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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 23.12.2011, 13:29   #1
Stimme der Zeit
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Der Schmiedelehrling

Zauber der Dichtkunst, in zeitloser Schönheit fließt du in Worten,
spinnst die Gedanken zu goldenen Fäden, um Kleider zu weben,
die, von Gedichten getragen, das Auge blenden, mit Tränen
füllen, gebannt von der machtvollen Sprache, der Gabe des Dichtens.
Zauber der Dichtkunst, du wandelst das Simple zum Hohen und Edlen,
Schlichtes zum Meisterhaften; gestaltest und schmiedest den Rohling,
bis aus diesem ein Schmuckstück entsteht, das durch strahlendes Leuchten
schlechte Kopien entlarvt: Nichts als Talmi mit dünner Lackierung.
Lasse mich lernen, lasse mich dienen, ich möchte dir folgen
auf den Spuren der Mythen, Geschichten und alten Legenden;
lasse mich Held sein und Feigling, Träumer und nüchterner Denker,
sei mir mein Leitstern der Nächte, meine Sonne der Tage.
Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Und ich? Nur dein Halter des Werkzeugs.

Eine Variante in Freien Versen, aufgrund einer Anregung von wüstenvogel - ein "Experiment":

(jede Strophe beginnt mit einem auftaktlosen Vers, gefolgt von Versen mit Auftakt; Ausnahme ist die letzte Strophe; alle Verse, mit Ausnahme von vier bestimmten, die ich aufgrund ihrer Aussage betonen möchte, enden mit weiblichen Kadenzen.)

Zauber der Dichtkunst
in zeitloser Schönheit
fließt du in Worten
und spinnst Gedanken
zu goldenen Fäden
um Kleider zu weben
von Versen getragen
die Augen blenden
mit Tränen füllen
gebannt von der machtvollen Sprache
der Gabe des Dichtens

Zauber der Dichtkunst
du wandelst das Simple
zum Hohen und Edlen
das Schlichte zum Meisterhaften
gestaltest und schmiedest den Rohling
wodurch ein Schmuckstück entsteht
mit strahlendem Leuchten
das schlechte Kopien entlarvt
als Talmi mit dünner Lackierung

Lasse mich lernen
und lasse mich dienen
ich möchte dir folgen
den Spuren der Mythen
Geschichten und alten Legenden

Lasse mich Held sein und Feigling
ein Träumer und nüchterner Denker
sei mir mein Leitstern der Nächte
sei meine Sonne der Tage

Hilf mir
die Demut vor deiner Schönheit
mitnichten zu vergessen

Du bist der Zauber
du bist der Schmied
ich bin nur
Gehilfe und Halter des Werkzeugs.
__________________
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

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Alt 24.12.2011, 12:33   #2
wüstenvogel
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Standard Der Schmiedelehrling

Hallo Stimme,

ein herrliches Gedicht über die Kunst des Dichtens!

Jede Zeile atmet Poesie, verzaubert, berührt.

Die Sprache ist das wichtigste Werkzeug, das den Menschen (mit-)gegeben wurde.

Deswegen finde ich es auch immer wieder faszinierend, wenn ich ein erstes Schuljahr bekomme und die Kinder das Lesen und das Schreiben lernen.

Eine kleine Anmerkung noch zu deinem wunderschönen Gedicht:

Ich finde, es wäre leichter zu lesen, wenn man die Zeilen kürzer machen würde, weil du oft zwei Gedanken in einer Zeile beschrieben hast.

Vorschlag:

Zauber der Dichtkunst
in zeitloser Schönheit fließt du in Worten
spinnst Gedanken zu goldenen Fäden
um Kleider zu weben
von Gedichten getragen
die das Auge blenden
mit Tränen füllen
gebannt von der machtvollen Sprache
der Gabe des Dichtens.....

Der Inhalt bliebe erhalten (muss er auch!), aber der Lese- und Gedankenfluss
würde leichter strömen, schneller in die Seele fließen.

Vielleicht kannst du damit nichts anfangen, was auch okay wäre.

Doch letzten Endes wirkt ein Schmuckstück immer -
egal in welcher Fassung!

Liebe Weihnachtgsgrüße

wüstenvogel

Geändert von wüstenvogel (24.12.2011 um 13:32 Uhr)
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Alt 24.12.2011, 14:14   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, wüstenvogel,

Zitat:
ein herrliches Gedicht über die Kunst des Dichtens!

