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Am Lagerfeuer Smalltalk und ungezwungene Gespräche

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Alt 24.05.2009, 17:10   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Aber ja, nur dass ich beim Tee das Fingerspitzengefühl von Faldi benutze.
Kaffee trinke ich hauptsächlich im Dienst. Im Lehrerzimmer steht immer einer bereit. Wenn ich dort durchgehe (das muss ich oft), schnappe ich mir ein Tässchen.
Ich kann nicht behaupten, dass ich jede der 5-6 Tassen genieße. Es ist eher eine Gewohnheit bzw. der Wunsch nach Abwechslung.

Heute habe ich mir 5 Tassen für den Liegestuhl draußen gegönnt, gesonnt und dachte an Dichten. Bin mehrmals aufgestanden, weil dann noch der Aschbecher fehlte, dann ein Kuli, dann die Brille. Als ich alles hatte, fiel mir absolut nichts ein.
Ich holte mir ein Buch (Väter und Söhne). Im Vorwort las ich Interessantes über die slawische Seele, die ich mir eigentlich "erkauft" habe oder mich glauben machte, dass ich eine hätte.
Darin erfuhr ich, dass sich die typische slawische Seele im Grunde nur über Autoren definiert. Fast jedes Land hat Autoren, die weltweit übersetzt und gelesen werden.
Die hat das slawische Russland auch, aber aus anderen Gründen und dennoch sind sie anders als alle andern.
Sie bewegen sich gedanklich anders, martretieren sich selbst und beschränken ihre Sicht sehr landesbegrenzt.
Hast du das gewusst? Ich fand das sehr spannend.

Oh, ich bin vom Kaffee ab, Entschuldigung.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 24.05.2009, 17:28   #2
a.c.larin
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hallo medusa, hallo dana!

wie schön, dass hier wieder was los ist!
chat ist ja kurzweilig, unmittelbar - wenn man länger zeit haben will zum nachdenken und etwas mehr in die tiefe dringen will , braucht es doch schon mehr raum für überlegung.

interessant ist , dass dana beim kaffee über die "slawische seele" ins sinnieren kam , angeblich gibt es ja auch so was wie eine "österreichische seele" ( laut erwin ringel) , eine "deutsche Seele" gibts dann ja vielleicht auch?
ob es da wohl unterschiede gibt zwischen den einzelnen nationen, gewissermaßen doch etwas "typiches"?

mich als österreicherin amüsierte zum beispiel die hierorts geäußerte sorge um den verfall der "deutschen sprache" doch auch ein wenig , ich denke, darüber zerbrechen sich die österreicher viel weniger den kopf als die deutschen. warum wohl?
liegt es daran, dass österrreich eine lange geschichte damit hat, viele sprachen in sich zu beherbergen ? man denke an den vielvölkerstaat, man denke daran, dass wir lange zeit die grenze zum ostblock darstellten, selbst österreichische dialekte untereinander unterscheiden sich sehr deutlich
(das vorarlbergische ist sicher auch durchs rätoromanische mitgeformt, während im östlichen burgenland ungarische und slawische einflüsse mitgestalteten) nord und süd trafen hier , geographisch durch die alpen bedingt, auf einander , west und ost sowieso.....

was formte wohl eine "slawische seele" ?, was eine "deutsche"?
ist das, was im kollektiven unbewussten als gemeinsame emotion lagert, spiegel der politischen entwicklung, der geographischen lage , der kulturellen geschichte...?

grübel, grübel....
soll ich den teekessel oder das kaffeewasser aufsetzen?

larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (24.05.2009 um 17:30 Uhr)
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Alt 24.05.2009, 17:49   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Es ist bereits nach 17.00 Uhr - ich habe einen Roten bei mir. Geht das auch?

Das mit der Seelenbatrachtung ist wie Makro- und Mikrokosmos.
Ich denke die "Seelentypen" entstehen sowohl als auch geographisch, politisch, geschichtlich uws. - ein Shake?
Lustig ist, dass die Ratzeburger behaupten, die Hamburger wären ganz anders und von Ostfriesen ganz zu schweigen. Das alles in einem Umkreis von 100 km.

Unsere Zeit vermischt schneller.
Das Typische konnte sich entwickeln, als die Menschen noch nicht innerhalb von Stunden die Welt bereisen und nach Belieben landen konnten.

Tief, ganz tief bleibt etwas erhalten, was uns geprägt hat, selbst dann, wenn es nach außen unsichtbar/unfühlbar wird.
Manchmal verdrängen wir es selbst. Doch bei einer Begegnung mit eben der verwandten Seele erkennt man sich und das "Typische" lebt wieder auf.

