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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.03.2013, 19:10   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Entreift

Wo sind die Herzen, die sich Flügel fanden
und selig durch die Gitter der Bedenken
entkamen, sich dem Augenblick zu schenken,
dem neue Kinderblicke sie entbanden?

Wo sind die Herzen, die uns wild entbrannten
vor jeden Abenteuers schwankem Plane,
in Asche sanken, unbeweint Vertane,
um uns zu lehren, was wir noch nicht kannten?

Vergangen, scheint's, die goldenen Momente
aus einer Jugend, die so viel verhieß.
Der Hang zum Risiko ging früh in Rente,

und Sicherheit, das tägliche Verlies,
zahlt monatlich dem Lächeln Alimente
dafür, dass sie es unbedankt verstieß.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (26.06.2019 um 19:44 Uhr)
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Alt 21.03.2013, 19:57   #2
Invazim
SynTaxi-fahrer
 
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Registriert seit: 27.02.2013
Beiträge: 39
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Hallo eKy,

ich bin noch jung, aber denke, ich kann trotzdem was dazu sagen. Nämlich, dass ich auch bereits mit Widerwillen dem Moment entgegen gehe, indem sich das andauernde Lernen und Staunen über das Gelernte verliert.

Aber es freut mich, dass du zumindest diese "goldenen" Erinnerungen an deine Jugend zu haben scheinst.
Ich hoffe, das werde ich auch.

LG Invazim
__________________
Wo ist noch ein Meer, in dem man ertrinken könnte? - Friedrich Nietzsche


© auf meine Texte.
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Alt 22.03.2013, 19:34   #3
Lord Skarak
Gast
 
Beiträge: n/a
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Guten Abend, die Herren,

wissen Sie eigentlich was noch scheißer ist als Erfahrungsflaute durch gesunkene Risikobereitschaft? Reizflaute durch zu hohe Risikobereitschaft. Wenn man den meisten Mist schonmal gemacht hat und die ganze Sache dadurch äußerst langweilig wird. Dieses Lyrische Ich hat auf seine alten Tage reizvolle Erinnerungen und das ist auch ganz cool und fruity so... Aber wenn der Reiz zu früh gar nicht mehr kommt sind vielleicht sogar schon diese Erinnerungen kontaminiert. Der Dämon heißt in beiden Fällen Sicherheit, im einen ergibt man sich ihm mehr oder weniger freiwillig (Wie das LyIch), im anderen drängt der beschissene Spasti sich einem ganz von selbst auf, wie ein gottverdammter FDP-Politiker wenn man ein Dirndl trägt... Oder auch nicht. Wobei, eigentlich fand ich's jetzt nicht so schlimm, spät abends, schöne Dame, Kerl, Alk. Was soll also das grenzlobbyistische, annual verzögerte Gejammere? "Sicherheit" ist definitv widerlicher als "Familie", "Bruder" oder "Brüderle". Sicherheit stellt sich meistens dann ein, wenn man zu lange nicht auf die Nase fällt. War Michael Jackson also ein unsicherer Zeitgenosse? Und hatte die Sphinx jemals Gelegenheit ihre eigenen Erfahrungen zu machen? Ich sage es mit Euripides: Ohne Nase stirbt der Reiz des Lebens! Oder so ähnlich.

Ciao!
Skarak

Geändert von Lord Skarak (22.03.2013 um 19:36 Uhr)
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Alt 23.03.2013, 15:13   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Invazim, Skarak!

Vielen Dank für eure Gedanken!

Es ist nicht die Welt, die sich gar so rasch verändert - WIR sind es! Der Geist verkrustet und versteinert mit fortschreitendem Alter, verlangsamt sich schleichend und gibt sich Gewohnheit und Ritual anheim, um sich nicht weiter mühen zu müssen.
Dieser heimtückische Prozess vertreibt sukzessiv alle "Magie" aus unserem Leben, die Begeisterungsfähigkeit, die uns die Welt immer neu und vielgestaltig erleben ließ. Wir verkümmern in gewohnten Bahnen und zurechtgelegten Gedanken - oder werden gehässig und zynisch und belächeln giftig die Jugend und ihren Hang zum Abenteuer und zum Erlebnis.
Ein kleiner, wohleingekerkerter Teil unserer selbst mag sie noch beneiden, aber umso kopfschüttelnder und betonter schimpft der Rest von uns wider all diese unerklärliche Unvernunft und redet sich lieber weiter ein, bereits zu alt, zu fett und untrainiert, zu situiert, kurz: Zu vernünftig dafür zu sein.

Dies waren meine Gedanken bei diesem Sonett.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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