17.06.2009, 16:58 | #1 |
Galapapa
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Verwundet fällt die Seele
Mit jedem Herzschlag hatte sie an ihn geglaubt,
mit jedem Atemzug war sie bereit, zu lieben. Rasch waren Ängste in Vergessenheit getrieben; doch plötzlich war sie ihrer Illusion beraubt. Zur schlechten Posse war ihr Traum vom Glück entstellt, wie nackt fühlt sie sich allen Blicken ausgesetzt, als gnadenlose Wahrheit ihren Stolz verletzt und bitterste Enttäuschung sich zur Scham gesellt. Verwundet fällt die Seele in die Einsamkeit, in tiefer Traurigkeit versinkt die blinde Wut. Für jedes Aufbegehren fehlt ihr nun der Mut, ja, selbst zum Weiterleben ist sie kaum bereit. Wie Erde auf den Sarg wirft sie die Zukunft hin, mit aller Sehnsucht, nun in Tränen aufgelöst, begräbt ihr Gestern, von der Zuversicht entblößt, sucht Trost jetzt in der Hoffnung auf den Neubeginn. Geändert von Galapapa (17.06.2009 um 22:09 Uhr) |
17.06.2009, 19:29 | #2 |
gesperrte Senorissima
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Lieber Galapapa,
welch ein düsteres Gedicht! Lediglich die letzte Zeile enthält ein Fünkchen Hoffnung. Ich kann jeden Vers mitempfinden. Viel Empathie und Emphase hast Du in Deine Strophen gelegt, es greift ans Herz! In S3V1 hast Du einen Tippfehler. Die zweite Strophe findet mein besonderes Gefallen. Lieben Gruß von cyparis |
17.06.2009, 22:16 | #3 |
Galapapa
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Hallo cyparis,
ganz lieben Dank für Dein Lob! Danke auch für den Hinweis zum Tippfehler! Ja, düster ist dieser Text, aber düster ist ja auch die Erfahrung solch einer Enttäuschung. Trauer, Wut und Scham bilden in solchen Situationen ein Gefühlkarussell, das einem die Sinne rauben kann... Mit einem herzlichen Gruß! Galapapa |
17.06.2009, 22:21 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Galapapa,
du weißt es längst. Eine "wunderschöne" Traurigkeit. Ohne zu offenbaren, wie oder womit sie so verletzt worden ist, fühlt man das Leid der Betroffenen mit ganzer Wucht mit. Die gesamte Tragik zeigst du in der letzten Strophe auf, denn ihre wage und letzte Hoffnung ist ein Neubeginn - d.h. sie würde denselben Fehler wieder machen. Aber: Diesmal pfusche ich ein wenig 'rein, mit vielleicht zu eigenem Stil. Ist eh nur zum Anschauen gedacht: Mit jedem Herzschlag hatte sie an ihn geglaubt, mit jedem Atemzug war sie bereit zu lieben. (kein Komma) Rasch waren Ängste in Vergessenheit getrieben; doch plötzlich war sie ihrer Illusion beraubt. "rasch" und "plötzlich" gefällt mir nicht so sehr mit "waren" und "war". Sie ist einer Illusion beraubt worden - was bedeutet, dass es von Anbeginn eine gewesen ist. Auch für sie? In der zweiten Strophe kommt die große Enttäuschung zur Sprache. Ich würde darum in der ersten bei ihrem Vertrauen und Glauben bleiben - nur fehlt mir da jede Idee. Vielleicht ist es aber nur mein persönliches Empfinden. Zur schlechten Posse war ihr Traum vom Glück entstellt, wie nackt fühlt sie sich allen Blicken ausgesetzt, als gnadenlose Wahrheit ihren Stolz verletzt und bitterste Enttäuschung sich zur Scham gesellt. Verwundet fällt die Seele in die Einsamkeit, in tiefer ( tiefe?) Traurigkeit versinkt die blinde Wut. Für jedes Aufbegehren fehlt ihr nun der Mut, ja, selbst zum Weiterleben ist sie kaum bereit. ja, selbst zum Weiterleben .... Diese Zeile ist mir zu salopp, der großen Enttäuschung nicht angemessen. Wie Erde auf den Sarg wirft sie die Zukunft hin, mit aller Sehnsucht, nun in Tränen aufgelöst, begräbt ihr Gestern, von der Zuversicht entblößt, sucht Trost jetzt in der Hoffnung auf den Neubeginn. Meine Kritik kommt mehr aus dem Gefühl heraus. Ich kann keine "besseren" Vorschläge unterbreiten. Vielleicht ergibt sich ja noch eine konstruktivere Diskussion. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
17.06.2009, 23:11 | #5 |
MohnArt
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Beiträge: 1.949
