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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 16.12.2012, 12:11   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Kriegskind

Ich habe keine Stimme mehr
zu sagen, was an mir geschah.
Ich fühle nichts, ich bleibe leer,
und was ich war, bleibt ungefähr,
und geht mir nicht mehr nah.

Die Großen heißen es den Krieg
und führen ihn nach ihrem Maß.
Sie kämpfen für den letzten Sieg
von Glaube, Führer, Republik
und was man davon las.

Was bleibt für mich, die ich ein Kind
und voller Liebe war zuvor?
Du weißt, wie die Soldaten sind:
In ihrer kalten Hand zerrinnt,
was ich durch sie verlor.



(Angeregt durch ein themengleiches Gedicht von Christian Wolf.)
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.04.2014 um 17:50 Uhr)
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Alt 16.12.2012, 12:33   #2
Christian Wolf
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Haha dacht ich´s mir doch

Der letzte Teil ist hart...

tolles Gedicht und wahr

LG, Chris
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Alt 16.12.2012, 16:58   #3
ginTon
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hallo erich,

finde ich gut dein Werk hier, absolut auf den Punkt gebracht und gut
durchdacht...Formal bleibst du deinem von Rilke beeinflussten Stil treu
"ungefähr" etc...Also mir gefällts...

liebe Grüße gin
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High Times on Wall Street, are Hard Times on Main Street! (Bruce Springsteen)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 16.12.2012, 17:32   #4
Erich Kykal
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Hi, Chris!

Ja, da hast du mich wirklich inspiriert, auch, wenn ich leider mit deiner Version nicht recht glücklich war - da solltest du auf jeden Fall noch dichterische Energie reinstecken!
Vielen Dank für deine positive Resonanz hierzu!


Hi, Gin!

"Formal" ist das eben, was mir lyrisch am besten gefällt und am nächsten liegt. Ich dichte hauptsächlich, weil es mir SPASS macht, so zu schreiben. Zu den meisten anderen, vor allem sog. modernen Lyrikformen, finde ich kaum bis keinen Bezug. Mir sind vor allem sprachliche Schönheit, Klangmelodie und Reim- wie Rhythmusstruktur wichtig an einem Gedicht.
Andere lese ich meist erst gar nicht, da ich weiß, dass ich mich dann oft ärgere und Dinge dazu sage, die mir später leid tun, obwohl mir klar ist, dass meine Sichtweise von Lyrik nicht alles umfasst, was sie nun mal beinhaltet!

Vielen Dank jedenfalls für deinen freundlichen Kommi, auch wenn ich zu deinen Werken zumeist schweige, da ich als "altmodischer" Dichter nun mal keinen Zugang dazu finde.


LG, eKy
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Alt 16.12.2012, 19:54   #5
Chavali
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Guten Abend, Erich

sehr eindrucksvoll. Sehr glatt, sehr passend die Worte gesetzt.
Ein bisschen zu glatt für ein kriegsgeschädigtes Kind.
Das ist nicht negativ gemeint - es zeigt vor allem dein handwerkliches Können.
Du schriebst ja, dass du inspiriert worden bist durch einen Text von Chris.
Das ist interessant und ist mir auch schon passiert, d.h. dass mich ein Gedicht von jemand
anderem zu einem eigenen Text geführt hat.

Hier in diesem Fall scheint mir der Wortfluss und Rhythmus des Textes im Vordergrund gestanden zu haben.
Mir fehlt ein wenig das Gefühl dahinter.
Ein wenig das eigene Erleben - wenn auch nur aus Berichten im TV oder Zeitung.

