09.03.2017, 19:12 | #1 |
TENEBRAE
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Euphoria
Wie selten sind die seligen Momente,
darin wir baden, wenn die Sinne schweigen, wenn, was an Außenwelt sie immer zeigen, wo Menschen toben oder Elemente, am Innersten vorbei ins Leere brandet, da alle Pforten sich zur Mitte neigen und lautlos sich verschließend einen Reigen um jene Stelle drehen, wo sie landet: Die eine Süße, die sich nie verhandelt mit was auch immer wir von ihr erwarten - aus der wir endlich, reiner und verwandelt, die Bitterkeiten lächelnder ertragend, in Größerem, als wir bisher bewahrten, uns lösen, eine Auferstehung wagend.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
10.03.2017, 22:06 | #2 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
der Text beschreibt, wie im Titel schon angekündigt, den Moment einer heiteren und zuversichtlichen Gemütsstimmung, das gefällt mir sehr. Ich kenne solche Augenblicke, wenn ich draußen in der Natur bin auch. An irgendeinem schönen Platz stelle oder setze ich mich hin und versinke einfach in diesen Moment. Alle Sinne werden eins mit der Umgebung, Zeit und Raum verschmelzen miteinander und das einzige, was ist, bin ich selbst. Da wird alles andere unwichtig und ist vergessen, der ganze Trubel und die Geschehnisse der Welt werden bedeutungslos und zielen ins Nichts, so als wären sie niemals existent gewesen. Alles wird rund und harmonisch, für diesen kleinen Moment. Man kann diesen Zustand manchmal bewusst herbeiführen und er hilft dabei, den ganzen Frust über die Dummheit der Welt zu vergessen. Man kann hinterher manchmal, wie du es schreibst, sogar darüber milde lächeln. Doch das Wichtigste ist, nach einer solchen Meditation fühlt man sich oft wie neugeboren. Und das beschreibt dein hoffnungsvolles Sonett in farbenfrohen Bildern. Das hat mir sehr gut gefallen, ein sehr schönes Werk aus deiner Feder. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
10.03.2017, 22:15 | #3 |
Gast
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ja, die eine Süße, losgelöst von allem Denken und Grübeln, lieber Erich, schenkt diese Momente. Darum ist sie ja, wie alles, was wir nicht alltäglich haben, so wertvoll.
Sehr poetisch formuliert. Sehr gerne gelesen von Koko |
10.03.2017, 22:17 | #4 |
TENEBRAE
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Hi Faldi!
Genau im Gedenken an solch erhabene Augenblicke während meiner Wanderungen habe ich das Sonett geschrieben! Du scheinst da ähnlich zu fühlen wie ich, was Natur betrifft! Die einzige andere Entsprechung, die mir einfiel, war jener Moment, wenn der Frischverliebte erfährt, dass seine Angebetete seine Gefühle erwidert! - Euphorisch! Anderswo wurde es mit einer Epiphanie gedeutet oder religiöser Verzückung. Das war nicht meine Idee (ich bin ja, wie du weißt, je nach Laune irgendetwas zwischen Agnostiker, Atheist und ausgemachtem Glaubensfeind!), ist aber zulässig, da dasselbe Hirnareal dabei aktiv ist. Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken! Hi Koko! Hab dich gerade noch entdeckt, ehe ich den Faden verließ! Auch dir vielen Dank für das positive Echo! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.04.2018 um 01:22 Uhr) |
10.03.2017, 22:31 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
das finde ich sehr interssant, was da bei dir in "eine Auferstehung wagend" gipfelt. Deine Überschrift schafft eine Distanz, aber es ist heute wirklich schwer, dieses Gefühlt auszudrücken. Ich habe das vor langer Zeit in "Unzeitgemäßes Gedicht" (Link: http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=6803) versucht. Auch mein Titel deutet diese Schwierigkeit an. Aber ist es nicht gerade deswegen um so wichtiger, es zu versuchen auszudrücken? Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
10.03.2017, 23:08 | #6 |
TENEBRAE
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Hi Thomas!
