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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.06.2015, 19:54   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Standard Laufschritt

Laufschritt


Die Brache lag im Winterwind so blass
Und tot; die Krähen nickten drüber hin.
Am Himmel ballte sich ein Grau. Im Sinn,
Im Augenblick war nichts. Das Regennass

Zerplatzte in der Furchen Bahn. Der Donner
Verfolgte Blitz um Blitz ganz atemlos:
Die kahle Eiche schien jetzt riesengroß.
Er rumpelte fast wie ein Dreißigtonner,

Der auf der schlechten Straße Leerfahrt fuhr.
Ich nickte mit den Krähen still im Takt
Und flüchtete die kalten Tropfen nur.

Nein, es war nicht die Angst, die mich gepackt
Hat: In den Laufschritt schickte mich die Tat,
Die mir die Erde nahm, auf die ich trat.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (10.06.2015 um 16:34 Uhr)
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Alt 09.06.2015, 20:04   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Walther!

Ich fände so ein Sonett viel leichter und angenehmer lesbar ohne die ständigen Großbuchstaben an jedem Versbeginn - aber das habe ich schon zigmal erwähnt!

Bei S2Z4 muss man den Bezug für "Er ..." schon eine Weile suchen gehen - der "Donner" ist schon arg lang zurück! Vielleicht wäre dort ein neutrales "Es ..." als Einstieg brauchbarer?
Zudem ist das Bild vom Laster auf Leerfahrt irgendwie nicht so recht von lyrischer Qualität - zu "bau"technisch?

S4Z1 - Das gerufene "Nein, ..." am Beginn liest man erst mal instinktiv betont an, da stolpert man zwangsläufig. Altern.: "Es war mitnichten Angst, die mich gepackt".

S4Z2 hat nur vier Heber - einen zu wenig. Altern.: "Hat, raschen Laufschritt ..." - oder irgendwo anders noch etwas zufügen.

Diesen letzten Satz, vor allem seinen Ausklang in der letzten Zeile, finde ich sehr gelungen, da nimmt man den Überhänger in der vorletzten Zeile gern in Kauf!

Gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.06.2015 um 00:10 Uhr)
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Alt 10.06.2015, 06:57   #3
wolo von thurland
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hallo walther

die krähe ist immer wieder gut für ein starkes bild. du und der vogel, jeder für sich nickend. das hat kraft. (ein kollege von dir aus dem äussersten zipfel des "wilden südwestens", markus manfred jung, macht schöne gedichte über den und im dialog mit dem "gwaagg", zu denen deines hier von der idee her gut passte).

das andere starke bild finde ich im leeren brummi auf der landstrasse. erinnert mich in seiner sinnlosen und doch sinnvollen art an den panther im pariser tiergarten.

sprachlich-stilistisch gefällt mir dein text überhaupt nicht. anstatt in dieser forendichterischen beliebigkeit zu schreiben, würdest du mmn die starken bilder besser in einer waltherschen art zelebrieren, die nicht fünfhundert andere ebenso gut oder ebenso schlecht nachmachen können. aber gegen solche aussage wirst du ja bestimmt immun sein, wie ich dich kenne.

schöne momente mit krächzern und brummis
wünscht
wolo

Geändert von wolo von thurland (10.06.2015 um 07:03 Uhr)
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Alt 10.06.2015, 09:44   #4
Walther
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lb eKy,

danke für deine hinweise. s4v2 habe ich ausgebügelt.

lg. w.


lb wolo,

natürlich berührt mich deine ansicht. schließlich bist du ein hervorragender poet. aber selbst wenn du das nicht wärst, würde ich das nicht einfach wegstecken.

die frage, die sich stellt, ist für mich eine andere: hätte ich dieses gedicht anders schreiben können? wäre es in der aussage und den dafür benutzten mitteln noch das, was oben steht, würde ich es anders, mit einer anderen diktion, wie von dir vorgeschlagen, schreiben?

ich habe dazu im moment keine feste meinung. für mich ist das herstellen von poesie eine ewige übung, deren ende nicht die perfektion sondern der übergang des autors in einen anderen aggregatzustand ist. das soll den autor nicht daran hindern, nach der vollkommenheit zu streben. sie zu erlangen aber ist teil der wahrscheinlich unerfüllten hoffnungen, die man in seinem dafür vorhandenen rucksack bei sich trägt - manchmal beschwerend, manchmal fröhlich leicht nach vorne treibend.

lg w.
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Geändert von Walther (10.06.2015 um 09:48 Uhr)
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Alt 10.06.2015, 10:28   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, walther!

Ein anderer Aggregatzustand? - Wird der Dichter gasförmig???

Scherz beiseite - natürlich weiß ich, was du gemeint hast. Es geht mir beim Schreiben ebenso: Ein großer unbewusster Teil des Bewusstseins ist wie in Trance und holt zuweilen erstaunliche Dinge aus einer Ebene herab, zu welcher der Rest des Seins keinen unmittelbaren Zutritt zu haben scheint.
Und auch insgesamt erlebe ich die letzten Jahre wie eine fast unmerkliche, aber stete Entwicklung des Geistes, allein durch die innere Transzendentierung durch die dauernde Beschäftigung mit Sprache und ihren mannigfaltigen Ausdrucksmöglkichkeiten!

Ich selbst habe wolos zuzeiten derbe Direktheit erlebt und war wenig davon angetan. Er hält es für "Direktheit und Ehrlichkeit". Das mag stimmen - aber wie wohl gewinnt man die Aufmerksamkeit eines Zuhörers eher, wird man ihn willig stimmen, den angedachten Gedanken Gehör zu schenken?
Indem man ihm die subjektive "Wahrheit" der eigenen Meinung wie einen nassen Fetzen um die Ohren haut - oder indem man eine ungeliebte Medizin in die Süße freundlicher Formulierkunst kleidet?
Wenn man NACH einem Lob rummeckert (hat er hier sogar getan) UND die Kritik in respektvoll distanzierte, aber positive Höflichkeit verpackt (nicht wolos Stärke!), rutscht die bittere Pille doch viel besser!
Wer mit dem diplomatischen Feingefühl eines Zwanzigtonners mit defekten Bremsen kommentiert, darf sich nicht wundern, wenn er andere "trifft".
Dies zum Troste.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (10.06.2015 um 10:37 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2015, 16:36   #6
Walther
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Servus eKy,

danke für deine begütigenden worte. da ich wolo aus vielen "gefechten" kenne, bin ich berührt, aber nicht peinlich, und nicht getroffen. er mag ja recht haben, auch wenn ich das noch nicht ganz so sehe. und überspitzen darf man schon ein wenig.

ich habe noch einen weiteren metrenfehler ausgebaut.

lg w.
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