Jede Zeile atmet Poesie, verzaubert, berührt.
Vielen, herzlichen Dank!

Zitat:
Die Sprache ist das wichtigste Werkzeug, das den Menschen mit-(gegeben) wurde.

Deswegen finde ich es auch immer wieder faszinierend, wenn ich ein erstes Schuljahr bekomme und die Kinder das Lesen und das Schreiben lernen.
Ich stimme dir vollkommen zu, denn es ist die Sprache, die Lyrik und Poesie ermöglicht. Ob nun gesprochen, gesungen oder geschrieben - und in allen Kombinationen. Und es ist faszinierend, dass wir heute, dank der Schrift, jahrtausendealte Werke lesen können.

Lesen und schreiben eröffnet eine "Welt", und ein "Reich der Fantasie", denn Bilder, seien es auch "bewegte" (Filme) sind "statisch" und lassen keinen Raum dafür. Daher bin ich kein großer "Fan" von Film und Fernsehen. Beim Lesen kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und mir alles "selbst vorstellen", während ein Film lediglich etwas "vorgibt", dem ich zu folgen habe. Außerdem mangelt es Filmen auch an Feinheiten und Details, die für mich eine Geschichte erst "rund" und interessant machen. Wie sollte man in einem Film beispielsweise Gedanken und Gefühle "sprechen" lassen? Das kann, bestenfalls, nur kurz "angedeutet" werden, da der Film sonst endlos lang würde. Unmöglich, ein Buch wirklich zu verfilmen.

Zitat:
Eine kleine Anmerkung noch zu deinem wunderschönen Gedicht:

Ich finde, es wäre leichter zu lesen, wenn man die Zeilen kürzer machen würde, weil du oft zwei Gedanken in einer Zeile beschrieben hast.

Vorschlag:

Zauber der Dichtkunst
in zeitloser Schönheit fließt du in Worten
spinnst Gedanken zu goldenen Fäden
um Kleider zu weben
von Gedichten getragen
die das Auge blenden
mit Tränen füllen
gebannt von der machtvollen Sprache
der Gabe des Dichtens.....

Der Inhalt bliebe erhalten (muss er auch!), aber der Lese- und Gedankenfluss
würde leichter strömen, schneller in die Seele fließen.
Ich habe hier ein ganz bestimmtes Versmaß verwendet: Den "epischen Hexameter", in seiner deutschen Variante (Klopstock war hier der "Wegbereiter", dieses Versmaß der deutschen Sprache "anzupassen", anfangs wurde er deswegen sogar heftig kritisiert). Später "etablierten" Goethe und auch Schiller dieses Versmaß (z. B. Goethe, in seinem Jugendwerk "Reineke Fuchs", in "Hermann und Dorothea" oder Schiller, der das antike Versmaß Distichon häufig und gerne verwendete (Distichen bestehen aus einem Hexa- und einem Pentameter). Beide "lösten" auch die "starre" Vorstellung auf und verwendeten den Hexameter beispielsweise auch philosophisch, in Fabeln und Dergleichen).

Ich wählte dieses Versmaß bewusst, in Anlehnung an dessen "ursprüngliche Verwendung" und schrieb hier eine kleine "Hymne" an die Dichtkunst. Der Hexameter hat etwas "Weihevolles" und verleiht einem Inhalt entsprechend mehr "Bedeutsamkeit".

Wobei du natürlich recht hast: Der Hexameter ist nicht leicht zu lesen, besonders ein langer Text (ich las kürzlich Homers "Odysee" ) erfordert Konzentration und "Durchhaltevermögen". Deshalb hielt ich es hier auch "kurz", denn ich hätte da noch viel mehr darüber sagen - können.

