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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 01.07.2013, 19:13   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Beiträge: 3.210
Standard Du träumst an diesen Tagen von Vergessen

Du träumst an diesen Tagen von Vergessen,
Weil vieles, was geschehen, Dummheit war.
Der frühe Morgen, kühl, feucht, licht und klar,
Zeigt dir, wie sehr dein Streben nicht vermessen,

Nein, heller Wahnsinn war: Ja, es bleibt wahr,
Das Eisen wird geschmiedet, glüht in Essen,
Bis es erkaltet. Du warst zu versessen:
Gewinnen wolltest du, der Einsicht bar,

Dass im Verlieren Größe steckt und Siege,
Wenn sie den falschen Zielen gelten, schal
Sind, leer und ohne jeden Hauch von Glück.

Der Triumphator wird zur Eintagsfliege,
Der sich zu Tode siegt, ganz trivial,
Den Helden gibt im lahmen Bubenstück.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (14.07.2013 um 16:55 Uhr)
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Alt 02.07.2013, 12:23   #2
Chavali
ADäquat
 
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Hallo Walther,

der Inhalt, die Aussage - das gefällt mir gut.
Das Draufgängertum gnadenlos analysiert.

Sprachlich habe ich einige Probleme:
Es schien nicht rund zu laufen in den Terzetten.
Dieser erste Eindruck verflüchtigte sich allerdings nach dem zweiten, dritten Lesen,
weil ich mir die Betonung ein wenig zurechtgerückt habe

Grammatisch hast du hier einen Schnitzer (du dachtst wohl, er ginge durch...?)
Zitat:
Den Held
Den Helden, gell, Akkussativ.
Aber das passt silbenmäßig nicht und deswegen greifst du zur Verkürzung
(hab ich auch schon gemacht, ging nicht durch )

Ok, insgesamt ein recht gelungenes Sonett.

Lieben Gruß,
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 05.07.2013, 19:19   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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HI, Walther!

anders als Dana habe ich mit "den Held" keine Problem, diese Form ist heute normaler Sprachgebrauch und gilt mE. nicht als Verkürzung.

Allerdings pflichte ich meiner Vorkommentatorin in anderen Punkten bei:

Du träumst an diesen Tagen von Vergessen,
Weil Vieles, das geschehen, Dummheit war. Ohne Hilfszeitwort zwar nicht falsch im strengen lyrischen Sinne, klingt aber antiquiert, und irgendwie fehlt eben was...
Der frühe Morgen, kühl und feucht, so licht und klar, Hier hat die Zeile einen Heber zuviel - es sind sechs! Alternative: "Der frühe kühle Morgen, licht und klar"
Zeigt dir, wie sehr dein Streben nicht vermessen, Diese Zeile beginnt betont und passt nicht ins Sonett. Alternative: "Und zeigt, wie sehr..." Wieder fehlt das HZW - da wird der Faldi aber mit dir schimpfen, das mag er gar nicht!

Nein, heller Wahnsinn war: Ja, es bleibt wahr,
Das Eisen wird geschmiedet, glüht in Essen,
Bis es erkaltet. Du warst zu versessen:
Gewinnen wolltest du, der Einsicht bar,

Dass im Verlieren Größe steckt, und Siege,
Wenn sie den falschen Zielen gelten, schal
Sind, leer und ohne jeden Hauch von Glück. Hier ist das Abteilen des Verses eher problematisch - man verhaspelt sich leicht.

Der Triumphator wird zur Eintagsfliege:
Wer sich zu Tode siegt, spielt, ganz banal, Wozu das "ganz banal" hier in Kommata gefasst ist, entzieht sich meinem Verständnis - dies kann ein ganz einfacher Satzteil sein, die Darstellung als Einschub ist überflüssig.
Den Held in einem lahmen Bubenstück.

Abgesehen von den besprochenen Stellen (oder trotzdem...) sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 08.07.2013, 14:24   #4
Walther
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hi chavali und eky,

danke für die verbesserungshinweise, die ich oben umgesetzt habe. danke fürs reinlesen und kommentieren!

lg w.
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Alt 08.07.2013, 14:42   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi nochmal!

S1Z3 ist immer noch um einen Heber zu lang.

