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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 20.05.2009, 07:42   #1
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
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Beiträge: 961
Standard sandstein ist auch nur dreck

ich seh mich wortlos abgeschrieben
wie sandstein fingersanft zerrieben
zerstreut in jede himmelsrichtung
enthoben jeglicher gewichtung

prall unaufhörlich gegen wände
aus schweigen, so, als ob bestände
nicht länger jenes feine band,
das mit gefühl, herz und verstand

zusammenhielt, was wollte bleiben.
doch ich allein kann nicht entscheiden,
ob neu geknüpft oder zertrennt.
ich fühl entblößt mich bis aufs hemd.

wurd einfach an den rand gestellt
als peripherer punkt der welt,
in die du mich tief blicken ließest.
dacht nicht im traum, dass du verstießest

mich ohne wort daraus. bloß weg.
so leicht gelingts. fühl mich wie dreck.



.fee ´ 09
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 20.05.2009, 07:48   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Liebe fee,


welch ein deprimierendes Gedicht!
Das geht unter die Haut (Gänsehaut). Ein tragisches Schicksal, das ich aus eigener Erfahrung kenne.
Sehr gut dargebracht.

(Müsste es aber nicht bestünde heißen?)

Aufmunternden Gruß
von
cyparis
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Alt 20.05.2009, 08:15   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
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danke, cyparis,


für die lieben zeilen.

ich hab geguckt. laut meines (jetzt aktualisierten) wissensstandes geht beides: bestünde UND bestände. puhhh.... was hätt ich denn da sonst gemacht..?!

die aufmunterung ist angekommen.


lieber gruß,


fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 20.05.2009, 08:17   #4
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Liebe fee,

das war mein Fehler, daß ich mich nicht vorher informiert habe.
Alt, wie ich bin, neige ich eher zu der früher gebräuchlichen Form.
Aber Du hast recht!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 20.05.2009, 09:07   #5
Chavali
ADäquat
 
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Liebe Fee,

was für ein schöner Text!
Da bekommt man Mit-Leid mit dem LyrI.

Schön die versübergreifenden Reime. Ein wenig habe ich, wie immer, mit der Kleinschreibung Probleme.
Aber das ist nun mal eines deiner Markenzeichen und wer fee lesen will, muss sich damit arrangieren

Gern arrangiert hat sich
mit lieben Grüßen,
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (20.05.2009 um 10:45 Uhr)
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Alt 20.05.2009, 10:49   #6
fee
asphaltwaldwesen
 
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kein problem, cyparis,


ich musste mich - wie gesagt - ja auch erst kundig machen.

lieber gruß,

fee


danke, chavali,


für´ s arrangieren und reinlesen bei der fee.

über das "schön" hab ich mich besonders gefreut. die traurigen werden doch meist am schönsten... warum ist das nur so... ?


fragegruß von der


fee
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Geändert von fee (20.05.2009 um 10:50 Uhr)
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Alt 20.05.2009, 13:35   #7
Hans Beislschmidt
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Hey Fee,

Wie täuschend unbesorgt man sich der Zuwendung und Loyalität des anderen gewiss ist und wie jäh das Erwachen aus dem Wärmetod sein kann. Das Missverständnis als Grundlage einer „Neuverknüpfung“ und die Aussprache als Konsequenz der Vertreibung schimmert zart zwischen deinen Zeilen hindurch. Manchmal ist die Perspektive vom Rand der Welt eine gute, lässt sie doch die gegenüberliegende Peripherie besser erkennen und deuten. Die augenblickliche Befindlichkeit des „bloß weg“ klingt wie allzu schnelles Aufgeben. Das Ich-Attribut „wie Dreck“ wie ein implantiertes Schuldgefühl an die Adresse des LyrDu.
Das dem möglichen Zeitdruck des AABB geschuldeten Schmetterball-Block klingt eher aber wie ein Schnellschuss des LyrIch. So erscheint mir auch der augenblickliche Aufschrei nach einem Nadelstich.
Das LyrIch möchte aufgefangen werden und sollte dies auch zulassen. Dazu gehört in aller erster Linie „nachdenken“.