Das nur zur Erklärung, warum die Verse so lang sind. Ein Hexameter besteht aus daktylischen Versfüßen, ist ohne Auftakt und besitzt generell 6 Hebungen, das Versende ist immer zweisilbig. Besonders lang wird ein Vers, wenn er aus "Holodaktylen" besteht:

Zitat:
spinnst die Gedanken zu goldenen Fäden, um Kleider zu weben,
XxxXxxXxxXxxXxxXx - 17 Silben

Die Sprache des antiken Griechenlands war anders beschaffen als die deutsche. Dort orientierte man sich an "langen und kurzen" Silben, jeder daktylische Versfuß konnte durch den "Spondeus" ersetzt werden. Das "funktioniert" im Deutschen nicht. Die deutsche Sprache ist trochäisch, und man spricht von "betonten und unbetonten" Silben. Daher variierte Klopstock das Versmaß und passte es unserer Sprache an. Statt Spondeen (die im Deutschen extrem selten sind) können statt Daktylen Trochäen verwendet werden - allerdings nach "Regeln". (Das verhindert beim deutschen Hexameter ein "Leiern", denn reine Holodaktylen klingen in unserer Sprache sehr "monoton"):

Zitat:
Schlichtes zum Meisterhaften; gestaltest und schmiedest den Rohling,
XxxXxXxxXxxXxxXx - 16 Silben

Zitat:
Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
XxxXxxXxXxXxxXx - 15

Ich persönlich nehme mir auch die "Freiheit", Zäsuren und Dihäresen dem "Sprachfluss" anzupassen, denn auch deren zu strenge Regelung ist eher geeignet, diesen zu "hemmen", anstatt ihn wirklich zu unterstützen (was aber nur meine ganz persönliche Meinung ist).

Zitat:
Vielleicht kannst du damit nichts anfangen, was auch okay wäre.
Doch, ich kann damit durchaus etwas anfangen. Ich finde es sogar sehr interessant, deshalb werde ich auch eine entsprechende Variante oben zum Gedicht mit einstellen. Ich experimentiere sehr, sehr gerne, und würde daher auch gerne einmal "testen", wie der Inhalt in anderer Form "wirkt". Das kann aber ein, zwei Tage dauern, ich muss mich da zunächst "einfinden".

Zitat:
Doch letzten Endes wirkt ein Schmuckstück immer -
egal in welcher Fassung!
Ich freue mich wirklich sehr über dein Lob! Noch mal ein herzliches Dankeschön.

Liebe Feiertagsgrüße

Stimme
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Alt 25.12.2011, 08:26   #4
Thomas
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Liebe Stimmer der Zeit,

Dein Schmiedelehrling gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil es dir gelungen ist die Phrasierung und Form ganz natürlich klingend zu verwirklichen. Oft glaubt man ja:

Hexameter muss man gefühlvoll mit füllenden Füllwörten füllen,
Dadurch ist garantantiert, dass man das Dam-da-da hört.

Bei dir ist das nicht so. Sehr schön!

Dem Inhalt der Hymne kann ich nur zustimmen ich finde mich selbst darin wieder und sehe in ihr eine selbstbewusst-bescheiden Antwort auf Schillers

Dilettant.
Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein?

Deshalb wäre das Gedicht meiner Meinung nach auch ideal als Beitrag für den Virtuellen Schiller Salon geeignet. Welche lebendigere Art der Diskussion mit dem 'Meister' (vermittelt duch Schiller) könnte es geben!

Zur Schlusszeile habe ich noch ein zwei Fragen.
1) Meinst du wirklich Werkzeug, oder das Werkstück? Mir würde bildlich letzteres näher liegen.
2) Da du die letzte Zeile mit dem betonen Du beginnst, läge es nicht nahe, das gesamte Gedicht mit einem Pentameter abzuschließen, wohlmöglich sogar mit dem zum 'du' korrespondierenen 'ich' als Schlusswort?


Liebe Grüße
Thomas
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Alt 25.12.2011, 10:39   #5
fee
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Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
Hexameter muss man gefühlvoll mit füllenden Füllwörten füllen,
Dadurch ist garantantiert, dass man das Dam-da-da hört.

Bei dir ist das nicht so. Sehr schön!

muss man also nicht - oder doch jetzt?


das tragende, würdige des hexameter verortet diese "erhebung" der dichtkunst in die e-sparte. sozusagen die opern-arie unter den lyrischen ausdrucksmöglichkeiten.

dem einen oder anderen vielleicht zu altertümelnd. was aber nichts an der qualitativ hochwertigen ausführung ändert. hexameter so hinzubekommen, dass man eben wirklich auch den inhalt liest und nicht nach der dritten zeile dam-da-da dam da-da- dam eingelullt vom gleichmäßigen gewiege den faden verloren hat, ist wirklich eine kunst.

interessant fände ich ein auf der inhaltlichen ebene zeitgenössisch vergleichbares werk in gegenüberstellung dazu. wie müsste das aussehen?


gern gelesen und die kunstfertigkeit genossen.


lieber gruß

fee
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Alt 25.12.2011, 11:44   #6
Stimme der Zeit
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Lieber Thomas,

Zitat:
Dein Schmiedelehrling gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil es dir gelungen ist die Phrasierung und Form ganz natürlich klingend zu verwirklichen. Oft glaubt man ja:

Hexameter muss man gefühlvoll mit füllenden Füllwörten füllen,
Dadurch ist garantantiert, dass man das Dam-da-da hört.

