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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 30.05.2009, 07:41   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Traumbilder

Von sanften Zärtlichkeiten rings umgeben
entstieg ich einem sehnsuchtsvollen Traum.
Wär doch das Leben Traum, der Traum ein Leben,
und nicht nur Bild und Abbild, Schein und Schaum!

Wär doch die Liebe nicht nur Sich-Gewöhnen,
wär sie ein Brausen, wie der Sommerwind !
Ein Rütteln am Bewährten und ein wahrhaft Tönen,
dass Herz an Herz geformt die eigne Mitte find'!

Gäbs ein Zurück heut in des Traumes Bilder,
ich wüsste , was zu tun sei , kenn das Ziel!
Da treibt ein Wunsch mich an, ein kühner, wilder,
und weiß doch nichts und warte lang und will so viel.......
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (30.05.2009 um 17:01 Uhr)
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Alt 30.05.2009, 08:35   #2
oliver64
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Beiträge: 73
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Hallo larin,

das ist sprachlich gekonnt bedichtet, keine Frage. Nur fällt eben sofort auf, dass du hier einiges zitierst, dich aus der Trickkiste vorhandener Werke bedienst. Das ist eine lässliche Sünde und man muss auch nicht jedes Mal das rad neu erfinden. Nur fiel mir unschön auf, dass du gleich mit der ersten Zeile sehr nah an Bonhoeffers "guten Mächten" bist und diese Nähe schmeckt mir in einem so selbstreferentiellem Gedicht eher nicht.

Aber davon abgesehen, kann ich inhaltlich ohnehin nicht viel damit anfängen. Das lyrIch entsteigt einem sehnsuchtsvollen Traum und bedauert, dass nicht dieser die eigentliche Realität ist. Das will ich gar nicht werten, das muss jeder für sich selbst tun, aber die Fortführung des Gedankens passt nicht: Wenn darüber gebarmt wird, dass der Traum nur Schaum ist, dann soll das Leben nicht wie der Traum sein, denn sonst wäre es ja auch nur Schaum.

Die Mittelstrophe macht noch deutlicher, dass der vermeintliche Wunsch des lyrIchs nur Lippenbekenntnis ist. Beklagt wird die alltägliche Routine, begehrt wird ein Rütteln am Bewährtem, doch wohin soll das führen: zur vollständigen Verschmelzung zweier Herzen, zu totaler Harmonie. Das ist nicht nur eine Schlagerromantik, die in ihrer Trivialität kaum zu unterbieten ist, sondern auch ein Widerspruch: Wo ist denn dann das Rütteln am Bewährtem? Nebenbei: Wertend muss man auch noch fragen dürfen, was eigentlich dagegen spricht, dass das lyrIch rüttelt? Will es überhaupt rütteln?

Nein, Strophe 3 sagt ganz klar, wo es lang geht: Eskapismus. Zurück in den Traum möchte das lyrIch. Und das Wabernde und Nebulöse dieser Träume scheint dann auch noch zu bewirken, dass lyrIch uns gar nicht sagen kann, was es sich erträumt: Es weiß nicht, was es will, aber davon bitte jede Menge. Die auslaufenden Punkte offenbaren schließlich die komplette Sprachlosigkeit.

Fazit: Das Gedicht ist eine Schlaftablette, sorry. Wenigstens ist es ein so melodisches Stück Lyrik, dass es einen wahrhaft sanft wieder in die Kissen drückt. Einem wachen Geist allerdings drückt es das Kissen eher auf das Gesicht.

Gruß
Oliver
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Alt 30.05.2009, 08:47   #3
Leier
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Liebe larin,

mit meiner bekannten Kürze:

Calderon und Grillparzer in einem einzigen Gedicht:
Alle Achtung!
Und beides mit eigenen Worten gekonnt verwoben -
so liebe ich das!
Ich fühle mich von jedem Vers gefangen -
ganz ohne Lobhudelei.
Vor allem die letzte, fast schwebende Zeile, spricht mich tief an.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 30.05.2009, 17:12   #4
a.c.larin
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hallo cyparis,

finds schön, mit dir gemeinsam zu schweben....uns verbinden wohl ganz starke innere bilder, da passt kein furz dazwischen...!


hallo oliver,
schön, dass du mir sprachgewandtheit attestierst, vielen dank!
deinen boenhoeffer samt seinen guten mächten kenne ich zwar nicht, dürfte aber ein interessanter kerl sein.