kopf hoch grunz - Hans
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chorch chorch

Geändert von Hans Beislschmidt (20.05.2009 um 14:40 Uhr)
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Alt 20.05.2009, 15:26   #8
fee
asphaltwaldwesen
 
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servus hans b.,


schnellschuss des lyrIch? dem AABB geschuldet? da vermischen einander dann wohl lyrIch und autor in dieser aussage. oder wie soll ich das sonst interpretieren....


als väterlichen rat, doch mehr nachzudenken und lieber erstmal die klappe zu halten, bevor man nach jedem stich laut aufheult und tränenblind anscheinend schuld zuweist? wer sagt, dass nicht das lyrIch sich selbst als dreck empfindet und dadurch noch tiefer getroffen ist? wer sagt, dass da nicht zuvor schon etliche stiche genau so - nämlich still nachdenkend - ertragen wurden... ? ich denke, meinen text kann man auch noch anders interpretieren, als du ihn hier liest.

so recht kann ich mit deinem kommentar daher nichts anfangen. er klingt mir zu wenig textbezogen und zu - verzeih mir - altklug.

dennoch lieben dank,


fee
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Alt 21.05.2009, 09:32   #9
Galapapa
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Hallo fee,
Dein Gedicht hat mir ganz besonders gut gefallen!
Ist es das gelungene Reimen? Sind es die ansprechenden, farbigen Bilder, in die Du Deinen Text kleidest? Vielleicht ist es aber vor allem die Art, wie Dein Text einen mitnimmt in diese traurige Ecke, in der auch ich mich so gerne verkrieche...?
Für mich war´s ein Genuß!
Herzlichen Gruß!
Galapapa
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Alt 21.05.2009, 10:40   #10
fee
asphaltwaldwesen
 
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Ort: österreich
Beiträge: 961
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danke, galapapa,


ich frage mich nur, ob man es nicht oft auch selbst ist, der sich bereitwillig in diese ecke stellt. wenn dann noch ein winziger schubbs von außen kommt (oder zuviele auf einmal und das timing mies ist), hat dieser weitaus größere bedeutung, als er eigentlich haben sollte.

es ist ein gedicht von enttäuschung, von kränkung und vom wunsch getragen zu werden. davon, wenigstens einmal darauf vertrauen zu können, dass im richtigen moment jemand an einen denkt, und die bedürfnisse des lyrIch vor die eigenen stellt, ohne, dass dieses auffällig am boden zerstört wirken muss.

in der familie, aus der ich komme, wurde nur beachtet, wer (im reinsten und wahrsten sinne des wortes) todkrank war. dessen bedürfnisse wurden allen anderen vorangestellt. auch denen von kindern (ich war damals eins und wurde als "grausliger egoist" gescholten, wenn ich ein eigenes bedürfnis äußerte...). so hab ich gelernt, dass ich kein recht auf eigene bedürfnisse habe, solang es mir noch gut geht. und mittelschlecht gilt auch noch nicht. es muss einem schon sterbens-schlecht gehen, um wünsche anmelden zu können. auch solche wie den, dass mal jemand an einen denkt, weil er einen lieb hat...

daher kenn ich diese ecke nur zu gut. es ist die, in der man sich verlassen von aller welt fühlt. in der sich jedes "schnuppern-dürfen" am "es-könnte-so-schön-sein-wenn" wie blanker hohn anfühlt, wenn man sich dort wiederfindet.

es geht um das richtige maß an distanz und nähe zwischen den menschen. die vernunft weiß es. das gefühl hat oft in kindertagen etwas anderes gelernt. darum fühlt sich mein gedicht ev. auch so "vertraut" und "schön" für manche an, vermute ich einmal.


danke jedenfalls für den schönen kommentar, galapapa. er ist mir sehr wichtig.


lieber gruß,

fee
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