Ich habe oft als Dolmetscherin für polnische Musiker gewirkt, die hier gastiert haben. Nach den Konzerten wurde gefeiert - ja, feiern können nur die Slawen dachte ich jedes Mal und habe genossen.

Jetzt ihr,
liebe Grüße
Dana
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Alt 24.05.2009, 17:49   #4
Medusa
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Liebe Dana,

ich hab mir Deine Unruhe vorgestellt, bis Du Deinen Krams besammen hattest, dann doch nichts zustande brachtest und musste heftig lachen (geht wieder!). Absolut aus dem Leben gegriffen!

Slawische Seele? Ja, was ist das? Ich habe nicht viele russische Autoren gelesen, nur die gängigen Romane von Tolstoi, Jewtuschenko, Gogol, Solschenizyn, Turgenjew und Dostojewski. Wie ein roter Faden zieht sich Traurigkeit und neben mancher Aufmüpfigkeit eine tiefe Melancholie durch die Werke. Ist das die russische Seele? Ich weiß es nicht. Ganz sicher unterscheiden sich die Romane von westeuropäischen oder gar amerikanischen Romanen! Aber auch südamerikanische Autoren (Marquez, Allende ...) berichten über eine tiefe Melancholie.

Mit Deinem Roman "Väter und Söhne" bringst Du mich in Verlegenheit. Ist das der revolutionäre Roman von Turgenjew, der im zaristischen Russland spielt? Den "Held" Pawel bringe ich mit den Brühlschen Terrassen in Dresden in Verbindung . Ohjeh!

Liebe Larin,

auch in Deutschland gab es durch die Geschichte viele Zuwanderer: Polen, Franzosen, Österreicher, auch Schweden sind hier hängen geblieben, später Italiener, Spanier, Griechen..... Und jetzt gibts noch viel mehr!

Es geht sicher nicht um die Vermischung durch andere Sprachen; es geht eher um den Verfall, hervor gerufen durch ein immer löcheriger werdendes Angebot im Deutschunterricht. Die Rechtschreibreform ist eine Folge davon! Es ist beängstigend, welche Rechtschreibfehler von Abiturienten, sogar von Doktoranden verzapft werden.

Ich bin für Tee!

Liebe Grüße an euch beide,
Medusa.
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Alt 02.06.2009, 21:36   #5
Medusa
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Gibts irgendwelche Neuigkeiten?
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Alt 02.06.2009, 22:10   #6
Leier
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von mir nicht -zum Glück!
Abgesehen davon, daßJewtuschenko keine Romane schrieb, er war Lyriker.

Geändert von Leier (02.06.2009 um 22:12 Uhr)
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Alt 02.06.2009, 22:37   #7
Medusa
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Doch, es gibt einen: "Wo die Beeren reifen".
Sauschwer zu lesen! Eines der gaaaanz wenigen Bücher, die ich nicht zuende gelesen habe.
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Alt 03.06.2009, 11:54   #8
Ibiado
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Hallo, ihr Lieben, ich hock noch daneben und hab nach meiner Gewohnheit ein Weilchen zugehört, ohne dazwischenzureden. Tee hab ich immer dienstlich geschlürft, zu Hause nur Kaffee, jetzt mag ich eher den Roten, was mich mit dir, Dana, verbindet, vielleicht gar einen Zugang zu deiner slawischen Seele ermöglicht?
Bei „slawischer Seele“ fällt mir zuerst nicht Literatur ein, obwohl Jewtuschenko - „sauschwer zu lesen“ – doch ein gutes Beispiel ist. Auch Dostojewski fand ich einst sauschwer – und konnte dann mit dem „Idiot“ nicht mehr aufhören bis zur letzten Seite. Wer hat den russischen Roman so charakterisiert: „Sie liebt ihn nicht. Er liebt sie nicht. Sie kriegen sich auch nicht. Aber um das zu klären, brauchen sie 850 Seiten!“? (War’s George Bernard Shaw?)
„Russische Seele“ – da denke ich immer an Studentengefasel aus alter Zeit: Was sagt SIE am Morgen danach? Die Deutsche: Was denkst du jetzt von mir? Die Amerikanerin: Do you feel better now, darling? Die Wienerin: An Hunger hab i kriagt! Die Französin: Jetz muss isch mir die ’aare kämmen. – Und die Russin: Aber meine Seele kriegst du nie!
Bei „deutsche Seele“ hab ich zum einen die Vorstellung von Kadavergehorsam und mangeln-der Zivilcourage, in den Fünfzigern und Sechzigern gerne so beschrieben, zum anderen das Bild der Dichter und Denker, die im wirtschaftlichen Aufschwung ihre Seele verkauften. Schließlich Goethe, der Iphigenie das Land der Griechen „mit der Seele“ suchen lässt. Ich glaube, die deutsche Seele ist eine suchende Seele. Und eine Seele, die gesucht wird. Eine Seele voller Sehnsucht, gefunden zu werden. Vielleicht eine verlorene Seele. Eher aber ein sehr kostbarer Schatz, den man ganz selten noch hier und da spürt.
Die deutsche Seele liebt ihre Verwandten, ob slawisch, romanisch, jüdisch oder weltbürger-lich. Sie öffnet sich auch gerne Fremden und schließt Freundschaft mit Afrika, Fernost, Nah-ost, kann den Islam an sich rankommen lassen und den Buddhismus, ohne um ihre Selbster-haltung bangen zu müssen. Sie ist vielschichtig, weil ihre Wurzeln viele Erdschichten durch-dringen, und breit gefächert, weil weit verzweigt. Sie ist mit vielerlei Humor beschenkt, ob-wohl man den Deutschen vorwirft, keinen zu haben.
Die slawische Seele ist, glaube ich, ähnlich unfassbar wie die deutsche. Vielleicht ist sie gar zuweilen als die zweite Seele in der deutschen Brust anzutreffen? Jedenfalls sind slawische und deutsche Seele Geschwister, wollen sich voneinander unterscheiden, suchen Abgrenzung, aber Hand in Hand. Beneiden sich und lieben, was beim Anderen stärker ist: Gefühlsreichtum – Verstandeskraft.
Ich nehm jetzt auch gerne mal eine Tasse Tee.
Ibiado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2009, 21:12   #9
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Ibiado,
bist du noch hier?
Mit Dostojewskis "Idiot" tat ich mich auch schwer. (lange her)
Bei Büchern bin ich sehr penibel - ich mag sie nicht ablegen und so quälte ich mich über ein Drittel und dann konnte ich nicht mehr aufhören.