tja, was soll ich jetzt zu deinem kommentar sagen? jetzt hast du dir so viel mühe gegeben mit meinem gedicht, und dann bist du doch mitm kissen überm gesicht eingeschlafen! na hoffentlich findest du bald eine bequemere lage für dich.....

alles liebe auch dir
larin
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Alt 30.05.2009, 17:30   #5
oliver64
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Ort: Nordisch by nature
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Zitat:
Zitat von a.c.larin Beitrag anzeigen
tja, was soll ich jetzt zu deinem kommentar sagen?
Du könntest darauf eingehen, willst du aber offensichtlich nicht. Lediglich das Lob wolltest du noch einmal betont wissen, oder?

Dass du Dietrich Bonhoeffer nicht kennst, ist sehr schade. Vielleicht googlest du ihn mal? der hat ein wirklich sehr berühmtes Lied/Gedicht geschrieben: "Von guten Mächten". Da du es aber nicht kennst, geht mein diesbezüglicher Hinweis fehl. Bitte entschuldige das.

Gruß
Oliver
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Alt 30.05.2009, 19:42   #6
Helene Harding
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Liebe larin, was für eine "Wortgewalt". Mich düngt, als wärest du um eine Erkenntnis reicher, siehe hier: dass Herz an Herz geformt die eigne Mitte find'!. Wunderschön, einschließlich des Komms von cyparis.
Wirklich sehr gern gelesen und vor allem kommentiert.

alles liebe von budina
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Alt 30.05.2009, 20:44   #7
Dana
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Liebe larin,
bei solchen Versen will ich mit und schweben.
Ein Zauberwohlklang, der die Traumwelt öffnet und sehen läßt, dass es das gab und gibt.
Wehmütig, aber unendlich schön.

Ich habe, neben den Forumrubriken, die ganz eigenen für mich eingerichtet - meine Traumrubriken.
Dieses kommt auf die Sonnenseite.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 31.05.2009, 06:24   #8
a.c.larin
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liebe budina, liebe dana,

was ich an dieser insel so schätze, sind die ganz besonderen menschen, die es hier gibt!
für euch lass ich doch gerne meine sonne scheinen:

herz an herz und hand in hand
durch wüstenei und unverstand.
den sturm bezwingen, nicht verzagen,
weil wir das lächeln in uns tragen.

wie alte bäume, große eichen,
die stehen , bis die wasser weichen,
mag ungemach die lande fluten:
beharrlichkeit lag stets im guten...
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Alt 31.05.2009, 10:01   #9
ReinART
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Beiträge: n/a
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Liebe Larin
auch ich beschäftige mich sehr gerne mit Träumen, wie Du weißt und auch mir gefällt dieses, in Deinem persönlichen Stil geschriebene Werk.
Schau Dir bitte meinen kleinen Änderungsvorschlag an:
Zitat:
ich wüsste , was zu tun sei , kenn das Ziel!
ich wüsste, was ich täte, kenn das Ziel

Der Klang des wüsste korrespondiert hier m.E. besser mit dem täte.
Aber wie immer: Dein Gedicht
Wünsch Dir einen schönen Pfingstsonntag und auch ich wüsste gerne, was ich heute gerne täte
Reinhard
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Alt 31.05.2009, 15:09   #10
a.c.larin
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Registriert seit: 14.03.2009
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Beiträge: 4.893
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lieber reinART,
du hast recht , "täte" passt wegen des konjunktiv auch - es erinnert mich aber sehr an das in wien gebräuchliche, mundartlich gefärbte "tät" - und im
zusammenhang mit dieser einnerung gefällt mir dann meine fassung doch besser.

träume sind wirklich ein spannendes kapitel - manche sind wie kino, manche lesen sich fast wie betriebsanleitungen , und in ihren bildkombinationen haben sie ein schier unerschöpfliches potential an kreativität.
danke für deinen komm!



lieber oliver,
da du nur selten über ein gedicht oder dessen autor etwas positives zu sagen weißt, fand ich es doch recht beachtlich, dass es dir diesmal ein wenig gelungen ist, und diesen lernfortschritt wollte ich in meiner replik gerne unterstreichen!
deinen hinweis bezüglich bonhoeffer entschuldige ich natürlich auch, vor allem deshalb, weil du offensichtlich nicht verstanden hast, dass ich nur spaß mache....so sind wir halt auf dieser insel : immer lustig!

liebe grüße
larin
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a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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