Trotzdem: Prädikat ausgezeichnet.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 16.12.2012, 21:33   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Du hast natürlich recht bezüglich der lyrischen "Glätte". Hier scheiden sich die Geister: Soll man einer behaupteten Authentizität zuliebe bewusst "uneben" schreiben, nur damit es sich eher nach traumatisiertem Kind anhört - oder stellt man alle sprachliche Brillianz, derer man fähig ist, in den Dienst der zu kolportierenden Sache, auch wenn es sich dann eben nicht nach "Kind" anhört?
Dass ich letzteres präferiere, ist offenkundig. Klar könnte und würde es ein Kind nie so ausdrücken, aber meines Erachtens ist das hier auch nicht vordergründig wichtig - hier kommt es, denke ich, auf die Vermittlungsqualität des zu vermittelnden Gedankens an, nicht darauf, dass es möglichst "echt" klingt.
Man merkt und weiß, dass hier ein Dichter ins Lyrich solch eines Opfers schlüpft - er gibt nicht vor, dass tatsächlich hier ein Opfer spricht. Ich denke, das ist irgendwie ehrlicher, vor allem, wenn man in Rechnung stellt, dass die wenigsten Autoren - mich eingeschlossen - je wirklich derlei erlebt oder auch nur miterlebt haben. Ich finde den Anspruch auf "stilistischen Realismus" eher befremdlich, so als wollte ein Schauspieler so perfekt sein, dass man nicht merkt, dass hier jemand schauspielert.
Irgendwie denke ich, das mindert sogar die Ernsthaftigkeit des Inhalts, weil man den Eindruck gewinnt, dass der Autor mit lyrischen "Tricks" arbeitet, so als fehle es ihm an der Einsicht in die eminente Wichtigkeit seines Themas, was dazu führt, dass er zu spielerisch, zu effekthaschend damit umgeht.

Aber wie gesagt - da scheiden sich die Geister! Die Gegenseite hat bestimmt genauso gute Argumente für ihren Standpunkt.

Zu der monierten mangelnden Gefühlstiefe sei gesagt: Es kommt ganz drauf an, woran man das Gefühl festmacht. Gut geschriebene Lyrik lässt in mir beispielsweise wesentlich mehr Gefühl für die vermittelte Sache aufkommen, da mich erlesene Sprache an sich beeindruckt.
Vielleicht authentischere, aber eben linkische und einfache Kindersprache vermag mich hingegen nicht emotional zu bewegen. Du siehst - eine Frage der Präliminarien und Präferenzen.

Vielen Dank für deine wichtigen Gedanken - sie wiesen auf einen grundsätzlich unterschiedlichen lyrischen Ansatz hin, den ich hoffentlich erschöpfend darlegen konnte.

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2012, 22:34   #7
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

Dieses "Kriegskind" löst beim Lesen Gefühle aus, die dem Kriegskind genommen wurden.
Ich denke dabei an Familientreffen, lang und immer wieder dieselben, und vergleiche meine Sicht aus der Zeit der Kindheit und der Zeit später.
Vergleichen kann ich sie darum, weil es einst nicht denkbar gewesen ist, zu maulen und eigene Ansprüche zu stellen. Man saß "artig" dabei, durfte alles essen und reden - nur wenn man gefragt wurde. (Ist gar nicht so lange her.) Heute fühle ich viel mehr mit als damals. Ich verstehe Verhaltensweisen weitsichtiger und verstehe zugleich das Desinteresse der heutigen Kinder. Diejenigen aber, die "zwangsweise" mit anhören müssen, haben meines Erachtens eine größere Chance später besser zu verstehen.

So auch dein Werk, das für mich genau das erklärt, was ich oben gesagt habe.
Dieses Kriegskind hat auch "nur" als Kind erlebt und teilt sich aus der Sicht des Kindes mit. Ganz besonders hier:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Ich fühle nichts, ich bleibe leer,
und was ich war, bleibt ungefähr,
und geht mir nicht mehr nah.
Da ich weiß, dass du kein Kriegskind bist, versuche ich mir selbst zu erklären, warum du dennoch so nah herankommst.
Ich glaube es hat mit allgemeinen, anderen Verlusten zu tun, die sich heute ausdrücken, berühren und doch "gespentisch" bleiben. Das Unvorstellbare findet auf Umwegen den Ausdruck für das "Nichtgefühl" und wird zum tiefsten Gefühl.
Es geht um unheilbare Verletzungen, die dem Lebenswillen und Überleben nichts anhaben können.

Eine Frau zeigt ihre Mädchenjahre auf. Sie prangert nicht an, schreit nicht auf und doch trifft sie bis ins Mark.
Ein gekonntes und großes Gedicht.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 22.12.2012, 13:57   #8
Erich Kykal
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Hi, Dana!