Bei dir ist das nicht so. Sehr schön!
ich glaube, dass du mittlerweile ja weißt, wie gerne ich "aus der Reihe tanze". Allerdings erst, nachdem ich den "Regeln" gefolgt bin (ich habe bereits Gedichte im Hexameter, auch mit Holodaktylen, geschrieben). Wenn ich dann gelernt habe, "wie es geht", nehme ich Regeln gerne, "forme sie um" und "experimentiere". (Was bei meinen Sonett-Variationen am besten zu "sehen" ist. ) Ich bemühe mich immer, die Zahl der Füllwörter und Adjektive in dem zu halten, was ich - persönlich - für "angemessene Grenzen" halte. Für mich ist "weniger mehr", was mir zwar nicht immer gelingt, aber ich bemühe mich. Hier ist es so, dass ich, um Füllwörter zu vermeiden, zu mehr Adjektiven greifen musste um dem Versmaß zu folgen. Nun ja - mir sind Adjektive lieber als eine Vielzahl von Füllwörtern, wie sagt das Sprichwort so schön: Einen Tod muss man leiden ...

Vielen Dank für dein "Schön"!

Zitat:
Dem Inhalt der Hymne kann ich nur zustimmen ich finde mich selbst darin wieder und sehe in ihr eine selbstbewusst-bescheiden Antwort auf Schillers

Dilettant.
Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein?

Deshalb wäre das Gedicht meiner Meinung nach auch ideal als Beitrag für den Virtuellen Schiller Salon geeignet. Welche lebendigere Art der Diskussion mit dem 'Meister' (vermittelt duch Schiller) könnte es geben!
Wenn du meinst, dann gerne. Ich werde es später dort einstellen.

Zitat:
Zur Schlusszeile habe ich noch ein zwei Fragen.
1) Meinst du wirklich Werkzeug, oder das Werkstück? Mir würde bildlich letzteres näher liegen.
2) Da du die letzte Zeile mit dem betonen Du beginnst, läge es nicht nahe, das gesamte Gedicht mit einem Pentameter abzuschließen, wohlmöglich sogar mit dem zum 'du' korrespondierenen 'ich' als Schlusswort?
Was Frage 1 betrifft: Doch, ich meine "Werkzeug". Das Werkstück wäre ein "fertiges" Gedicht. Aber das muss zunächst mittels dem Werkzeug "geschmiedet werden". Alles, was wir über Dichtkunst lernen und dadurch wissen, ist das "Werkzeug zum Gedichteschmieden". Wir "halten es" und "assistieren", denn die "Kunstform an sich" (Dichtkunst) findet "Ausdruck durch uns Halter". Es ist natürlich nicht "direkt" zu verstehen, sondern eine reine Metapher und im übertragenen Sinn gemeint.

Zu Frage 2: Das ist eine interessante Anregung. Allerdings würde ich mich über einen konkreten Vorschlag freuen - denn ich habe "herumprobiert", aber es gelang mir nicht, das "ich" ohne "Syntaxverdrehung" an das Ende des Verses zu setzen. Dafür wäre es notwendig, die "Aussage" zu verändern, was ich eigentlich nicht möchte. Gut möglich, dass du oder jemand anders eine bessere Idee hat, vielleicht bin ich ja auch "betriebsblind". Generell bin ich offen für Alternativen, ich finde nur selbst gerade keine, die mir "zusagen würde".

Noch einmal herzlichen Dank für Anerkennung und Lob!

Liebe Grüße

Stimme

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Liebe fee,

Zitat:
muss man also nicht - oder doch jetzt?
ich bin ziemlich vorwitzig und sage mir immer: Ich muss, bis ich es kann. Dann muss ich nicht mehr.