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Hallo Galapapa,
Ein melancholisches und trauriges Lied hast Du da geschrieben, eine Liebe die verletzt und enttäuscht wurde, eine Hoffnung, die zerissen ist, eine Illusion , die zerstört wurde und alles endet in bitteren Tränen und Verzweiflung. Fast hört es sich so an, als hätte ein liebender Papa so die ersten bitteren Erfahrungen des Töchterleind verdichtet, denn es spricht sehr viel Anteilnahme und Liebe aus dem Gedicht. Sehr gefühlvoll, sehr anteilnehmend, aber auch Hoffnung schenkend. Liebe Grüße, Klatschmohn |
18.06.2009, 17:05 | #6 |
Galapapa
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Hallo Dana,
ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar! Deine Hinweise sind eine große Hilfe! So hast Du mich darauf gebracht, wie unmöglich oft "war" in Strophe eins vorkommt. Das geht natürlich nicht. Ich werde mir dazu noch Gedanken machen, wenn ich Zeit habe. Allerdings kann man, glaube ich, den "Einstieg ins Unglück" nicht aus der ersten Strophe nehmen, es sei denn, man schreibt die zweite auch entsprechend um. Das möchte ich eigentlich nicht. Aber ich werd mir was überlegen. Statt dem "ja" in S3 hatte ich zuerst "und" stehen, was sicher besser klingt. Allerdings sollte man dieses Bindewort nicht zu oft in einem solchen Text einsetzen. Also, ich danke Dir nochmals und ich werde zu gegebener Zeit Deine Anregungen aufgreifen. Mit einem lieben Gruß! Galapapa Hallo Klatschmohn, auch Dir herzlichen Dank für Deine lobenden Worte! Mit Deiner Vermutung liegst Du nicht ganz falsch. Es ging jetzt hier nicht um ein konkretes Ereignis im Hintergrund, aber die erste bittere Erfahrung der Topchter ist natürlich mit eingeflossen. Was da abgeht, vergisst man so schnell nicht, zumal man ja mitleidet. Es stecken aber auch eigene Erfahrungen in diesem Text. In meinem Alter hat man davon eine ganze Sammlung... Nochmals danke und sei ganz herzlich gegrüßt! Galapapa |
19.06.2009, 20:08 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Galapapa. Deine Zeilen bergen eine gewisse Wahrheit, die sich wohl nicht jedem erschließt. Dennoch, jenes Gefühl, das in einem zum Erwachen gebracht werden könnte durch liebevolle Einzelheiten hat auch sein Gutes. Doch Gefahr: genau jenes könnte einem/einer die einzigste treibende Scholle aufbrechen lassen. Und sie brach?! Deine Verse versuchen fast jenes zu entschulden. Mir als Betrachterin, die Ähnliches beschäftigte, bringen deine Zeilen Schwermut, Schwere und Mut. Es kommt nicht darauf an, wie man etwas formuliert, sondern das warum. Das Gefühl der Liebe oder besser, der Verliebtheit können bisweilen Berge versetzen. Nun, bis dann...die Wahrheit ans Licht kommt. Insofern habe ich deinen Zeilen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, mich berührt und dennoch...Haben sie eine Bedeutung für die Zukunft? Das bleibt nunmehr jedem oder ganz speziell unbenommen.
alles liebe, Helene |
20.06.2009, 12:04 | #8 |
Galapapa
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Hallo Helene,
danke für Deinen Kommentar zu meinem Gedicht! Du fragst Dich, ob diese Zeilen eine Bedeutung füe die Zukunft haben. Nun, das LyI wirft die Zukunft wie Erde auf einen Sarg, um sie mitzubegraben, zusammen mit all dem Schmerz. Was sie hier wegwirft, ist aber nicht ihre tatsächliche Zukunft, sondern die Zukunft, die vorher, vor dem bösen Erwachen, in ihrer Sehnsucht gelebt hatte. Also all das, auf was sie sich gefreut hatte, was sie glücklich gemacht hatte, wenn sie an den nächsten Tag, die nächste Woche, die nächsten Jahre dachte. Insofern verbirgt der Text dann doch eine echte Hoffnung, die Erkenntnis, daß das Leben weitergeht mit unbekanntem Weg, in dem aber auch wieder Zuversicht steckt. Und eben diese Zuversicht tröstet... Mit einem herzlichen Gruß! Galapapa |
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