All diese Gedanken habe ich mir natürlich beim Schreiben nicht gemacht, und wenn das mit der eigenen Verlustverdrängung stimmt, kann ich ohnehin nicht beurteilen, inwieweit sie zutreffend sind.
Das sprudelte einfach so aus mir raus, nachdem ich das Bild von einem gequälten, missbrauchten Kind vor Augen gehabt hatte. Und wie hätte ich das an dessen Stelle "verdaut"? Verdrängung? Sublimierung? Selbst innerlich kalt werden?
Meine psychologische Bildung ist eher oberflächlich, aber ich scheine eine Art Gespür für menschliche Reaktionen zu haben, kann extrapolieren. Eine "blühende" Fantasie stelt sich vor, wie man selbst empfunden, damit gelebt hätte. Und gelebt hätte ich, da ich das Leben als kostbar empfinde und lebenswert, sogar mit solchen Grausamkeiten und allen Erniedrigungen! Wer sich für die "Ehre" tötet, zur "Wahrung des Gesichtes" - oder schlimmer noch: andere!!!.... der hat meines Erachtens nichts vom Leben begriffen, von seinem Wert und der Verantwortung, damit umzugehen.
Der alte Spruch "Was einen nicht umbringt, macht einen stärker!" mag zu stark vereinfachend sein, aber er lässt eine tiefe Wahrheit anklingen: Nur wer tot ist, lernt nichts mehr dazu.
Dennoch kann das Trauma so eines Kriegskindes nicht ohne Folgen bleiben: Seelische Verkrüppelung ist nun nichts, woraus man etwas "lernen" möchte, und im Angesicht dessen klänge der alte Spruch auch sehr grausam und zynisch.
Man behilft sich - recht hilflos - mit einem weiteren Spruch: "Wer weiß, wofür's gut ist!", aber der klingt im Lichte solcher Ereignisse genauso blöde.
Wenn man aber bedenkt, dass genau diese Frau vielleicht später ein Erfolgsbuch darüber schreibt, das viele Menschen sensibilisiert, wodurch sich derlei insgesamt weniger oft ereignet, weil man den Leuten auch in Kriegszeiten nun gründlicher auf die Finger schaut (und natürlich den Wahnsinn und die Verbogenheit des Krieges an sich endlich zu begreifen lernt und ihn ächtet...), dann scheint sich dieser 2. Spruch doch irgendwie zu bewahrheiten.
Da aber für jeden stark und tätig aus solchen Situationen hervorgegangenen Menschen tausende andere stumm leiden und daran zerbrechen, weil sie eben nicht die Kraft in sich fanden, ihr Leid zu bewältigen - oder später sogar selbst zu grausamen Tätern werden - kann auch diese Rechnung nicht stimmen!
Dennoch scheinen wir eine Affinität zu Leid zu haben - als WOLLTEN wir sehen, dass es überwunden werden kann. Die ganze Film-, Theater- und Literaturindustrie lebt praktisch davon!!!
Ich weiß, wie leicht man pathetisch und emotional werden kann, deshalb bemühe ich mich bei diesen Themen um Nüchternheit und Beschreibung, nicht um Wertung, da ihre Wirkung sonst im Lamento erstickt und verpufft.
Da muss man die Bilder für sich sprechen lassen.

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2012, 14:05   #9
Antigone
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Standard Kriegskind

Hallo Erich,

ich bin ein Kriegskind, ich bin Jahrgang 41, ich habe die ersten Lebensjahre im schwer bombardierten Zentrum Berlins zwischen nächtlichem Sirenengeheul, Luftangriffen und Todesangst verbracht. Was ich dabei empfunden hatte, so klein, wie ich war, und obwohl ich vieles noch nicht verstand, macht mir noch heute, ohne dass ich es will, Gänsehaut. Da hat sich mir etwas meinem Unterbewussten für das ganze Leben eingeprägt.

