vogelgesang

[fee]

tastenden schrittes
auf morgenfeuchter wiese
den aufgeregten gesängen
der vögel lauschen

was uns so schön klingt
ist ihnen kampf
um ein revier

mein platz
mein leben
meine füße
im tau

mein tag?



.fee ´ 09

[Dana]

Liebe fee,
wie stimmig - und wie genau du hinhörst.
Ich beobachte und höre oft das "Krakelen" der Drosseln. Ein sicheres Zeichen, dass irgendwo im Gebüsch eine Katze lauert.

Du meinst aber den Schöngesang, der in Wirklichkeit ein Kampf ist.
Die Rubrik ist bezeichnend. Nach mehrfachem Lesen (ich habe die letzte Strophe in Vogelsprache gepfiffen) kann man tatsächlich das Kämpferische heraushören. Sogar etwas Melancholisches - mein Tag?
Interessant verdichtet, gemalt und sogar den Gesang hörbar gemacht, trotz der Kürze.
Liebe Grüße
Dana

Liebe fee, ... bin angetan. Was tut sich?

Zitat:

was uns so schön klingt
ist ihnen kampf
um ein revier

Schon komisch, so habe ich es noch nie wahrgenommen. Insofern sehr interessant angedacht.

Hier:

mein platz
mein leben
meine füße
im tau

mein tag?


Mir gefällt die Prüfung. Doch hätte ich es so aufgeteilt:

mein platz
mein leben
meine füße

im tau > Natur pur, Tau hat seine eigenwillige Schönheit...

mein tag?

Alles in Allem ein sehr schöner, sogar ein wenig spröder Text, in seiner Beunruhigung doch eine gewisse Ruhe, denn "mein tag?" kann so oder so ausgelegt werden.

Interessante Präsentation und gern "eingestiegen".

alles liebe, budina

[a.c.larin]

liebe fee,

ach ja , und manchmal schwelgt man in einem so wunderschön traurig-melancholischen gedicht oder in versen, die mit galgenhumor geschrieben wurden - man konsumiert das ergebnis, was es den gekostet hat, der es produzierte, kümmert das publikum nur wenig.
der narr soll doch nur unterhalten.....
wir menschen sind durchaus auch solche vögel!

gern kommentiert und weitergesponnen
larin

[fee]

liebe dana, budina und larin,


jedem narr wohnt auch ein zutiefst trauriger mensch inne. das eine kann ohne das andere gar nicht so treffsicher seine hintersinnigen späße treiben, oder?

schon komisch, aber das ironische meiner zeilen war mir gar nicht so bewusst, als ich sie schrieb. aber es ist da. definitiv. vielleicht ist es dieser leise hauch von sarkasmus. von ungläubigem lächeln über die eigene, immer noch mögliche des-illusionierung, die fragt, wann denn die "wahren" bilder übrig geblieben sein werden, wo doch mittlerweile schon solche zerfallen, die man schon als ent-tarnt angesehen hatte.

es ist immer und alles eine frage des standpunktes für die eigene wahrnehmung. schöner vogelgesang ist laut wissenschaft revierkampf, reines überlebenswichtiges grenzen-abstecken. nur unser wille macht es zu einem konzert, dem wir etwas liebliches zuschreiben wollen.

über den vorschlag der separaten setzung des "im tau" denke ich noch nach. die idee hat mich jedenfalls gefunden und beschäftigt mich.

und - ja: "mein tag?" kann und soll so oder so ausgelegt werden. es freut mich besonders, dass da so in meinen text hineingefühlt wurde. dass ihr meinen spuren gefolgt seid und euch vom gefühl beim lesen leiten habt lassen. DANKE.


lieber gruß,


fee

[forelle]

Liebe fee,

ein sehr schönes und stimmiges Gedicht. Gerade die leichte Skepsis,
ob alles nur Romantik wäre, finde ich so schön passend. Die Natur erlebend
und darin diese Betrachtung.
Zum Kampf würde ich eher sagen, sie kommunizieren. Sie kämpfen nicht
nur, sie locken und vertreiben, teilen und grenzen sich ab.
Man könnte es einfach Leben nennen ..... ok, das Leben ist ein Kampf

grüßt dich forelle

.

[fee]

liebe forelle,


ich danke dir ganz herzlich für deinen feinsinnigen kommentar zu meiner skeptischen betrachtung der natur (auch der eigenen?).

vermutlich müsste nicht immer alles als "kampf" angesehen werden. da hast du schon recht. aber das revier-abstecken ist manchmal schon für sich ein kleiner kampf. vor allem, wenn es einem (als mensch gesehen) manchmal so unnötig scheinen möchte. dann macht es mürbe.


lieber gruß,

fee