Dein Studentengefasel hat mir sehr gefallen. Muss ich mir merken.

Zur Seele noch einmal.
Man spricht von der slawischen Seele und der russischen Seele.
Ich bin jetzt unsicher, ob man irgendwo von der deutschen, französichen oder überhaupt anderen Seelen spricht. Das soll doch nicht etwa bedeuten, dass die anderen keine haben?
Eigentlich dürfte eine Seele an kein Land oder Volk gebunden sein.

Ich habe mich jedoch entschieden, die slawische Seele zu lieben und damit auch die russische. Vielleicht ist es die Schwermut, die mit ihr in der Literatur einhergeht.

Auch jetzt bei "Väter und Söhne" - merke ich, wie ich darin abtauche. Es ist weniger der Inhalt an sich. Einzelne Augenblicke, auch die ohne Worte sind von einer mir geliebten Tiefe und Melancholie.
Ein kleines Beispiel: "..... Indem sie diese vor Paul niederstellte, schien sie ganz aus der Fassung, und die feine durchsichtige Haut ihres Antlitzes färbte sich mit einem lebhaften Rot. Sie schlug die Augen nieder und blieb nahe dem Tisch stehen, auf den sie sich mit den Fingerspitzen stützte. Sie sah aus, wie wenn sie sich über ihr Kommen Vorwürfe mache und doch zugleich fühle, dass sie nicht ohne ein Recht dazu gekommen sei."

Ach, einfach schön. Da wird nicht direkt von Verlegenheit oder gar Scham gesprochen, sondern anders und dann die "Zugabe", es sei ihr Recht.
Ich mag es.

Ich erinnere aus der Kinderzeit, dass z.B. Abende am Lagerfeuer nicht ein Bild von spielenden, tobenden Kindern hergaben, sondern kauernde, sitzende Kinder. Jedes sprach seine Träume aus, was sein wird, wenn es groß würde, usw. Jedes wollte hinaus, weit hinaus aber alles, um einmal zurück zu kehren und andere daran teil haben zu lassen, staunen zu lassen.

Sicher sind es ganz eigene Erinnerungen und heute mag es ganz anders sein.

Dieses "Onlinelagerfeuer" hat etwas von diesem Zauber. Es findet sich stets eine/einer ein und spricht.

Mir ist jetzt nach Stille - aber ich höre gern zu.
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Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.08.2009, 22:27   #10
Dana
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Liebe Insulaner,
der Sommer geht und mit ihm gemütliche Lagerfeuer.
Ich habe ein wenig Treibholz gesammelt und das Feuer wieder entfacht.
Es ist noch schön warm hier.
Ich sitze auf einer umgedrehten Bierkiste. Mindestens drei sind noch frei.
Ich langweile mich nicht - kommt aber jemand vorbei und setzt sich dazu, freue ich mich.
Da mir kein tiefschürfendes Thema einfällt, begrüße ich den nächsten Insulaner mir folgendem Satz:

Hallo, Du! Komm setz dich dazu.
Geh mir auf den Leim und spreche im Reim.
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