Ein altersschwaches Jahr sich neigt

[Sanssouci]

Ein altersschwaches Jahr sich zeigt
zum Ende hin erschöpft. Es schweigt
kriegsmüde, krank, fast abgesoffen.
Die Mächtigen hat’s nicht getroffen.

So rechter Friede will nicht werden.
Konflikte häufen sich auf Erden
und auch kein Waffenstillstand hält.
Mann, wie verrückt ist diese Welt,

wenn Flüchtlinge im Meer verstummen,
derweil wir fromme Lieder summen,
Politiker sich selbst nur loben
und Katastrophen weltweit toben?

So rechte Freude will nicht kommen.
Mir ist die Fröhlichkeit genommen,
wenn sich das Menschliche verliert,
stattdessen Angst, Neid, Hass regiert.

Ein altersschwaches Jahr sich zeigt
zum Ende hin ergraut. Es neigt
sein Haupt, todkrank, zutiefst getroffen.
Ob’s wieder wird? Ich kann nur hoffen.

[Lailany]

Lieber Sanssouci,
ein Abschiedslied in Molltönen fürs scheidende Jahr singst Du hier.
Ob das neue besser wird? Hoffnung darf man immer haben, und auch, wenn noch kein Schimmer zu sehen ist, vllt gibt es ihn ja doch.

Handwerklich ein guter Text, bei dem mich bloß die Inversionen ein wenig stören, besonders deswegen, weil sie leicht zu eliminieren wären.
Vllt hast Du ja Lust, daran noch zu feilen. Ich wart erst Deine Antwort darauf ab, bevor ich Dir meine Vorschläge zukommen lasse.

Sehr gern gelesen und besenft.

LG von Lai

[Sanssouci]

Liebe Lailany!

Feilen, so kurz vor Weihnachten?! Nee, zu spät.
Danke für dein Vorbeischauen und dein Lob.
Auf deine Vorschläge wartend

grüßt dich herzlich
Sanssouci

[Lailany]

Lieber Sanssouci,
Deine Aufforderung hat mich ermutigt, also... here we go...

Ein altersschwaches Jahr, es neigt
sich krank dem Ende zu und schweigt -
der Kriege müd, fast abgesoffen,
die Mächtigen hat's nicht betroffen.

So rechter Friede will nicht werden.
Konflikte häufen sich auf Erden
und auch kein Waffenstillstand hält.
Mann, wie verrückt ist diese Welt,

wo Flüchtlinge im Meer verstummen,
derweil wir fromme Lieder summen,
Politiker sich selbst nur loben,
wenn weltweit Katastrophen toben?

So rechte Freude will nicht kommen.
Mir ist die Fröhlichkeit genommen,
wenn sich das Menschliche verliert,
stattdessen Angst, Neid, Hass regiert.

Das altersschwache Jahr, es zeigt
am Ende sich ergraut und neigt
sein Haupt, todkrank, zutiefst getroffen.
Ob’s wieder wird? Ich kann nur hoffen.

Ich hatte schon nach dem ersten Lesen interessehalber gleich ein wenig dran rumgespielt, wie ich es eben zu gern tu bei Texten, die mir sehr gut gefallen.

Wie du siehst, hab ich in S2 Z4 aus dem 'ge'troffen ein 'be'troffen gemacht, da es mir wegen der sinngleichen doppelten Bedeutung hier noch eindringlicher erscheint.
Weil es die Mächtigen ja nicht betrifft, fühlen und zeigen sie auch keine Betroffenheit.
Vllt passt dir ja was ins Konzept.
Die Beschäftigung damit hat mir wirklich Freude gemacht.

LG von Lai

[Sanssouci]

Liebe Lailany!

Da hast du dir ja wirklich Arbeit gemacht. Aber du hast auch Spaß dabei gehabt, wie ich lese. Gut so.

"Die Mächtigen hats nicht getroffen" empfinde ich stärker als "betroffen".
Muss so bleiben.

In S1, Z3 wird das Kranke, Kriegsmüde durch die Synkope noch einmal verschärft. Auch in S1, Z2 ist das so gewollt.
Muss also auch so bleiben.

Todkrank natürlich mit "d" (S5, Z3)

Auch die Veränderung der S5, Z1 gefällt mir nicht wirklich. Es nimmt ja Z1 von S1 wieder auf. Wird also auch nicht ausgetauscht.

So, nun hab ich es dir aber gezeigt!

Danke für deine guten und gut gemeinten Überlegungen.

Ein gutes neues Jahr für dich und ich freu mich auf weitere produktive Begegnungen hier mit dir im Forum.

Herzlichst, Sanssouci