Zitat:
das tragende, würdige des hexameter verortet diese "erhebung" der dichtkunst in die e-sparte. sozusagen die opern-arie unter den lyrischen ausdrucksmöglichkeiten.

dem einen oder anderen vielleicht zu altertümelnd. was aber nichts an der qualitativ hochwertigen ausführung ändert. hexameter so hinzubekommen, dass man eben wirklich auch den inhalt liest und nicht nach der dritten zeile dam-da-da dam da-da- dam eingelullt vom gleichmäßigen gewiege den faden verloren hat, ist wirklich eine kunst.
Volle Zustimmung - aber die kompletten "Lorbeeren" gebühren Klopstock (der den Hexameter in die deutsche "Epen-Dichtung" einführte), und ebenso Goethe und Schiller, die ihn "weiterführten und -entwickelten". Das Prinzip, Trochäen zu verwenden, stammt von Klopstock. (Er wurde dafür teils heftig kritisiert.) Dadurch wird die "Monotonie" verhindert, das Versmaß besitzt mehr "Abwechslung". Im "Nachhinein" ist es amüsant, dass Goethe in seinem "Reineke Fuchs" ebenfalls gegen "Regeln" verstieß, nämlich Klopstocks - worauf Goethe dafür kritisiert wurde. Alles "Neue" wird immer kritisiert, bis es sich "etabliert" hat - woraufhin prompt jemand dagegen "verstößt" und ...

Zitat:
interessant fände ich ein auf der inhaltlichen ebene zeitgenössisch vergleichbares werk in gegenüberstellung dazu. wie müsste das aussehen?
Ich habe einen diesbezüglichen Versuch unternommen, und ihn oben zum Gedicht als "Variante" mit eingestellt. Es würde mich aber auch sehr freuen, wenn ich "Rückmeldungen" bekäme. (Auch negative, es ist ja vor allem ein "Experiment".)

Zitat:
gern gelesen und die kunstfertigkeit genossen.
Herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Stimme
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Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2011, 18:22   #7
Thomas
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Liebe Stimme der Zeit,

Ich habe etwas nachgedacht, hoffentlich sind das nicht alles Möglichkeiten, die du ohnehin schon verworfen hast.

Aus

Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Und ich? Nur dein Halter des Werkzeugs.

könnte man ohne inhaltliche Änderung machen:

Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Halter des Werkzeugs bin ich.

Oder, mit leichter Veränderung, aber Bezug auf Titel:

Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Helfend dein Lehrling bin ich.

Oder noch ein Wenig mehr verändert aber klanglich schöner:

Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Zauber, der Schmied. Dienender Lehrling bin ich.

Und dann würde ich persönlich Zauber ersetzten, also:

Hilf mir, die Demut vor deiner Schönheit nicht zu vergessen:
Du bist der Magier, der Schmied. Dienender Lehrling bin ich.

Vielleicht gefällt dir doch etwas davon, oder bringt dich auf eine Idee, die dir gefällt.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 26.12.2011, 11:41   #8
Stimme der Zeit
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Lieber Thomas,

ich danke dir wirklich sehr für deine Bemühungen. Im Ernst, das ist sehr freundlich von dir, dass du dir Zeit genommen hast und mir so viele Vorschläge machst.

Das Problem ist: Vorschlag 1 hatte ich in Gedanken - und verworfen. Es ist einfach so, dass ich es nicht "über mich bringe", ganz bewusst und absichtlich eine Inversion in eines meiner Gedichte einzufügen.
Zitat:
Halter des Werkzeugs bin ich.
Ich bin Halter des Werkzeugs. - Verstehst du?

Hier wäre es besonders inversiv:

Zitat:
Helfend dein Lehrling bin ich.
Ich bin dein helfender Lehrling.

Und, ehrlich gesagt, möchte ich auch den "Zauber" nicht durch "Magier" ersetzen.

Ich hoffe, du bist jetzt in keinster Weise gekränkt, wenn ich nichts annehmen möchte. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, in anderen Gedichten Inversionen zu tolerieren, es sei denn, sie sind sehr ausgeprägt. Aber bei mir selbst kann ich es einfach überhaupt nicht. Da bin ich so akribisch, das glaubt gar niemand, der nicht erlebt hat, dass ich (im übertragenen Sinn) in die Tischkante beiße, wenn ich mich bei so etwas "ertappe" ...

