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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 11.12.2009, 22:07   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard Da ist ein Mensch



Da ist ein Mensch in allen seinen Farben,
er sieht sich stehn inmitten der Natur.
Im Blumenreigen möchte er sich wiegen,
in Gelb und Grün und leuchtendem Azur.

Da ist ein Mensch mit allen seinen Stärken,
der seine Wiese gießt und Wege legt;
aus tiefen Brunnen schöpft er kühles Wasser,
damit sich Leben und auch er bewegt.

Da ist ein Mensch, der kämpft für neue Rechte
der Armen, Schwachen hier auf dieser Welt.
Doch hinter der Fassade seiner Maske
hat er die Heuchelei auf Samt bestellt.

Da ist ein Mensch, der so sich selbst betrügt,
in seinem Engelswahn sich selbst belügt,
der sich noch nie dem Schicksal hat gefügt
und immer wieder neue Schollen pflügt.

Da ist ein Mensch, allein in seinem Hause.
Geh hin, erlöse ihn von seinem Leid.
Reich ihm die Hand zu einem Freundschaftsbunde,
erlöse ihn von Lug und Trug und Streit.

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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Geändert von Chavali (11.12.2009 um 22:12 Uhr)
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Alt 11.12.2009, 22:25   #2
Louis Lazar
ComMODa
 
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Ort: Zürich, Schweiz
Beiträge: 314
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Liebe Chavali,


Gedichte in dieser Form gehören zu meinen Lieblingen. Der "Zwang" zu lediglich zwei Reimen pro Strophe verleiht den Werken zumeist jene Freiheit, die sie im zu engen "Reimkorsett" einbüssen. Das liegt oftmals nicht am Können des Dichters, sondern eher an der Eingeschränktheit unserer Sprache. Item.

Deine Worte wirken vollendet, die Zeilen durchdacht. Die letzten zwei Zeilen der dritten Strophe sind dir, weil hervorragend geschrieben, ganz besonders gelungen. Danach fällst du aus dem Raster - vier gereimte Zeilen auf einmal. Wieso? Vielleicht einen Hinweis auf einen Wendepunkt im inhaltlichen Sinne? Da ich nichts dergleichen bemerkt habe, fiel mir diese Änderung eher stören auf.

Als Aufzählform eingen gleichlautenden Strophenbeginn zu wählen ist ein bekanntes und beliebtes Mittel, das eine gute Struktur schafft und den Leser bei der Hand nimmt. Rhythmisch habe ich nichts zu bemänglen.

Dein Werk über die Verschiedenheit der Menschen und ein weises LI ist dir gut gelungen. Gratuliere.


Liebe Grüsse
Louis
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Alt 11.12.2009, 22:30   #3
Leier
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Hei, Chavali.


Ja, zieht man die Quintessenz, bleibt es bei dem eigentlich immer gültigen:

Aus Schwertern und Waffen
Pflugscharen schaffen!
Dann wird endlich das Feld bestellt.
Ohne grüne Saat stirbt bald die Welt.

Zumindest hab ich so Dein Gedicht aufgefaßt.
Man darf dann halt nicht an Monsanto denken, aber doch zumindest an die unbewaffnete Revolution.
Die globalisiert.

Dein Zwei-Reime-pro-Strophe ist ja schon chavalistisch, kenne ich gut.
Ich finde nicht alles allzugut gelungen, aber das ist ja marginal.


Lieben Gruß
von
cyparis



(hat ja bestimmt nix mit dem Peter-Alexander-Song "Hier ist ein Mensch... " zu tun!)

Geändert von Leier (11.12.2009 um 22:48 Uhr)
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Alt 11.12.2009, 23:05   #4
Chavali
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Lieber Louis,

dein Kommentar freut mich ungemein. Vielen Dank dafür!
Nun zu den Einzelheiten:

Zwei Reime pro Strophe geben einem tatsächlich das Gefühl von Freiheit, sich nicht an einen zu engen Rahmen halten zu müssen.
Dadurch hat man im Ausdruck viel mehr Möglichkeiten.

