Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Auf der Suche nach Spiritualität

Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 29.06.2011, 21:26   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard zitate

komm! etwas bessres als hier, sowas finden wir leicht, sprach der esel
folge mir nach, denn so wirst du die gipfel der weisheit erklimmen
was, wenn nicht reinste vernunft hat dich wohl zu mir her geleitet?
gestern noch lagst du im staub, ein mickriger zwerg unter zwergen
heute erfüllt sich dein wunsch, ein riese im geiste zu werden
wann, wenn nicht jetzt, kommt die zeit, sich gemeinsam zum himmel zu schwingen?
wer, wenn nicht ich, kann den stern, dir zu leuchten, am besten verkörpern?
schön ist der morgen am tag nach der düsteren nacht

Geändert von wolo von thurland (12.12.2011 um 08:03 Uhr)
  Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2011, 23:50   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Hallo wolo,

nanu? Ein astreiner epischer Hexameter und niemand hat sich bisher an einen Kommentar gewagt?

Vielleicht liegt das an dem Protagonisten der Handlung, der die Welt aus seiner Vorstellung heraus beschreibt:
Ein überaus schlauer Esel, der demjenigen, der ihm folgt, verspricht, ihn zu den Gipfeln der Weisheit zu führen, ihn, der gestern noch als Zwerg im Staube lag, gar zu einem geistigen Riesen machen zu können.
Was sollte das ergeben?
Nun könnte man vielleicht einwenden, nur ein Esel glaube, der Weisheit Gipfel jemals erklimmen zu können und wenn er das nur überzeugend vorbringen kann, man ihm das auch glauben werde.
Das ist ja auch schon oft genug passiert, wie sich aus der Geschichte mehrfach belegen lässt.

Aber es ist irgendwie lustig, gestern hatten wir den Don Quixote im Kampf gegen einen Löwen und heute fällt mir die Fabel "Der Löwe und der Esel" des griechischen Dichters Aesop spontan zu diesem Gedicht ein.

Der Löwe und der Esel hatten ein Jagdbündnis geschlossen und kamen an einer Höhle vorbei, in der wilde Ziegen lebten.
Der Löwe postierte sich am Ausgang der Höhle und schnappte sich die herauslaufenden Ziegen, während der Esel diese betrat und ein solch fürchterliches Geschrei anstimmte, daß die erschreckten Tiere hinausflohen.
Nachdem der Löwe die meisten von ihnen erwischt hatte, trat der Esel hervor und fragte, ob er nicht tapfer gekämpft und die Ziegen ordentlich herausgescheucht habe. Der Löwe antwortete: "Ich selbst hätte mich gefürchtet, wenn ich nicht gewusst hätte, daß du ein Esel bist."

Nun kommt der Esel in diesem Gedicht sehr lyrisch daher und bietet seinerseits ein Bündnis an, um gemeinsam zum Himmel zu schwingen, weil ausgerechnet er den Leuchtstern optimal verkörpern könne.
Was wohl der Dichter in diesem Falle dem Esel am Morgen eines neuen Tages geantwortet hätte, hat mich sehr beschäftigt, weil wir uns hier ja nicht in einer Höhle, sondern wieder einmal in einer Gedichtrubrik befinden und mangels Löwen nicht Aesop sprechen lassen können.
So habe ich das mal übernommen.
Es geht reimtechnisch leider etwas kreuz und quer, jedoch habe ich versucht, den epischen Hexameter einzuhalten.
Hoffe, es ist mir ein wenig gelungen.

Nein, sprach der Dichter, ich werde niemandem blindlings vertrauen.
Esel, als Teile der Herde, mögen die Welt zwar beschauen,
bleiben jedoch nur die Grauen unter der Gattung der Pferde,
die da am Boden stets kauen - Weisheit wächst über der Erde.
Riesen im Geiste betreten üblicherweise das Leben
auf diesem Erdenplaneten, ohne nach Weisheit zu streben,
weil sie bereits darin schweben, denn um dem echten Poeten
lyrische Worte zu geben, braucht's keine Eselpropheten.

Immer diese Dichter!

Fragt sich letztendlich, wer nun der Eingebildetere von den beiden ist.
Wahrscheinlich können sie sich die Hände bzw. Hufe reichen.

Auf jeden Fall hat mir das Gedicht, nicht zuletzt seiner klassischen Form und der überzeugenden Sprache wegen, gut gefallen und mich inspiriert.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.07.2011, 09:15   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo falderwald
danke für deinen interessanten kommentar.
esel sind nicht eingebildet, sondern schlau. ich hatte jahrelang einen, ich weiss, wovon ich rede.
mit löwen jedoch... deren psyche kenne ich gar nicht. ich weiss nur, dass sie ihre stolze mähne spazieren führen, während die löwinnen auf die jagd gehen.
welcher von beiden "geist" besitzt? - da wird wohl die forschung nicht mehr zu meinen lebzeiten fündig werden.
aber die geschichte geht weiter:
der esel sonnte sich in seinem ruhm, doch der löwe frass nach den ziegen stracks auch noch den tapferen jagdgefährten. dann ging er hin zu den schafen und erzählte ihnen jene geschichte, die der esel mir erzählt hatte. und die schafe machten alle "mäh", denn sie hielten den löwen für einen geist, und auf so einen hatten sie ihr leben lang gewartet.

gruss von wolo
  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 13:29 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg