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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 25.04.2018, 22:18   #1
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
Standard Bobby

Ach ja! – Am Samstag ist der Abschlussball!
Ich sitz im Bus, die Tasche voller Geld
und soll mir heute noch ein Ballkleid kaufen,
auch Schuhe (Pumps) und schließlich zum Frisör.
Die Stadt ist groß. Ich suche überall.
Boutiquen hier, Boutiquen da, nichts passt!
Ein Tässchen Kaffee wär jetzt wunderbar.
Im Kaufhaus drehe ich in Richtung Bar.

"Hallo! Was soll das?", schreit's in meinem Ohr,
"Kannst du nicht einmal tun, was man dir sagt?"

"Ach, sei doch still! Du dämliches Gewissen,
ich mache trotzdem immer, was ich will!"

Da steht, ich werde magisch angezogen,
ein großer Kasten mitten im Geschäft;
und eigentümliches Geraschel zieht
mich magisch an. Naja, die Neugier siegt
schon bin ich dort und schaue ganz entzückt.
Acht schwarze Kulleraugen blicken mir
ins Herz hinein. Oh, nein! Was soll ich tun?
Es sind vier - mit viel zu großen Pfoten.

"Hallo! Was wird das?", schreit's in meinem Ohr.
"Das wagst du nicht, du ungezognes Gör!"

"Sei du bloß still, du lästiges Gewissen,
und schau nur hin. Wie niedlich sind die Vier."

Ich greife schnell hinein in diesen Kasten.
Schwarzweiß, der Kleine mit den frechen Augen -
schon hab ich ihn auf meinem Arm und dreh
mich nach der Kasse um. Bezahle rasch
mit Geld aus meiner Tasche. Ballkleid, Schuhe
und Schmuck, auch der Frisör - vergessen ist
die Welt für's Fellknäul. Partner, Tanz ade!
Die Taschen leer. Der Ball ist nicht so wichtig.

Doch Ach! - "Was soll das, Balg!?", schreit es da laut.
"Jetzt bist du völlig überdreht? Ich fass
es nicht! Was willst du denn zuhause sagen?"

"Dass ich zufrieden bin mit meinem Kauf.
Der kleine Fratz passt mir genau – und schau
nur hin - er passt mir auch noch richtig."

Mit Bobby auf den Armen fahre ich
im Bus zurück und dort - erwartet mich
dann doch - die harte Sause.


(Eine wahre Geschichte! Bobby wuchs zu einem mittelgroßen Hund heran, war äußerst lieb, sehr gescheit und gelehrig und wurde 13 Jahre alt. Er war mein treuester und allerbester Kamerad.
Ich wurde dann noch einmal losgeschickt, unter mütterlicher Aufsicht und musste mir einen altrosa Tüllfummel antun, den ich nur ein einziges Mal zwangsgetragen habe und der nach Jahren noch immer in der Kleiderkammer meiner Eltern hing. -)
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Alt 26.04.2018, 09:30   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Liebe Liara,

das ist eine ganz entzückende Geschichte um den kleinen Bobby.
Vom ersten Hören (Rascheln im Korb)
und Sehen (Kulleraugen) über das widerstreitende Gewissen im Innern
bis hin zum glücklich machenden Kauf

Das kann ich voll verstehen.
Was ist schon 1x Abschlussball gegen 13 Jahre Liebe und Freundschaft!

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 29.04.2018, 21:43   #3
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
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Liebe Chavali,

vielen, lieben Dank für dein positives Feedback.

Ich habe mir bei diesem Gedicht sehr viel Mühe gegeben
- mit der Form. Denn es ist in "Blankversen" geschrieben.
Das war gar nicht so einfach wie ich zuerst vermutet hätte.

Bobby war allemal der bessere Deal.

Liebe Grüße
Liara
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Alt 01.05.2018, 08:37   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Liebe Liara,

Was für ein schöne Blankverse!

Ich greife schnell hinein in diesen Kasten.
Schwarzweiß, der Kleine mit den frechen Augen -
schon hab ich ihn auf meinem Arm und dreh
mich nach der Kasse um. Bezahle rasch
mit Geld aus meiner Tasche. Ballkleid, Schuhe
und Schmuck, auch der Frisör - vergessen ist
die Welt für's Fellknäul. Partner, Tanz ade! klasse!
Die Taschen leer. Der Ball ist nicht so wichtig.

Da nimmst du dir lieber einen kleinen Hund.Wer könnte da widerstehen, wenn einem so treue Augen begegnen. Und dein Nachtrag besagt ja, dass Bobby ein wundervolle Gefährte war.

Was für eine Liebe!

Wuff sy

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Alt 06.05.2018, 10:07   #5
Cheeny
Melody of Time
 
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Liebe Sy,

danke für dein Lob und deinen supernetten Kommentar. Und ja, Der Verzicht auf den Tanzfummel hat sich mehr als gelohnt.

Liebe Grüße
Liara
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Alt 06.05.2018, 11:37   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Liara!

Bereichernde Geschichte! (Und das sage ich als altgedienter Katzenmensch! )

Verbesserungswürdig nur die Wortwiederholung von "magisch" rund um den großen Kasten im Geschäft.

Und: Es ist eigentlich ein Prosatext und wäre in der betreffenden Rubrik auch besser aufgehoben gewesen. Nur weil man etwas in Strophenform schreibt, muss es noch lang kein Gedicht sein.

Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2018, 12:23   #7
Cheeny
Melody of Time
 
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Hallo Eky,

wie schön, dass du mich in einem meiner Gedichte besuchst.
Und danke für das Lob.

Was den Prosatext betrifft, muss ich dir auf den ersten Blick Recht geben, aber hier handelt es dennoch um eine spezielle Gedichtform, den Blankvers.
Er ist seit jeher auch für Gedichte verwendet worden, oft solchen erzählenden Inhalts. Bekannte Beispiele stammen von Friedrich Schiller (Das verschleierte Bild zu Sais), Theodor Fontane (Fritz Kratzfuß), Theodor Storm (Geh nicht hinein), usw. Selbst Goethe hat sich seiner bedient.

Wikipedia: Der Blankvers ist ein reimloser jambischer Fünfheber mit männlicher oder weiblicher Kadenz. Das metrische Schema ist also: ◡—◡—◡—◡—◡—(◡) Er ist sowohl in der englischen als auch in der deutschen Literatur der klassische dramatische Vers.

Ich habe mich ganz schön abgemüht, um das einigermaßen hinzubekommen. Anfangs hatte ich sogar mehr Reime verarbeitet, die ich dann aber wieder rausgeschmissen habe.

Das ist allerdings meiner erster Blankvers, aber geht halbwegs, denke ich.

Liebe Grüße
Liara
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2018, 13:42   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Liara!

Ohne Reimschema, ja ohne Reime überhaupt liest es sich dennoch wie Prosa, vor allem, wenn man der Satzmelodie folgend individuell betont und die Zeilen nicht monoton herunterleiert.

Was der Geschichte an sich keinen Abbruch tut, wohlgemerkt.

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.05.2018, 23:57   #9
Cheeny
Melody of Time
 
Registriert seit: 12.02.2017
Beiträge: 361
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Foto von Bobby.

Hey Eky,

ja schon, man könnte es auch Prosa lesen, wenn man dies möchte. Stimmt.
Danke für den erneuten Besuch.

Und, liebe Grüße
Liara
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Alt 08.05.2018, 16:13   #10
Chavali
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
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Liebe Liara,

was für ein knuffiges, cooles und liebes Kerlchen
Und die tapsigen Pfoten! Einfach supersüß!

Aber das ist schon eine Weile her, oder?

Danke, dass du ihn uns gezeigt hast

Lieben Gruß
Chavali
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