19.04.2009, 21:50 | #1 |
asphaltwaldwesen
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wann?
wer sah schon eines faunes augen?
nachtblau sind sie und funkeltief. er lag im morgentau und schlief. vermocht ihn derart auszulaugen das flötenspiel, welches ihn rief? erschöpfte ihn der nymphe tanz, voll feuers glut in nächtens kühle? der taumel lustvoller gefühle? mitternachtswaldes lichterglanz der nachtgestalten festgewühle? so stand ich still, war voll der fragen, da traf mich plötzlich tief sein blick. ich gab ihn regungslos zurück und konnt und wollt und mocht nicht wagen zu störn das unfassbare glück. er sah mich an, bis in die seele, erkannte drin mein ganzes wesen als könnt er all mein sehnen lesen. als fühlte er, was mir noch fehle, um von der trauer zu genesen. wars seine hand an meiner wange? ich wagt es hier nicht zu beschwören. wars trug, der mich so konnt betören? das frag ich manchmal mich noch bange. doch eines kann ich heut noch hören: er sprach: „bald wirst du mir gehören.“ .fee '08 edit hat hördatei angefügt: Geändert von fee (20.04.2009 um 19:54 Uhr) Grund: neuer versuch des anhängens der hördatei |
19.04.2009, 22:01 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Oho, fee!
Da ist dir ein großer Wurf gelungen! Wer wie ich Nymphen, Faune und besonders Pan liebt, ist regelrecht betört von Deinem Gedicht. Lediglich "nächtens" scheint mir hier falsch zu sein, weil es eigentlich eine Zeitbestimmung ist und kein beschreibendes Wort. Wie wärs mit etwas wie nächt'ger Kühle oder so? Gebannten Gruß von cyparis |
20.04.2009, 09:51 | #3 |
asphaltwaldwesen
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servus cyparis,
dann hoffe ich, wir zwei werden uns nie um denselben faun "prügeln"...*kicher. hm. "nächtens kühle". ein opfer meiner notorischen kleinschreibung? gibt es "Nächtens Kühle" überhaupt? als ich das schrieb, hatte ich es mir nämlich so - substantivisch und im genetiv - gedacht. also die kühle der nächte. nächtens kühle. *grübel bin mir da jetzt grad gar nicht sicher. vielleicht eilt ja ein/e fachmann/frau zu hilfe und kennt sich da aus? "nächt'ger kühle" klingt mir ein wenig zu hart. und was anderes hab ich jetzt noch nicht gefunden, falls die ursprungsversion so nicht geht, weil falsch. ich arbeite dran. tipps werden gerne entgegengenommen. lieber gruß einstweilen, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
20.04.2009, 12:58 | #4 |
Gast
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Hallo Fee
wollte mehr schreiben...bekomme einen Anruf und muß los. Hat mich tief berührt! Alles Gute reinhard |
20.04.2009, 15:03 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, fee!
Ein sprachlich sehr getragenes, wohlgesetztes Gedicht. Nur an einigen Stellen kommt dein Deutsch ein wenig "patschert" daher, wie wir Ösis sagen. Manches ist vielleicht dem Reim geschuldet, aber auch das könnte man eleganter ausdrücken. Diese Mängel verschwinden aber insgesamt betrachtet nahezu unter der Dichte und Stimmigkeit deiner Zeilen. Dennoch sei hier manches erwähnt, nicht, um dich zu maßregeln, sondern um vielleicht dazu beizutragen, ein gutes Gedicht noch ein wenig besser zu machen. In S1 hast du einen logischen Fehler: Der Faun schläft, wie also konntest du seine Augen sehn? Z4,5: vermochte ihn so auszulaugen/sein Flötenspiel, solang es rief? So ist es besseres Deutsch und fügt sich auch beim Lesen angenehmer dem Sprachrhythmus. S2: Z2: "Feuerglut" bitte ohne "s", oder getrennt schreiben als Genitivkonstruktion: Feuer's Glut . Z3: der Taumel tiefster Lustgefühle...passt metrisch besser in den Sprachduktus. Z4: Komma nach Lichterglanz. S3: Z1: ..., war voller Fragen,... Z4: und konnte, wollt und mocht nicht fragen,...Zeile kürzen und raffen, da etwas zu lang. Nur ein "und" zuletzt wirkt eleganter. S4: Z1: er sah mir an, was mich beseelte, Z2: "drin" ist wenig elegant, besser "dort", "jäh" oder "flugs", damit es zu Z1 passt. Z3: besser Strichpunkt am Ende, das der Gedanke fortgeführt wird. Um das doppelte "als" zu vermeiden: ...als könnt er all mein Sehnen lesen und fühlte tief, was