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Alt 26.03.2013, 22:01   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Wie im Walde

So wie im Walde aller Bäume Kronen
sich ineinander wachsend überfassen
und gegenseitig sich gedeihen lassen,
wo sie den Hag nicht allzu eng bewohnen,

sei auch ein Volk. In leere Zwischenräume,
macht auch der Schatten mancherlei zunichte,
erstrecke sich ein Trieb zu neuem Lichte,
entwachsen aus der Hoffnung seiner Träume.

Und wie die Zweige lasst uns Hände reichen,
denn nur gemeinsam wird ein Ganzes groß -
nur wer verstehen will, wird je verstanden.

So gebt sie offen hin, ein klares Zeichen,
macht euch von Dünkel und Bedenken los -
wo Achtung lebt, dort bleibt sie auch vorhanden.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 08.09.2013, 16:20   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.907
Standard

Servus Erich,

oh ja, ein hehres Motiv, doch leider nicht umsetzbar, weil sich jeder selbst der Nächste ist.
Der Mensch ist nun mal ein Wesen der Natur und aufs eigene Überleben programmiert.

So ist es übrigens mit den Bäumen im Wald auch.
Jeder strebt zum Licht hin und versucht den anderen zu überragen, um etwas von den (über)lebenswichtigen Strahlen aufzufangen.

Wieso sollten wir Menschen da anders sein?

Nur weil wir sogenannte Moral oder Ethik zu besitzen glauben?

"Achtung" ist ein rein menschlicher Begriff und als Eigenschaft betrachtet viel schwächer, als man im Allgemeinen glauben möchte.

Es fängt bei der religiösen Überzeugung an und hört bei der politischen oder idealistischen noch lange nicht auf.
Und jeder, der eine andere Überzeugung besitzt, besitzt auch nicht die Achtung derer, die sich eben anders orientieren.

Eine Kreislauf ohne Ende, erfunden von winzigen biologischen Wesen, deren Stern am Rande der Milchstraße seine Bahn zieht und die auf einer kleinen verseuchten Dreckkugel leben und glauben, eine Seele oder gar Geist zu besitzen.

Das Universum unterliegt ganz anderen Gesetzen, die wir gar nicht erfassen können.

Menschliche Moral?

Nichts weiter als das Hirngespinst von unwichtigen, völlig unterbelichteten Wesenseinheiten, die im Grunde schon nicht mehr existent sind, das aber noch gar nicht wissen und sich Gedanken um eine Zukunft machen, die es für sie niemals geben wird.

Zynismus oder Ironie des Schicksals?
Wer weiß, aber sicherlich eine Tatsache, der wir auch ins Auge schauen müssen.

Solange aber sollten wir das Beste daraus machen.

Und so verstehe ich dieses Sonett.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 08.09.2013, 21:54   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Eigentlich bin ich mit solch pathetischen Aufrufen eher vorsichtig - man muss schon in einer "speziellen" Stimmung sein, um sowas zu produzieren!
Abgesehen davon, dass sie ohnehin nichts bringen, kriegt auch keiner eine Wahrheit gern vom erhobenen lyrischen Zeigefinger unter die Nase gerieben!

Wenn ich obiges jetzt lese, muss ich schmunzeln ob des naiven Angangs...aber ab und zu wünscht man sich eben nichts mehr als Friede, Freude, Eierkuchen.

Vielen Dank für treffliche Analyse und biologische Nachhilfestunde! (Das mit den Bäumen im Wald war mir durchaus klar, darum auch die 4. Zeile in S1...

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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