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Alt 13.01.2017, 18:05   #1
Kamelot
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Standard Tretbootfriedhof

Verwechselt ständig Wahrheit oder Pflicht beim Urteil
und überzuckert laufend engelsgleich die Auswahl,
als hättet ihr früh morgens schon den Weichspüler gekokst.

Entschieden tappt ihr ständig in die Minenfelder,
die voller Torheit euren Hochmut widerspiegeln
und schneidet euch im Fall am selbstverlegten Stacheldraht.

Verzweifelt sucht ihr Worte, die den Sinn verdrehen,
und wollt den wahren Denkern vor die Schuhe kotzen -
doch scheint ihr geistig einem alten Tretbootfriedhof gleich.
__________________
Kleiner Ehrgeiz beugt sich unter das harte Joch des Zwanges weit lieber als unter die sanfte Herrschaft eines überlegenen Geistes.
Johann Christoph Friedrich von Schiller


Geändert von Kamelot (13.01.2017 um 19:28 Uhr)
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Alt 13.01.2017, 18:22   #2
ginTon
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Hi Kamlot...

der stand hier aber noch nicht drin der Text, oder. Ich finde es liest sich ziemlich zeitgenössisch. Tretbootfriedhof ist so oder so ein interessantes
Wort. Der Friedhof als Hort des Todes und die ausgelagerten Tretboote ein
kaum mehr genutztes Fortbewegungsmittel, also der Überschrift nach geht
es irgendwie um Stagnation.

Zitat:
Verwechselt ständig Wahrheit oder Pflicht beim Urteil
und überzuckert laufend engelsgleich die Auswahl,
als hättet ihr früh morgens schon den Weichspüler gekokst.
Um den äußeren Schein zu wahren, benimmt man sich schon überspitzt höflich, dass man sich fast an Knigges Benimm dich Lexikon erinnert fühlt.
Aber Fassade ist eben nur Fassade, diese entspricht nicht der wahrheit
und wird nur aufgrund der Pflicht aufgesetzt.

Zitat:
Entschieden tappt ihr ständig in die Minenfelder,
die voller Torheit euren Hochmut widerspiegeln
und schneidet euch im Fall am selbstverlegten Stacheldraht.

Verzweifelt sucht ihr Worte, die den Sinn verdrehen,
und wollt den wahren Denkern vor die Schuhe kotzen -
doch scheint ihr geistig einem alten Tretbootfriedhof gleich
In der zweiten Strophe wird denke ich die ständige Verdrehung seiner Meinung angesprochen, die aber kaum der eigentlichen Meinung entspricht
sondern eher eine von außen auferlegten, wie eine Art Anpassung. Dies
kann kaum der freien Meinungsäußerung entsprechen, wenn man eigentlich
nicht sagt, was man wirklich denkt.

auf jedenfall ein interessanter text...LG gin
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 13.01.2017, 18:26   #3
Erich Kykal
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Hi Kamelot!

Interessante komplexe Sprachführung voller intensiver Bilder, getragen vom Furor wider die Geistlosigkeit eines Gutmenschentums mit dem Charme von verrottendem Plastik! Dank in diesem Zusammenhang für das Bild vom Tretbootfriedhof - erfrischend unverbraucht. Am Ende von S3 fehlt übrigens der Punkt.

Die Str. 2 und 3 verstehe ich in all ihrer Formulierkunst - eine Anklage an die Kleingeistigen, Engstirnigen, die jedem höheren oder weiteren Horizont verständnislos ihren giftigen Zweifel entgegenwerfen, ohne wirklich zu verstehen, wovon die Rede ist ...

Nur S1 hinterlässt mich mit Fragen:

Ist mit der "überzückerten Auswahl" jene des Urteils gemeint?

Was soll Bild eines "gekoksten Weichspülers" besagen? Was bedeutet das überhaupt? Ist mit "Weichspüler" das Waschmittel in Plastikflaschen oder die Waschmaschine selbst gemeint?
Egal, so oder so - welchen Sinn hätte es, Kokain hineinzumischen, wenn diese Droge nur über die Schleimhäute vom Körper aufgenommen wird? Niemand schnupft Waschmittel oder hält den Kopf stundenlang in die (laufende?) Wäschetrommel!

Versteh mich recht, ich weiß, was du damit zur Aussage bringen willst, allein das Bild ist für mich unstimmig, da unlogisch.


Abgesehen von diesen Unklarheiten gerne gelesen!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 13.01.2017, 19:40   #4
Kamelot
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Hi ihr beiden, erst mal danke für die Rückmeldungen und Kommentare.

Damit ihr nicht zu lange auf eine Antwort warten müsst (ich muss jedoch gestehen, dass ich gerade noch nebenbei 10 andere Sachen mache), gehe ich schnell auf den Teil ein, der mir am Wichtigsten erscheint, nämlich die Frage nach dem gekoksten Weichspüler.
Zitat:
Zitat von Kamelot Beitrag anzeigen
Verwechselt ständig Wahrheit oder Pflicht beim Urteil
und überzuckert laufend engelsgleich die Auswahl,
als hättet ihr früh morgens schon den Weichspüler gekokst.
Diese Strophe zielt in Richtung einer Menschengruppe, die ich persönlich absolut nicht leiden kann...diese Menschen, die sich gerne als nett, freundlich & weich geben, aber im Hintergrund und hinterrücks das genaue Gegenteil sind...Leute, die einfach so aufgesetzt freundlich sind, dass man sich nicht sicher ist, ob sie jetzt etwas genommen haben oder nicht...und da es Weichspüler auch in Pulverform gibt - ist dann beim Schreiben in meinem Kopf dieses Bild entstanden. Das das Bild selbst durchaus nicht jedem gefällt, damit habe ich gerechnet - ich find es aber im Gesamtkontext sehr stark...außerdem erinnert es mich ein wenig an "einen Clown frühstücken".

LG
Kamelot
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Johann Christoph Friedrich von Schiller

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