Die vier gleichauf gereimten Zeilen gefallen nicht? Die Aussage derer passte so schön in meine Intention.
Mal sehen, ob vielleicht dazu noch ein Hinweis kommt.
Da ich den Text nach einer Eingebung soeben erst geschrieben habe, habe ich kein Problem, umzuändern und zu basteln.
Zitat:
Dein Werk über die Verschiedenheit der Menschen und ein weises LI ist dir gut gelungen. Gratuliere.
Danke.
Zitat:
Deine Worte wirken vollendet, die Zeilen durchdacht.
Ich freu mich riesig!


Hei cyparis,
Zitat:
Man darf dann halt nicht an Monsanto denken,
Daran dachte ich jetzt nicht, aber an das Gute im Leben und den Menschen, wenn es auch manchmal nicht einfach ist,
hinter die Fassade zu blicken.
Und man sollte immer zur Versöhnung bereit sein, wenn einem die Hand geboten wird und sie nicht ausschlagen
um der eigenen Gesinnung wegen.
Zitat:
Dein Zwei-Reime-pro-Strophe ist ja schon chavalistisch, kenne ich gut.
Ich finde nicht alles allzugut gelungen, aber das ist ja marginal.
Vielleicht sagst du mir noch die Stelle, die du nicht gut gelungen findest?
Basteln kan man immer....
Ich danke dir für deinen Beitrag!
Nein, mit Peter A.s Liedzeile hat das nix zu tun, obwohl es Assoziationen trägt.


Euch viele Grüße,
Chavali

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Geändert von Chavali (11.12.2009 um 23:11 Uhr)
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Alt 11.12.2009, 23:19   #5
Leier
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Liebe Chavali,

mit dem Wort "Gesinnung" würde ich vorsichtig umgehen.
Hat noch ein ungutes Rüchlein.
Aber dafür magst Du zu jung sein.
Obwohl "Gesinnungstäter" in Deiner Heimat auch oft in Bautzen landeten.
Sollte es Dir gelingen, an das Buch "An den Wassern von Babylon" (Robert Neumann) zu kommen, besorg es Dir. Da wirst Du über "Gesinnung" aufgeklärt.
Aber das nur nebenbei.

Bei Deinem Gedicht kann man man wirklich ein "wohlgesinnt" annehmen.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 11.12.2009, 23:44   #6
Chavali
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Liebe cyparis,

das Wort 'Gesinnung' kommt aber in meinem Gedicht nicht vor, sondern in meinem Kommentar.
Ich fand das jetzt nicht schlimm und legte nicht die Bedeutung rein wie du.
Habe mal bei Wikipedia nachgeschaut und folgendes gefunden:
Zitat:
Zitat von wikipedia
Die Gesinnung ist die durch Werte und Moral begrenzte Grundhaltung bzw. Denkweise eines Menschen,
welche den Handlungen, Zielsetzungen, Aussagen und Urteilen des Menschen als zugrundeliegend betrachtet werden kann.
Aber wie gesagt, gehört das Wort nicht zum Gedicht.
Zitat:
Bei Deinem Gedicht kann man man wirklich ein "wohlgesinnt" annehmen.
Ja. Es hat wirklich einen versöhnlichen Abschluss.

Lieben Gruß nochmal,
Chavali
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Alt 12.12.2009, 21:55   #7
ginTon
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liebe chavi,,

zunächst finde ich dieses Werk wieder sehr schön geschrieben und ausgearbeitet, die Sprache ist sehr nuancenreich, und hier beginnt auch der Punkt, welcher mir als erster auffiel

dein Werk wechselt von einer sagen wir positiven Grundstimmung in eine sagen wir eher negative, was eigentltlich ungewöhnlich ist, jedoch mir persönlich gefällt...der Wechsel beginnt in etwa zur Hälfte bei "doch hinter der Fassade" wie gesagt es ist sehr überraschen und man erwartet, diesen Wechsel nicht, desto mehr regt es natürlich zum Nachdenken an...

