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Alt 03.08.2009, 21:25   #1
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard Ich gab keine Hoffnung

Ich hatte die Freude, die Liebe, den Tod zu verschenken,
im sonnenerwärmten und friedlichen Garten in Eden.
Mir fehlte der Spiegel für meine erwiderten Worte,
so bot ich sie an, alle Gaben der schwangernden Seele.

Die Freude gebar auch die Sehnsucht nach ewiger Dauer.
Die Liebe verbarg sich in Habgier, bevor sie sich zeigte.
Nur Furcht vor dem Sterben erschien dann noch stärker,
als Achtung vor Leben und Tod als Geschenk ohne Anspruch.

Mir ist es vergeben, dass kommen und gehen nie endet.
Dabei ist die Rückkehr vom Nichtsein zum ewigen Werden,
der Freude am Dasein, der Liebe zum Leben im Gehen,
nicht Teil meiner Worte. Ich gab keine Hoffnung. Nur Einsicht.
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Dateityp: mp3 Blaugold Ich gab keine Hoffnung - nur einsicht.mp3 (135,0 KB, 991x aufgerufen)

Geändert von Blaugold (03.08.2009 um 21:28 Uhr)
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Alt 04.08.2009, 11:04   #2
Klatschmohn
MohnArt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
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Hallo Blaugold,
erst eimal muss ich Dir sagen, dass Du eine sehr schöne Stimme hast. Ein bisschen erinnert sie mich an Wieland Backes, aus dem Nachtcafe`, den ich gerne sprechen höre.
Meine erste Frage bezieht sich auf den Protagonisten: "Wer spricht denn da? ", möchte ich gerne fragen. Gott, das Leben selbst?
Ich habe es so nicht ganz verstanden, aber das muss ich ja auch nicht.
Dafür ist es ja auch ein Gedicht und soll auch zu einem Gedankensprung verhelfen.
Ja, das mag es sein.

Liebe Grüße,
Klatschmohn
__________________

© Klatschmohn
Inselblumen
Trockenmohn
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Alt 06.08.2009, 17:56   #3
Blaugold
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Registriert seit: 23.02.2009
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Beiträge: 526
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Hallo Klatschmohn

Dass dich meine Stimme an Wieland Backes erinnert liegt wohl daran, dass er ebenso wie ich den schwäbischen "Slang" mitspricht. Über den Vergleich habe ich geschmunzelt, denn Wieland Backes ist in der selben Ecke aufgewachsen, im Raum Backnang, wo wir beide die Schulbank gedrückt haben und wo ich zumindest immer noch wohne.

Das Gedicht soll nicht zu sehr kryptisch von mir angelegt sein, wenngleich mir klar ist, dass vielleicht nicht sofort das Lyrische ICH erkannt wird. Ich liebe es, nicht nur mögliche reale Personen in Gedichten sprechen oder sich erklären zu lassen, sondern auch Metaphern selbst. (siehe auch:http://www.gedichte-eiland.de/showth...newpost&t=3076, auch in diesem Gedicht lasse ich eine, wenn man so will, "Seelenkomponente" des Menschen sprechen. Erkennst du, wessen das ist? )
In diesem Gedicht hier sinniert die Schlange (oder auch Lucifer, der Lichtbringer, die Erkenntnis) über ihr Handeln und über die Folgen aus ihrer Sicht! Sie ist nicht für alles schuld. Die Neugier z.B. ist in jedem Kind oder in Adam und Eva als Metapher schon vorhanden, sonst gäbe es keine Weiterführung.
Zudem unterscheidet sie fundamental zwischen Hoffnung und Einsicht!

Aber das sind nur wiederum meine philosophischen und augenzwinkernden Anmerkungen zu der Geschichte vom Sündenfall.

Ich danke dir für deinen Kommentar.

Blaugold

Geändert von Blaugold (06.08.2009 um 18:04 Uhr)
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Alt 31.01.2010, 03:07   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber Blaugold,
ich erinnere mich noch, als dein Gedicht noch allein da stand, dass ich vom Kommentar abgesehen habe, weil ich nicht verstanden habe.

