31.10.2009, 09:31 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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November
In Morgenfrost hat sich der Tag gewandet:
Gekleidet rau in weißes Eiskristall sind Baum und Strauch. Bizarr verhüllt, umrandet, vollendet leise sich der Blätterfall. Von Osten kommen Krähenschwärme angeflogen! Es rauscht der Himmel schwarz an uns vorbei! Was lockte sie? Was hat sie machtvoll angezogen? Wie eine Klage tönt, landauf, landab, ihr Schrei. Verhangen bleibt die Sonne viele Stunden, zieht sich zurück: Ein Weib, das schmerzvoll nun gebiert. Es kreißt die Zeit mit ihr, wächst durch die Wunden und schneit sich Blätter, wenn sie friert. In sternenklaren, kalten Nächten liegt wie verlassen da erstarrte Flur. Sind wir nun ausgeliefert all den dunklen Mächten? Für lange Zeit schweigt nun die Sonnenuhr....
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31.10.2009, 11:09 | #2 |
ADäquat
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Liebe larin,
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31.10.2009, 11:39 | #3 |
Gesperrt
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Liebe Larin,
auch wenn Du den November noch so schön und stimmungsvoll beschreibst, ich mag ihn nicht, aber Dein Gedicht umso mehr! Schöne Sprache, schöner Klang, schöne Bilder - all das, was ein Leserinnenherz höher schlagen lässt! Hier scheint übrigens die Sonne vom blitzerblauen Himmel und taucht das bunte Laub in goldenes Licht....... Ein schönes Wochenende und herzliche Grüße nach Wien, Medusa. |
31.10.2009, 12:16 | #4 |
gesperrte Senorissima
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Liebe larin,
ich muß ja nicht das Lob der Vorrednerinnen wiederholen. Ich sags in einem ganz schlichten Satz: Ich bin beglückt, solch ein Gedicht lesen zu dürfen! Lieben Gruß von cyparis |
31.10.2009, 14:03 | #5 | ||
Slawische Seele
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Liebe larin,
hier wird dir nicht viel Rede für Antworten bleiben, als sich immer wieder für ein Lob zu bedanken. So schwer und düster du den November gemalt hast - in den Herzen der Leser geht eine andere Sonne auf. Sie halten inne ob der Bilder und Verse. Aber, immer nur höflich danke zu sagen, ist vielleicht ein wenig langweilig. Schau mal: Zitat:
Und: Zitat:
Doch wie gesagt, ich wollte die Unterhaltung nur ein bisschen in Gang bringen. Das Gedicht ist wundervoll. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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31.10.2009, 16:00 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe chavali, medusa, cyparis,
danke für euer lob und das mitschwingen im geiste! in letzter zeit dümpelte ich nur so dahin und war fast apathisch - auch beim lesen. der geist war zwar willig, aber das fleisch war schwach..... da ich mich nun aber zwei tage hintereinander richtig ausschlafen konnte, war ich endlich wieder empfänglich für feine stimmungen. wien bleibt heute wohl den ganzen tag unter der hochnebeldecke. allerheiligenwetter pur! bislang waren auch die bäume noch belaubt, doch nun lichtet sich das blätterdach rasant... liebe dana, mein eindruck angesichts der dunklen vogelschwärme ist schon der, dass sie "machtvoll" von irgendetwas hierhergezogen werden - vor allem dann, wenn das rauschen über dem kopf so anschwillt, dass man diesen unwillkürlich einziehen möchte... die "kreißende" zeit gehört wie die sonne, die schmerzvoll "gebiert", zu den tapferen damen, die mit mühe um neues ringen. das geht nicht immer ohne klagen ab ("kreißen" kommt ja von "kreischen"). und dazu passen wiederum die klagenden schreie der krähen ganz gut. gut zu wissen, dass hinter aller klage ein neubeginn auf uns wartet! mit zuversicht wartend, larin
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05.11.2009, 14:37 | #7 |
Flaschenpost
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hallo larin,
ein wirklich stimmungsvolles Novembergedicht im Kreuzreim hast du uns hier geschenkt. Bilder und Wortwahl finden mein Gefallen. Bei deinen Zeilen könnte ich beinahe beginnen, dem November noch etwas Gutes abzugewinnen. Gern gelesen. Viele Grüße ruhelos
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Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain) |
05.11.2009, 21:08 | #8 |
unpaniert
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Liebe Larin,
die Sonne schweigt nicht wirklich - sie scheint nur anderswo - an der unteren Seite der Erdenscheibe. Deine Beschreibung unterliegt der jahresüblichen Vorkommnisse in diesen unseren Breiten- und Längengraden. So düster und verabschiedend, wie es sein soll. Hoffen wir, dass uns der nordeuropäische November noch LANGE so bleibt. mg forelle .
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Es muss einen anderen Weg geben, durchs Leben zu gehen, als kreischend und um sich tretend hindurchgezerrt zu werden. (Hugh Prather) |
07.11.2009, 11:18 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe ruhelos,
zum novembervergnügen muss man sich schon fast zwingen, sonst wird es allzu düster.... liebe forelle, wenn du der düsternis bereits so viel abgewinnen konntest, bist du ja bereits eine meisterin des faches..... neidlose anerkennung! vielen dank euch beiden für den kommi! larin
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08.11.2009, 22:36 | #10 |
Galapapa
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Hallo larin,
Chapeau! Ein wirklich gelungenes, sehr stimmungsvolles Gedicht mit eindrucksvollen Bildern! Da kommt das Schwermütige dieser Jahreszeit herrlich zu Ausdruck. Da gibt's auch nicht zu kritisieren, außer einer Klitzekleinikeit: S4/Z2; da würde vielleicht "...liegt wie verlassen die erstarrte Flur..." etwas runder klingen. Ist aber eigentlich unerheblich. Mit einem lieben Gruß! Galapapa |
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