dann folgt die dritte Strophe und man wird den Eindruck nicht los, dass dieses Werk eher auf eine Anklage abzielt? Gerade in diesem Wechsel vom naturbewussten Menschen der ersten Strophen hin zu dem Maske tragenden, fließt etwas mit ein wie gesagt eine Anklage, es wird auf einen Menschen geschaut der "sich selbst belügt" und sich "seinem Schicksal nicht fügt", wobei definitorisch nicht erklärt wird, was Schicksal sein soll, denn wenn alles Schicksal ist fügt man sich automatisch immer ins Schicksal, was man auch tut...aber dies nur nebenher..die Anklage, wie ich sie nun so nenne geht dahin, dass anscheinend die eine Person der anderen dies nachsagt? und darüber vergisst, dass das Schicksal an sich zu Hause allein sitzt? oder das es nicht die nötigen Schritte tut, um das Schicksal wahr werden zu lassen?

im Grunde finde ich die Aussage nicht verkehrt, wenn man davon ausgeht das man selbst bestimmen kann was man tut..aber ist Schicksal nicht so definiert, dass egal was man auch tut, alles bereits die eingeleiteten Wege geht..nun ja wie auch immer, das Werk ist sehr schön geschrieben...

liebe grüße gin
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Ohne dich, gehe ich [N]irgendwo hin!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 13.12.2009, 21:00   #8
Dana
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Liebe Chavali,
jeder Mensch ist anders. Manche können wir sofort annehmen, wie sie sind.
Manche enttäuschen oder erschrecken uns. Diese nicht zu verurteilen, nicht zu meiden, sondern ihnen mit Freundschaft und Liebe begegnen, damit sie aus ihrer Einsamkeit heraustreten, ist ein Anliegen deines schönen Werkes.
Denn die "Anderen" sind meist einsam und verbittert.

Ein sehr schönes und versöhnlich stimmendes Gedicht, das ich gern gelesen habe.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 13.12.2009, 21:37   #9
Feingeist
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hey katzi,

ein sehr facettenreiches Bild des Menschen entwirfst Du mit Deinem schönen Gedicht. Ist auch dieses eine 15-Minuten-Produktion? Dann Hut ab!
Wenn es keine 15-Minuten-Produktion ist, finde ich es sprachlich (für Deine Verhältnisse) zu wenig ausgefeilt.
Zitat:
damit sich Leben und auch er bewegt.
Müsste es rein grammatikalisch gesehen nicht bewegen heißen? Korrigiere mich, wenn ich falsch liege!
Zitat:
der sich noch nie dem Schicksal hat gefügt
und immer wieder neue Schollen pflügt.
Hier ist eine unschöne Inversion! Und das Schollenpflügen entzieht sich sogar meinem metaphorischen Vokabular, kurz: Ich weiß nicht, was damit gemeint ist.

Aber versteh mich nicht falsch! Ich habe Dein Werk durchaus interessiert gelesen und denke, dass Du Bilder gezaubert hast, in denen man sich selbst wiederfinden kann, wenn man sich darauf einlässt.

Das Reimschema finde ich übrigens sehr interessant, in Strophe 4 wird es mir allerdings, phonetisch gesehen, zu viel! Dieser vierfache gleiche Endreim liest sich für mich nicht schön.

Aber sei's drum. Ich war sehr gerne hier und habe Dir gerne meine Gedanken dagelassen

Liebe Grüße

Geisty
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Alt 13.12.2009, 23:34   #10
Medusa
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Liebe Chavali,

die kritisierte vierte Strophe mit den gleich lautenden Reimen empfinde ich als besonders gelungen. Damit gelingt Dir der Spagat zwischen dem einen und dem anderen Menschen ohne Schwarz-Weiß-Malerei.

Ich habe einen Vorschlag: Um die Aussage noch stärker hervor zu heben wäre es gut, S3, Z3 und Z4 noch dem "Gutmenschen" zu widmen und in S4, beginnend mit der "Maskenzeile" zwei Zeilen hinzu zu fügen. Damit käme die vierte (fünfte) Strophe noch stärker herüber.

Gerne drüber nachgedacht.
Liebe Grüße,
Medusa.
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