mir noch fehlte(Jetzt wird mein Vorschlag zu Z1 klar: Der Reim beseelte/fehlte enthebt dich grammatikalischer Verwurschtelungen wie "fehle", was zwar nicht gänzlich falsch sein mag, aber doch hölzern und dem Reim geschuldet klingt.) S5: Z2: Ich wagte nicht, es zu beschwören...schöner. Z3: wars Trug, mich gänzlich zu betören? Z4: So frag ich manchmal mich...Klingt runder. Insgesamt ein sehr gutes Gedicht (sonst hätte ich mir die viele Tipparbeit nicht gemacht!) und sehr gern gelesen. Nur eine Frage noch: Vertraust du deinen Rechtschreibkünsten nicht, oder hat es mit diesem Alles-klein-schreibe-Tick eine andere Bewandtnis? Ehrlich gesagt, mich nervt's! Jedesmal reißt's mein sensibles Deutschorgan, wenn ein Satz klein beginnt oder Hauptwörter plötzlich nur noch ...wörter sein sollen! Aber jeder, wie er meint... Wie gesagt, die Größe des Gesamttextes wiegt vieles wieder auf. Gratuliere zu diesem Werk! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (20.04.2009 um 15:04 Uhr) |
20.04.2009, 15:58 | #6 | ||
asphaltwaldwesen
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servus reinArt,
lieben dank für die zeit, die du dir trotz knappheit derselben für deine schönen zeilen an mich genommen hast. sie sind mehr als gut angekommen hier! servus eKy, Zitat:
herzlichen dank für deine intensive auseinandersetzung mit meinem text! ich weiß das sehr zu schätzen - auch, wenn ich auf mancher meiner "patscherten" formulierungen beharren werde, was jetzt vermutlich wie dickschädligkeit aussieht (es zum teil vielleicht auch ist...*schmunzel), aber tatsächlich meinem ganz individuellen sprachanliegen und -gefühl, das ich transportieren will, näher liegt und gezielt "weniger gehoben" klingen soll. für mich ist es so irgendwie "näher" dran - an der möglichkeit, dass die lyrisch erträumten welten und orte vielleicht doch echt sein könnten... da bin ich halt ganz klopstock-fan. zum logischen fehler: für mich ist klar, dass der faun im laufe des gedichtes...strophe 3 "da traf mich plötzlich tief sein blick" erwacht. das lyrI also zuvor noch zeit hatte, den faun schlafend zwei strophen lang zu begutachten (hach, was für ein anblick...*gg). dennoch ist das haupterlebnis, nämlich das in-seine-augen-blicken soooo beeindruckend gewesen, dass das lyrI den leser damit direkt als "opener" in seinem überschwang anspricht, bevor es dann sozusagen "weiter ausholt" und in der darstellung der handlung weiter hinten erst in zeile 2 beginnt.. ist "Feuer's Glut" denn nicht englische grammatik (das apostroph-s-genetiv-dingens)? Feuers Glut müsste es doch heißen, oder? aber die getrennt-schreibung übernehm ich gern und danke für die lektoren-arbeit, in der du dich meiner fehlerchen angenommen hast. ich glaube, ich muss eine vertonung von dem text machen, um dir zu erklären, warum ich auf Zitat:
das "drin", das natürlich weniger elegant ist als die von dir gebrachten ersatzvorschläge, ist auch so ein fall von "nah dran am "einfachen, aber tiefen" empfinden eines lyrI wie du und ich von der straße". ich möcht nur ungern auf ein "drin" verzichten. ich mag das wort an sich gern. bauchgefühlsmäßig, nicht aus erklärbareren oder greifbareren gründen. es ist eben "mittendrin". ganz nah. alles andere wär ein eitzerl distanzierter - etwas, das mir in jeder hinsicht fern liegt. "so frag ich manchmal mich" übernehme ich mit dankendem knickserl. denn das ist wirklich runder so. da geb ich dir völlig recht. und ja: es ist ein spleen - die durchgängige kleinschreibung. optisch finde ich sie einfach ansprechender. auch die tatsache, dass dadurch ein lesen für den rezipienten mit etwas mehr-arbeit und manchmaligem innehalten, vielleicht sogar nochmal-lesen einzelner stellen, verbunden ist, erfreut mein kleines gefühls-diebisches feenherz durchaus. *leiskicher selten - dann, wenn es tatsächlich auch in meinen augen besser und notwendig ist, auf groß- und kleinschreibung zurückzugreifen, tu ich das auch. bei kindergedichten beispielsweise macht es sinn (weil es dort dem vorlese-fluss und dem vorbildgedanken was schulmäßig geschriebenes deutsch angeht, doch zuträglich ist und ich den als lehrerin natürlich für wichtig halte). optisch wirkt die durchgängige kleinschreibung (für mich, die ich ja aus der bildnerischen kunstwelt komme) viel runder, flüssiger und kompakter. so wie ich halt selbst auch bin. klein, rund und immer in bewegung. man sagt nicht umsonst, dass künstler sich auf der unbewussten ebene formal auch immer selbst darstellen...