Auf jeden Fall behalte ich für "künftige Gedichte im Hexameter" die Möglichkeit des Abschlusses mittels eines Pentameters (die Idee an sich finde ich gut! ) "im Hinterkopf".

Ich bedanke mich also nicht nur für deine Mühe, sondern auch für eine gute Idee.

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 26.12.2011, 12:54   #9
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Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit Beitrag anzeigen
...Das Prinzip, Trochäen zu verwenden, stammt von Klopstock. (Er wurde dafür teils heftig kritisiert.)

Celan wurde für seine Todesfuge von den Dichterkollegen beim ersten Vortrag in der gemeinsamen Runde ausgelacht.
Van Gogh ebenso für seine von der damaligen Norm abweichenden pastosen und flächigen Malweise von den Maler-Kollegen belächelt.

usw. usf.

Was kritisiert man heute? Wie wird das Kritisierte und die Diskussion an sich in hundert Jahren wahrgenommen?

Die Geschichte wiederholt sich da nicht nur - sie funktioniert anscheinend genau nur so. Egal ob in der Musik, der Malerei bzw. bildnerischen Kunst oder der Schreibkunst. Das sollte man bei all dem nie aus den Augen verlieren.

Kunst bzw. jeglicher künstlerisch motivierte Ausdruck ist immer auch Zeitzeugnis der vorherrschenden Kultur. Der Spiegel der Gesellschaft in genau diesem Zeitabschnitt.


liebe grüße,

fee
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Alt 26.12.2011, 14:42   #10
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Liebe fee,

du hast das Zitat ein wenig aus dem Zusammenhang herausgenommen. Ich führte das ja (mit einem Augenzwinkern übrigens) fort:

Zitat:
Das Prinzip, Trochäen zu verwenden, stammt von Klopstock. (Er wurde dafür teils heftig kritisiert.) Dadurch wird die "Monotonie" verhindert, das Versmaß besitzt mehr "Abwechslung". Im "Nachhinein" ist es amüsant, dass Goethe in seinem "Reineke Fuchs" ebenfalls gegen "Regeln" verstieß, nämlich Klopstocks - worauf Goethe dafür kritisiert wurde. Alles "Neue" wird immer kritisiert, bis es sich "etabliert" hat - woraufhin prompt jemand dagegen "verstößt" und ...
Im Ganzen ergibt das Zitat eine ganz ähnliche Aussage wie die deine - nur habe ich es ein wenig "humorvoll" betrachtet, ganz nach dem Motto: So war es, und so ist es auch heute, da wir Menschen damals und heute "die Gleichen" sind.

Wie du siehst, habe ich nichts aus den Augen verloren, sondern lediglich über die sich immer wiederholende Tatsache geschmunzelt, dass Neues immer mit Misstrauen "beäugt" wird - so lange es neu ist.

Klopstocks Innovationen haben zu Verbesserungen und erweiterten Möglichkeiten geführt. Das war auch bei Goethe und Schiller der Fall. Das für mich Amüsante dabei ist eben, dass paradoxerweise etwas Neues erst dann als "Neuheit" akzeptiert wird, wenn es eigentlich schon wieder "alt" ist. So sind wir Menschen halt.

Zitat:
Kunst bzw. jeglicher künstlerisch motivierte Ausdruck ist immer auch Zeitzeugnis der vorherrschenden Kultur. Der Spiegel der Gesellschaft in genau diesem Zeitabschnitt.
Ja, natürlich. Ich habe in Kommentaren schon geschrieben, dass es manches gibt, zu dem ich noch keinen Zugang habe (ich kann ja auch nur "Eins nach dem Anderen" lernen); dass ich eben auch einen persönlichen "Geschmack" habe, und mir deshalb dieses besser, jenes weniger und welches gar nicht gefällt. Ich weise aber immer darauf hin, dass das "mein Geschmack" ist. Es gibt bei moderner Lyrik vieles, das mir gefällt - und anderes, das mir nicht gefällt. Ich sage nicht, dass ich moderne Lyrik nicht mag, und auch nicht, dass ich sie nicht "gut" finde, nur weil sie "modern" (neu) ist. Was für jede andere Art von Kunst ebenso gilt. Und ich habe auch die "Lorbeeren" jenen zukommen lassen, die sie verdienen.

Liebe Grüße

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