S4Z2 und 3: Die Inversion in der letzten Zeile ist unschön und wäre leicht zu umgehen, zumal die Form "Helden" nicht zwingend nötig ist:

Der Triumphator wird zur Eintagsfliege:
Wer sich zu Tode siegt, gibt ganz banal
Den Held in einem lahmen Bubenstück.

Sprachtechnisch wie sprachmelodisch erscheint es mir so wertiger.

Die "Held"-Problematik umgehende Alternative für Z3:

Den Heldenpart in einem(diesem) Bubenstück.

LG (Lästige Grüße), eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 08.07.2013, 20:04   #6
Walther
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stimmt,

lb. eky,

jetzt aber paßt es. und das terzett ist überarbeitet.

lg w.
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Alt 08.07.2013, 21:52   #7
Erich Kykal
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Hi nochmal nochmal!

Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Du träumst an diesen Tagen von Vergessen,
Weil Vieles, was geschehen, Dummheit war. Sicher, dass man "vieles" hier groß schreibt? "..., das geschehen" finde ich besser.
Der frühe Morgen, kühl, feucht, licht und klar, "feucht" muss fast verschluckt, unbetont gesprochen werden. das wirkt sehr unnatürlich.
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Dass im Verlieren Größe steckt und Siege, Besser und verständlicher: "Dass im Verlieren Größe liegt, doch Siege," - "liegt" ist lyrischer als "steckt", danach sollte aber in jedem Fall ein Komma stehen, weil danach ein Gegenteil dargestellt wird, was durch das "doch" hervorgehoben wird.
Wenn sie den falschen Zielen gelten, schal
Sind, leer und ohne jeden Hauch von Glück. Bei solch zeilenübergreifenden Phrasen ist die Vorn-alles-groß-schreibe-Marotte höchst hinderlich für ein klares Leseverständnis!

Der Triumphator wird zur Eintagsfliege,
Der sich zu Tode siegt, ganz trivial, Hier am Zeilenende besser kein Komma. Es ist sprachlich schöner, wenn das "ganz trivial" zum letzten Satzteil gehört: Er gibt den Helden ganz trivial.
Den Helden gibt im lahmen Bubenstück. Hier fehlt ein "diesem" oder "einem" doch sehr. Ohne das hinweisende Fürwort oder einen unbestimmten Artikel hängt das Bubenstück sprachtechnisch irgendwie in der Luft.

Ich hatte für einige Zeilen bereits durchaus (aus meiner Sicht) brauchbarere Vorschläge gemacht. Stört es dich zu sehr, derlei von anderen anzunehmen? Findest du, das Werk wäre dann nicht mehr ganz "deines"? Siegt hier das Ego über mögliche lyrische Qualität - oder liegt es nur daran, dass wir anderes als schön und/oder perfekt empfinden? - Nur mal so zum Drübergrübeln...für uns BEIDE!
So, das war's aber jetzt! Nochmal fall ich hierzu sicher nicht mehr lästig.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (08.07.2013 um 22:02 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.07.2013, 17:01   #8
Walther
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hallo eky,

danke für dein nachhaken. das "vieles" ist jetzt klein.

du beklagst dich ein wenig zu unrecht, daß ich deinen vorschlägen nicht folge. das ist richtig und falsch zugleich. hier gab es zu einigen versen mehrere tips zur verbesserung, und ich habe die aus meiner sicht geeignesten übernommen. das waren nicht immer deine, allerdings hast du mit deinen hinweisen die richtung angegeben.

nun haben wir, das haben wir ja schon diskutiert, in sache sprache durchaus unterschiedlich ansichten. wobei ich deine meisterschaft gar nicht in frage stelle sondern sie vielmehr anerkenne. allerdings ohne für mich gelten zu lassen, daß deine art des formulierens die für mich richtigere sei.

in diesem sinne freue ich mich sehr über deine anmerkungen, aus denen dein können durchaus zu erkennen ist (ebenso wie man es deinen werken ansieht). allerdings habe ich von manchen dingen ein etwas anderes verständnis. und dafür bitte ich meinerseits um dein verständnis.

vielen dank für deine textarbeit!

lg w.
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