*schmunzel. so kommt diese schreibweise meinem wesen einfach nahe - in vielerlei hinsicht, wenn ich es genau betrachte. meine rechtschreibkünste sind sicher nicht übel, aber auch nicht perfekt und spätestens seit der rechtschreibreform muss ich meine schüler oft fragen, ob denn das, was ich schreibe, überhaupt noch richtig ist.... lediglich mit beistrichen war ich schon immer "kreativ" *kicher. da nehm ich korrektur-hilfestellung mehr als dankbar an. und dann noch ein herzliches dankeschön an dich für diese worte: "Größe des Gesamtwerkes". die haben meine innere größe auch gleich ein paar cm wachsen lassen. *freu ich werd mir all deine vorschläge noch ein weilchen zwischen den lippen, meinen gedanken und empfindungen im kopf und der tastatur hin- und hergehen lassen, bevor ich mir sicher bin, was davon für meine intention die gleiche verbesserung darstellt, wie du sie siehst. sei jedenfalls sehr dafür bedankt!! ganz herzliche grüße euch beiden, fee ps: habe mir erlaubt (falls ich das so richtig gemacht und hingekriegt habe,) die hördatei oben als anhang zum gedicht dazuzueditieren.
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan Geändert von fee (20.04.2009 um 17:11 Uhr) Grund: ps nachgereicht |
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20.04.2009, 23:12 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe fee,
ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, habe mir aber das audio angehört..wunderbar, sage ich da nur..sehr schöne klare stimme.. LG basse PS: auf alles andere bin ich jetzt nicht eingegangen, entschuldige, da ich mich nur der melodie gewidmet habe. eines, für mich war nach der rhetorischen Frage aus Zeile eins der ersten Strophe ersichtlich das der Faun noch schläft und eher Projektionen der Erzählweise stattfinden..in meinen Augen auch kein logischer Fehler...
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© Bilder by ginton Ich fühle, also bin ich! Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi) nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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21.04.2009, 11:44 | #8 |
Bernhardverdreher
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Oh fee,
Was für ein wunderschönes Gedicht. Ich habe mir das Audio angehört und sei dir versichert: Ich liebe diesen österreichischen Klang! Sehr stimmungsvoll es klingt als stündest du im Wald. Wie wäre es mit "Nachtes Kühle"? Nur ein Vorschlag... Liebe Grüße Feirefiz |
21.04.2009, 14:10 | #9 |
asphaltwaldwesen
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herzlichen dank, basse und feirefiz,
für eure schönen lobesworte! da hat das rauschen in der vertonung ja ausnahmsweise mal "gepasst" ton-aufnahme-mäßig steh ich ja schon größtenteils im wald, was die feinheiten der technik angeht. besser im sinne von rauschfreier krieg ich s mit meiner ausrüstung und den programmen am pc (noch) nicht hin. umso mehr freut es mich, dass es so gut ankommt. damit hatte ich gar nicht gerechnet. und an meinen österreichischen akzent muss ich mich wohl selbst am ehesten gewöhnen... schon komisch, nicht? allerherzlichsten gruß euch beiden, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
06.05.2009, 00:34 | #10 |
Slawische Seele
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Liebe fee,
ich hab's gelesen und hielt inne. Ich kann dir nicht sagen, ob der Verzauberung wegen, ob der Bilder wegen oder ob es die eindringlichen (ja, glaubhaften) Verse sind. Dir ist es gelungen, den Leser in diese Welt zu versetzen. Cypi hat recht - ein großer Wurf. Mit taumelnden Grüßen Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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