Natürlich interessiert mich aus diesem Grunde ein Gedicht mit dieser Thematik sehr. Wenn ich dein Gedicht lese, fällt mir als erstes auf, dass hier kein Kind spricht, sondern eine Erwachsene, die über Erlebnisse ihrer Kindheit spricht. Und wenn ich diesen Aspekt in Betracht ziehe, dann erscheint mir das Gedicht nicht nur sprachlich zu sehr "geglättet" - wie übrigens alle deine Texte. Was mich aber wirklich an diesem Gedicht unberührt lässt, ist nicht das sprachliche Glatthobeln, sondern die Substanzlosigkeit der Einsichten, die das LI daraus schöpft und die du ebenfalls "glatthobelst", vorausgesetzt, Einsichten von Substanz waren überhaupt vorhanden. Schließlich spricht hier ein Erwachsener, der eine tiefgründigere Einsicht in Zusammenhänge haben müsste, als du sie hier offenbarst. Eine wirkliche Rückschau auf schreckliche Kindheitserlebnisse ist dein Gedicht für mich nicht. Selbst wenn ich ein angenommenes Trauma deines LI in Betracht ziehe, das es ihm verweigert, sich zu erinnern.

Für deine Generation ist Krieg ein Teil Geschichte, die vorbei war, als du auf die Welt kamst. Du kannst also nicht aus eigenem Erleben sprechen, stellst dir irgend etwas vor, dass es so hätte gewesen sein können, und das erklärt auch die nicht zu übersehende "Flachheit" beim Herangehen an das Thema, um es mal so zu nennen. Ehe man solche, durchaus gutgemeinte Gedichte schreibt, sollte man lieber keines zu diesem Thema schreiben, das ist meine Ansicht. Weil es den Krieg zu einer harmlosen Angelegenheit erklärt, die man als "Kindheitserlebnis" hinter sich lassen könnte oder müsste oder sollte - auch wenn dir das nicht bewusst sein sollte. Aber nicht nur deshalb. In meiner literarischen Ausbildung gab es einen Standardsatz: Schreibe nur darüber, was du kennst. Und wie sich an diesem Text erweist, reicht es eben nicht, etwas nur "irgendwie" zu kennen.

Lieben Gruß
Antigone

Geändert von Antigone (22.12.2012 um 14:12 Uhr)
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Alt 22.12.2012, 14:34   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, gestrenge Antigone!

Es lag mir fern, mich mit fremden "Federn" schmücken zu wollen, und bezüglich der Tiefe magst du recht haben. Es war allerdings nie meine Intention, möglichst "authentisch" zu klingen.
Ich wollte nur meinem Mitgefühl für diese Menschen Ausdruck verleihen, meinen Respekt für ihr Leiden zum Ausdruck bringen. (Lies den Kommi über dem deinen)

Wäre ich selbst derlei ausgesetzt gewesen, ich wäre wahrscheinlich sprachlos geblieben - zuviel Unbewältigtes und Schmerzliches, um darüber zu dichten!

Die sprechende Person in diesem Gedicht ist eine von jenen, die verdrängt, totgeschwiegen haben, die innerlich daran zerbrochen sind und nie Heilung fanden. Ihre innere Kälte hat sie nie losgelassen, und das Leben (wie die Erinnerung) ist Zustand der Gleichgültigkeit, den sie lapidar beschreibt.
Natürlich kommt so keine tiefere Auseinandersetzung mit dem Trauma zustande, wenn es so gründlich sublimiert wurde. Dein diesbezüglicher Vorwurf erscheint mir also, bedenkt man die seelische Verfassung der Protagonistin, ungerechtfertigt.

Ich schreibe ohnehin selten sozialkritisch, weil ich weiß, wie schwierig es ist, nicht in Pathos oder Heuchelei abzugleiten. Jedem gerecht werden kann man da ohnehin nie. Mehr als die eigene Vorstellungskraft hat man als Friedenskind nun mal nicht, um das Unbeschreibliche zu beschreiben. Du hast eine Meinung zu meiner Umsetzung, ein anderes Kriegskind vielleicht eine andere.


LG, eKy

PS: Liegt es an mir, oder klingt tatsächlich jeder kritische Einwand von dir wie ein persönlicher Vorwurf? Du scheinst es jedenfalls immer wieder zu schaffen, verletzend, ja herabwertend zu formulieren. Wahrscheinlich versuchst du nur ehrlich zu sein, aber es kommt oft auf ziemlich herablassende Weise herüber, so als wäre jeder Mangel anderer in deinen Augen deren persönliche Schuld. Nun, ich versuche davon auszugehen, dass es dir mitunter nur ein wenig an Einfühlungsvermögen in anderer Leute Empfindlichkeiten mangelt - und wer von uns könnte da wohl ohne Schuld den ersten Stein werfen?
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