Dein Werk (eigentlich fast zwei) ist schön! Danke für den Link! Tja, mit den Gefühlen ist es heutzutage so eine Sache. Nach all den "coolen" bis eiskalten Filmhelden seit den Achtzigern ist es heute schwieriger denn je, als Mann oder Dichter über Gefühle zu schreiben, noch dazu, wenn sie so überbordend und "uncool" daherkommen wie reine Freude und Glücksseligkeit. Das Handbuch für "echte Kerle" sagt, dass sowas bei uns nicht vorkommt, und wenn, dann spricht man nicht darüber! "Mann" hat beherrscht zu sein und immer Herr der Lage - nichts kann ihn überraschen, aushebeln oder umhauen! Natürlich haben wir so nie ge-, oder eben ganz verlernt, mit solchen Gefühlen umzugehen oder ihnen gar zu vertrauen. Dementsprechend distanziert nähern wir uns also erst mal der Materie - siehe Titel. Die "Auferstehung" kann aber auch als ein Erwachen in ein größeres, reiferes Selbst gedeutet werden, in dem solche Schablonen und Rollenbilder nicht mehr notwendig sind, weil wir gelernt haben, uns nicht mehr über die Wirkung auf andere zu definieren. Vielleicht heißt "ganz bei sich sein" gar nichts anderes als das ... - und das wäre dann irgendwie auch wieder "cool"! Vielen Dank für deine Denkanstöße! LG, eKy
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11.03.2017, 12:10 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
Dein Satz: "Die 'Auferstehung' kann aber auch als ein Erwachen in ein größeres, reiferes Selbst gedeutet werden." trifft den Punkt, finde ich, wobei das "größere Selbst" möglicherweise (nur als Beispiel! ) so Verstanden werden kann, wie Schiller es sagt: Vor dem Tod erschrickst du! du wünschest unsterblich zu leben? Leb' im Ganzen, wenn du lange dahin bist, es bleibt. Oder anders ausgedrückt: Irgendwann müssen wir Individuen sterben, aber unser Leben ist damit nicht "abgeschlossen", nicht "rund". Das Konzept der "Auferstehung" verstehe ich als den "Abschluss" in einem größeren Selbst, welches man nicht genau (und logisch) sehen oder verstehen kann, bzw. können muss; bisweilen erhascht man vielleicht eine vage Ahnung davon und schreibt dann ein seltsames (euphorisches) Gedicht unter der Kategorie "Ein neuer Morgen". Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
12.03.2017, 21:12 | #8 |
TENEBRAE
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Hi Thomas!
Naja, mit einem "es bleibt" bleibt der gute Schiller aber doch recht vage. Wo bleibt es, und wie? Transzendiert mit dem eigenen Selbst (aber "vage Ahnungen" machen auch nicht satt!) oder nur in der Erinnerung der Nachwelt? Vielleicht, aber da eben auch nicht allzu lange. Nein, das Leben betrifft uns nur, solang wir leben. Und warum sich nicht selbst verbessern, solang man kann? Mag sein, es ist sinnlos, weil nichts über das Ende hinausreicht - aber was soll's. Solang ich lebe, möchte ich nicht dumm, hilflos und unmündig sein, also immer her mit den Erfahrungen! LG, eKy
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13.03.2017, 13:45 | #9 |
Gast
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Lieber eKy,
Ja, was wäre das Leben ohne die Höhepunkte wie: die erste Liebe, Weit - aufs - Meer - blicken, Spazierengehen, Achterbahnfahren ( ich mag das Fastfliegen, das Magenkullern ist unbeschreiblich), aber je älter man wird, weiß man die Kleinigkeiten zu schätzen, eine Krokos im Garten und das Spatzengezwitscher. Die Endlichkeit lehrt andere Euphoria. Du hast mit deiner unnachahmlichen Art Worte für Glück und Euphorie gefunden. Ich schicke dir einen Frühlingsgruß sy |
13.03.2017, 18:46 | #10 |
TENEBRAE
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HI Sy!
Ich bin knapp hinter dir, da vorzeitig gealtert durch ungesunden Lebenswandel! Auch ich weiß längst die kleinen Dinge zu schätzen. Aber Euphorie ist ein derart allumfassendes und vor allem überbordend ausfüllendes Gefühl - das gleicht eher einem Anfall als einem warmherzigen Freuen über Vogelgezwitscher. Es ist, als möchte man die ganze Welt umarmen und alles gleichermaßen von Herzen lieben, auch weil man das Gefühl hat, in allem zu sein! Selten, aber doch überfällt es mich, und ich beginne zu weinen, verströme Liebe aus jeder Fingerkuppe, spüre direkt körperlich, wie ein heißer Strom ungezügelter Emotion mich durchfließt, aus mir herausleuchtet, sich verschwendet, bis es irgendwann verebbt. So lange bin ich zugleich ganz in mir und völlig in die Welt verteilt! Macht das Sinn? Es ist wirklich wie ein Anfall, mein Rücken biegt sich durch, die Arme strecken sich, ich kann nicht mehr sprechen - in solchen Momenten empfinde ich fast so etwas wie einen göttlichen Funken in mir - nichts Religiöses, eher eine Ahnung dessen, was ich MEHR sein könnte, wenn ich mich nicht so von allem entfernte. Aber ich denke, zuviel ist auch ungesund. So viel Liebe ist nicht auf Dauer zu ertragen, und jeder Verlust wäre ein Weltuntergang! Ich glaube, diese Ausbrüche sind eher eine Art Notdruckventil, um Aufgestautes abzulassen, wenn der Auslöser passt. Das kann dann auch eine Filmszene sein, oder ein Gedicht ... Dieses Gefühl wollte ich in Worte fassen. LG, eKy
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