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Alt 27.10.2009, 20:05   #18
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Trautes Heim

Damals gingen meine Ideen allerdings in eine ganz andere Richtung.
Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an etwas Gutes gewöhnen kann!
Ich, der ich einen Sommer lang umherstreunte und keinen Gedanken daran verschwendete, mich an irgendjemanden anzuschließen, ich wurde allmählich seßhaft!

Natürlich half der voranschreitende Herbst und die immer kühler werdenden Nächte gehörig mit, doch wäre die alte Frau nicht so überaus vorsichtig und geduldig mit mir gewesen - wer weiß, ob ichs nicht doch vorgezogen hätte , im Freien zu überwintern?

Das tägliche Schüsselchen Milch holte ich mir jedenfalls bald. Sie stellte es immer frühmorgens unter die Bank vor dem Haus, sodass mein Magen rasch eine gewisse Pünktlichkeit erlernte. An milden Herbsttagen saß die Alte auch mittags vor dem Haus und aß Brot mit Wurst oder Käse. Wenn sie mich in der Nähe vermutete, warf sie wie selbstverständlich immer ein paar Stücke in Richtung der Mülltonne, denn dahinter hockte ich zumeist und beobachtete sie. Nach und nach musste sie die Leckerbissen gar nicht mehr so besonders weit werfen, denn ich rückte immer näher und näher....

Eines Tages im Spätherbst, es war schon geraume Zeit ziemlich frostig gewesen, fielen die ersten Flocken vom Himmel. Ich mochte das weiße Zeug überhaupt nicht! Abgesehen davon, dass es sich so kalt anfühlte unter den Pfoten, hatte es auch noch die unangenehme Eigenschaft, mir das Fell nass zu machen, sobald ich mich an irgendeinen geschützteren Ort zurückzog, um mich zu wärmen. Ich dachte mit wehmütigen Erinnerungen an die trockenen Nächte im Tierheim, gruselte mich aber zugleich bei bem Gedanken an den Tierarzt. Das konnte ja heiter werden, wenn das so weiterging.....
Die alte Frau war schon den ganzen Vormittag im Garten zugange gewesen und zerkleinerte Holzstücke, die sie anschließend in verschiedenen Kistchen aufstapelte. Dabei seufzte sie und stöhnte auch manchmal - die Arbeit schien ihr nicht leicht zu fallen. Doch warum blieb sie nicht in ihrem Haus?
Da drin war es doch sicher viel wärmer und auch gemütlicher als hier draußen im eisigen Schneewind.
Ich guckte ihr interessiert bei ihrer Tätigkeit zu. Das schien sie irgendwie zu freuen, denn sie begann bald, irgendwelche halblauten Worte vor sich hin zu murmeln. Redete sie nun mit mir oder mit sich selbst? Weil ich nicht unhöflich sein wollte, warf ich hin und wieder ein vorsichtiges "Miau!" ein, worüber sie immer zu lächeln begann.
Schließlich war sie fertig und war im Begriff zurück ins Haus zu gehen, als sie plötzlich innehielt, so , als wäre ihr etwas eingefallen. Jedenfalls drehte sie sich noch einmal um , mit ihren Augen den Garten absuchend .( Es hatte schon zu dämmern begonnen, daher konnte sie mich wohl gar nicht mehr so genau erkennen). Klar und deutlich rief sie: "Mauzi, Mauzi , Mauzi - komm!"

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Sobald sie die rückwärtige Türe zum Haus geöffnet hatte, sauste ich blitzgeschwind an ihr vorbei und in den Vorraum hinein! Ich hatte kaum Zeit zu überlegen und war anschließend selbst über mich verwundert, denn die Türe zur Freiheit schloss sich hinter mir, und ich hatte trotzdem überhaupt keine Angst!

Meine Wohltäterin machte sich daran, ein Feuer auszurichten.
Mitten in ihrem Hauptwohnraum hatte sie ein kleines, schwarzes Ding stehen. In dessen Maul stopfte sie nun Papier - und Holzstücke und legte auch ein paar dunkle Steine darauf. Dann machte sie Feuer mit einem kleinen Stäbchen. Ich war sehr erstaunt, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen.
Wenig später wurde es im Raum angenehm warm.
Die Alte ging in die Küche. Von dort brachte sie eine Schale Tee für sich und ein Schüsselchen Futter für mich.
Sie setzte sich auf die Bank , nahe zum Feuermaulkasten und sobald ich mit dem Fressen fertig war, sprang ich auf ihre Schoß und verbrachte so den Abend mit ihr.
Es wurde der Beginn einer tiefen und innigen Freundschaft....

Wird fortgesetzt!

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__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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