Heute, nach dieser Zeit und deiner Antwort, gehen mir Lichter auf.
Es ist tatsächlich nicht verkryptet, aber es bedarf eines sehr aufmerksamen Lesens und Hörens.
Beim Lesen wollte ich vorschlagen in "Garten von Eden" zu ändern. Beim Hören überzeugte "Garten in Eden" - die Lesart macht es.
In der 2. Str., 3. Vers fehlt "die" vor Furcht.
Ach, und wenn ich schon aufzähle: Kommen und Gehen



Zitat:
Zitat von Blaugold
In diesem Gedicht hier sinniert die Schlange (oder auch Lucifer, der Lichtbringer, die Erkenntnis) über ihr Handeln und über die Folgen aus ihrer Sicht! Sie ist nicht für alles schuld. Die Neugier z.B. ist in jedem Kind oder in Adam und Eva als Metapher schon vorhanden, sonst gäbe es keine Weiterführung.
Zudem unterscheidet sie fundamental zwischen Hoffnung und Einsicht!
Damit gibst du dem Leser eine wunderbare Vorlage.

Ich nehme dafür ein allzu irdisches Bild:

Ein Vater von 5 Söhnen verschenkt Geld. Jeder bekommt 100.000 €

Jeder der Söhne geht anders mit dem Geld um. Drei Söhne machen sich unglücklich damit, ein Sohn verdoppelt das Geld und der fünfte verteilt es an Bedürftige.
Drei Söhne klagen den Vater für ihr Unglück an, der Reiche vergißt, dass er Vater und Brüder hat, der fünfte lebt ein zufriedenes Dasein.

Der Vater kann aber sagen: "Ich habe euch allen das Gleiche gegeben. Euer Umgang damit ist nur die Folge."

Deine philosophische Verdichtung hat mir in Sprache und Inhalt sehr imponiert.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.03.2010, 22:47   #5
Blaugold
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Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
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Hallo Dana
Ja, der Garten von Eden ist ja Eden selbst. ein Garten in Eden ist vielleicht das Paradies, dort darf allerdings der Intellekt nicht vorhanden sein, zumindest nicht im Mensch. Denn als er ihn einsetzte (durch Erkenntnis) war er ja ruckzuck draußen! Und ab sofort nicht mehr unschuldig, also sowieso gleich gar nicht "rein" im Herzen. Und das ist ja die Voraussetzung für das Paradies!

Ich spiele sehr gern mit Überlieferungen wie der biblischen und ihren Inhalten. Oft ist eine Interpretation, also die enthaltene, mögliche Aussage, schon traditioniert vorgegeben. So wird Lucifer, oder die Schlange im Paradies, als grundsätzlich böse im Christentum ausgegeben! In gewisser Einfachheit sind sie dies, ok. Allerdings nur vom Standpunkt der herrschenden Religion aus gesehen.
Denn Glaube wird durch Erkenntnis und Einsicht hinterfragt und alterniert!
Viele Gleichnisse, die durchaus sinnvoll eine bildhafte Ebene gewisser Fragen beantworten, müssen mehr aus dem menschlichen Intellekt heraus verstanden werden, als nur geglaubt!

Intellekt hat allerdings dieselbe Bandbreite von Anwendungsmöglichkeiten, wie deine Beispiele von den fünf Brüdern.

Nur Furcht vor dem Sterben erschien dann noch stärker,
als Achtung vor Leben und Tod als Geschenk ohne Anspruch.*

Damit wollte ich ausdrücken, dass das Geschenk des Lebens mit anschliessendem Tod, dem Lebensende, eine Einheit ist. Nur wer nicht geboren wird, also die Gnade des Lebens nicht "geschenkt" bekommt, stirbt auch nicht. Die enthaltene Frage in diesen zwei Zeilen lautet also: Ist der Anspruch des Menschen ewig leben zu wollen (im Jenseits, im Himmel, durch Wiedergeburt) etwas anders, als nicht sterben zu wollen? Durch das Wissen, dass der Mensch sterben werde, (die Androhung, falls sie vom Baum der Erkenntnis essen) sind sämtliche Hoffnungen entstanden, die diese Tatsache möglichst umgehen sollen. Ist das Dankbarkeit? Ich denke nicht!

Insofern gab und gibt "Lucifer", Überbringer der Erkenntnis, oder der Einsicht in das Wesen des irdischen Lebens, niemals Hoffnung auf was anderes, als eben das, was ist. (*siehe oben). Unter Einsicht verstehe ich: Tatsachen sehen und anerkennen. Alles andere ist Spekulation. Und dies ist möglicherweise die andere, die dunkle Seite der Intelligenz: Eine Anmassung, mehr zu wollen, als das Geschenk des Lebens im Verbund mit dem Lebensende! (siehe oben*)

Ob dies der Wahrheit entspricht? Das darf jeder selbst herausfinden. Ich meine, es ist niemandem verboten oder auferlegt.

Ich danke dir für deinen Kommentar.

Blaugold

Geändert von Blaugold (11.03.2010 um 22:58 Uhr)
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