fassen.
Wir fürchten das Leben nicht.

R.M. Rilke


Du kannst nicht in die Vergangenheit gehen und neu beginnen.
Aber Du kannst jetzt anfangen, ein neues Ende zu schaffen


"Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten" Hilde Domin
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Alt 24.03.2019, 14:19   #6
Erich Kykal
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Hi WW!

Wer in unserer so abgesicherten Wohlstandsgesellschaft ständig mault und sich nur beschwert, hat diese früheren Zeiten vergessen oder lässt sie unbedacht, als die meisten Menschen fast rechtlos waren und Europa das Eigentum und der Spielplatz einiger weniger Adelsgeschlechter, die sich meist benahmen wie Kinder mit einem Ameisenhaufen.
Dazu kamen abstruse Vorstellungen von Mannbarkeit und Tapferkeit vor dem Feind, die in militarisierten Gesellschaften wie Preußen oder Napoleons Frankreich quasi definierten, was Ehre war.
"Dulce et decorum est pro patria mori!" - sagten schon die ollen Römer ...

LG, eKy
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Alt 25.03.2019, 09:42   #7
Wilhelmine
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Hi Erich,
ich habe mir schon oft vorgestellt, wie es sein muss, so einer Schlacht ins Auge zu sehen. Den Tod vor Augen oder grausam schmerzhafte Verletzungen, das Geschrei der Verwundeten, der Lärm der Detonationen, da braucht es schon hohe Motivation um nicht kehrt zu machen und davon zu laufen. Du hast diesen Moment vor der Schlacht, eingebettet in das Geschehen der Natur, hervorragend eingefangen, finde ich. Hierbei ist es mir persönlich egal welches Reimschema zum Tragen kam. Aber scheinbar war es passend, da die Worte in diesem Gerüst ihre Wirkung sehr gut entfalten konnten.
Sehr gern gelesen.
Schöne Woche
Wilhelmine
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Alt 25.03.2019, 17:15   #8
Erich Kykal
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Hi Wilhelmine!

Vielen Dank für deinen Zuspruch!

Die Motiviertheit der meisten Soldaten damals war die Tatsache, dass man bei "Feigheit vor dem Feind" sofort standrechtlich erschossen wurde - nur halt von den eigenen Leuten. Da also das Schlachtfeld eine höhere Überlebenschance bot, war klar, dass alle "tapfer" voranmarschierten!

LG, eKy
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