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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 08.03.2011, 13:29   #11
Justin
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Hallo Faldi,

Dein Kommentar von gestern hat mich sehr froh und versöhnlich gestimmt. Dabei ist versöhnlich eigentlich das falsche Wort, weil man denken könnte, es wäre ein Streit vorausgegangen, den es gar nicht gab. So wie die Dinge liegen, warst Du lediglich nicht mit der Materie vertraut und hast das selbst auch zugegeben. Aus diesem Grunde habe ich zu einer längeren Erklärung angesetzt, um aufzuzeigen, daß wir bei der Abhandlung von Depressionen sehr behutsam vorgehen müssen. In die Endlosschleife wollte ich dabei nicht geraten, und wir werden dort auch nicht landen.

Ich zweifle nicht im geringsten daran, daß Du in dieser Sache die richtige Ansprechperson bist. Die Bereitschaft, sich stärker mit der Materie auseinanderzusetzen, ist ja gegeben. Und das zählt am meisten. Du konntest dich nur nicht gleich von althergebrachten Denkmustern lossagen, stehst damit aber nicht allein. Deshalb kann ich Dir auch keinen Vorwurf machen.

Was ich zu sagen hatte, kam nicht aus heiterem Himmel. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, diesen Apparat kennenzulernen und zu durchschauen. Aus eigenem Antrieb habe ich es nicht getan, aber wer jung ist, kann sich oftmals gar nicht gegen Einflüsse von außen wehren. Mit großem Einfühlungsvermögen geht man dort nicht gerade vor, sondern bedient sich viel lieber der üblichen Lippenbekenntnisse, die dann leider unbedacht übernommen werden. Mentale Zugehörigkeitsgefühle werden häufig übergangen und es wird nicht erkannt, daß die Mentalität, mit der man aufgewachsen ist, trotz eines Verlustes weiterlebt. Diese Erkenntnis habe ich z. B. so gut wie immer vermißt.

Wir erleben einen Mißbrauch von Rehabilitation und Integration. Im Grunde stehen diese Begriffe für die Rückkehr in ein ganz normales Umfeld. Der Mensch möchte dort sein, wo sich das Leben abspielt, nicht nur im Arbeitsprozeß. Was nebenher geschieht, soll stattdessen in Vereinen und Selbsthilfegruppen stattfinden. Und hier zeigt sich der Widerspruch, weil es ein Fingerzeig ins Reservat ist. Ich habe schon klargemacht. daß es in diesen Vereinen gar keine so große Harmonie gibt. Es kann hier wie dort Schwierigkeiten geben, was schließlich zum Rückzug der Menschen führt, denen man aber niemals einen Vorwurf machen sollte, zum verschrobenen Sonderling geworden zu sein. Entsteht dieser Eindruck, haben vor allem die Umstände dazu geführt. Und wie ich schon sagte, ist das Internet ein Fenster zur Welt, in dem die Betroffenen ganz anders auftreten. Ein Menschenpulk ist nicht immer ausschlagebend, um ein seelisches Gleichgewicht herzustellen. Das muß jeder für sich selbst am besten entscheiden.

Ich lese gerade ein Buch und fühle mich bestätigt. Es ist da auch die Rede von einer Alzheimer-Selbsthilfegruppe, in der sich Leute treffen und sich austauschen. Dabei ist eine 83-jährige, die über die Probleme ihres Mannes spricht. Die Probleme eines aber erst über 60-jährigen sind genau nicht geringer. Dessen Frau kann das schlecht verwinden, wenn sie an den Altersunterschied denkt - an die Zeit, in dem die anderen noch mehr voneinander hatten und sich größerer Lebensqualität erfreuen konnten. Sie verläßt schließlich die Gruppe, weil sie den inneren Druck, der aus diesen Unterschieden resultiert, nicht mehr aushält. Nur ein Beispiel, das aber stellvertretend für andere stehen kann und so selten nicht ist.

Ich hoffe sehr, daß Walther keine Einwände vorbringt und nichts dagegen hat, die Texte hier zu belassen. In der Rubrik "Finstere Nacht" gibt es eine Passage, die als gute Ergänzung zu meiner Darstellung paßt. Es mag sein, daß ich vom Faden des Gedichtes abgekommen bin, doch war der Drang zuim Klärungsbedarf nach dem Lesen des Textes größer.

Wenn ich ein wenig zum Anstoß Deiner Recherche beigetragen haben könnte, freut mich das sehr.

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (08.03.2011 um 15:44 Uhr)
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