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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.07.2011, 22:24   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Windmühlenkampf

Windmühlenkampf


Er dachte, Dichter seien edle Träumer,
um diese Welt poetisch zu begeistern,
sie seien Lichtgestalten, Wolkenräumer,
die lyrisch ihre schöne Sprache meistern,
ihr Wort sei voller Liebe und Romantik,
die Verse immer rund und niemals kantig.

Er wollte diese schönen Künste lernen,
so traumerfüllt war er vom Dichterleben,
durch alle Sphären zu den fernsten Sternen
auf flügelleichten Worten sinnlich schweben
und in die Zeilen blaue Blumen pflanzen,
die mit den alten Geistern lyrisch tanzen.

Er sollte sich entscheiden und Motive
dafür erschienen ihm in diesen Zeiten
aus seiner vorgestellten Perspektive
genug vorhanden, denn die Möglichkeiten
ein wahrhaft guter Dichter je zu werden,
erhält nicht jeder Reimer hier auf Erden.

Er konnte seinen Dichter nicht mehr halten,
der nun, befreit von allen starren Normen,
die Macht besaß, die Sprache zu gestalten,
indem er schlicht begann, sie so zu formen,
daß sie perfekt in Reim und Metrik rollte,
weil seine dichterische Kraft das wollte.

Er musste auf die Bühne, um zu spielen,
denn seine Rolle ist der wahre Dichter,
doch war er plötzlich eines unter vielen
der anonymen Internetgesichter,
die sich in diesem Schauspiel wiederfanden
und das Spektakel nicht als Show verstanden.

Er sah nun all die vielen Eitelkeiten,
so traumbefreit war er vom Dichterleben,
wo Krähen sich mit schlechten Texten streiten,
um sich als wahre Dichter auszugeben;
auch er war einmal ein naiver Junge,
doch heute sitzt ein Schwert auf seiner Zunge.


Falderwald
. .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (28.08.2011 um 00:35 Uhr) Grund: Aus "wie" macht Faldi "wo", dann ist die Stimme froh. :)
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Alt 14.07.2011, 09:31   #2
Thomas
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Hallo Falderwald,

das Gedicht ist sehr gut. Es stimmt mich ein wenig traurig. Das folgende von Friedrich Schiller beschäftigt sich (etwas allgemeiner) mit der gleichen Frage und zeigt an Ende in eine Richtung, die Hoffnung spenden könnte.

Viele Grüße
Thomas

P.S.: Es ist übrigens eines meiner Lieblingsgedichte

Licht und Wärme.

Der beßre Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen;
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.

Doch Alles ist so klein, so eng;
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
Sich selbst nur zu bewahren;
Das Herz, in kalter, stolzer Ruh,
Schließt endlich sich der Liebe zu.

Sie geben, ach! nicht immer Gluth,
Der Wahrheit helle Strahlen.
Wohl Denen, die des Wissens Gut
Nicht mit dem Herzen zahlen.
Drum paart, zu eurem schönsten Glück,
Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick.
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.07.2011, 19:25   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

ja, letztendlich ist es traurig, aber leider sind die Eitelkeiten unter den Dichtern genau so verbreitet, wobei ich mich ausdrücklich nicht davon ausnehme, wie unter den "normalen" Menschen.

Ich glaube, Herr Schiller hatte Recht, denn was ist die Wahrheit schon wert, wenn jeder seine eigene nur kennt?
Da kann es nur beengt zugehen, denn ein Blickwinkel alleine genügt nicht.
Nur manchmal ist es wirklich verdammt schwer, der vermeintlichen Wahrheit und dem Wissen nicht das Herz zu opfern, denn ich persönlich glaube, daß das Herz manchmal eine Lüge verlangt, weil die Wahrheit doch oft so schmerzlich sein kann.
Sollen wir Rücksicht nehmen, sollen wir es so benennen, wie wir es empfinden, sollen wir Kompromisse schließen oder den Dingen einfach ihren Lauf lassen?

Eine schwierige Frage und ich glaube, man kann diese nicht schlussendlich beantworten. Es kommt auf das Thema, den Charakter und die Weltanschauung an und die Fähigkeit mit beiden umzugehen.

"Drum paart, zu eurem schönsten Glück,
Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick."

Das wäre das Ideal, doch die Realitäten sehen meist ganz anders aus.


Vielen Dank für den Kommi und das Lob...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



PS: "Licht und Wärme" ist auch ein schönes Gedicht.
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Alt 21.07.2011, 21:33   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

entschuldige, dass ich „auf dem Schlauch stand“:

Zitat:
die lyrisch ihre schöne Sprache meistern
die Verse immer rund und niemals kantig.
die mit den alten Geistern lyrisch tanzen.
die Macht besaß, die Sprache zu gestalten,
die sich in diesem Schauspiel wiederfanden
Natürlich ist das Absicht! Ich Dösmicheline …

Er dachte, er wollte, er sollte, er konnte, er musste, er sah – Das ist sehr schön gemacht, denn hier hast du den Lauf der Erfahrung „hinein gepackt“, in chronologischer Reihenfolge.

(Änderst du bitte in Strophe 6, Vers 3 das "wie" in "wo"?)

Aber ich möchte bei diesem Gedicht nicht lange beim „Formalen“ verweilen. Dazu ist der Inhalt zu berührend – denn ich weiß, von wem du sprichst. Von dir selbst, von mir und von allen anderen, die ihr Herz an die Schönheit der lyrischen Sprache und an die Poesie verloren haben.

Ich bin diesen Träumen auch gefolgt. Je mehr ich lernte, desto schöner wurden die Gedichte, die ich las, denn ich erkannte mehr und mehr die Tiefen, die sich in ihnen verbergen – und die man nur wahrnehmen kann, wenn zumindest ein Grundmaß an Wissen vorhanden ist. Auch für mich ist es mittlerweile ein beinahe physischer Schmerz, sehen zu müssen, wie die Sprache „vergewaltigt“ wird.

Das ist wohl auch die Ursache für die „Verständnislosigkeit“ Uninteressierter. Die „Oberfläche“ eines Gedichts ist nur ein Bruchteil des Ganzen, und das erschließt sich ihnen nicht. Deshalb können sie gar nicht verstehen, was diese Schönheit wirklich ist.

Nicht zu leiden bedeutet, nicht zu lieben; nicht zu lieben bedeutet, nicht zu leben.

(Ich weiß nicht mehr, wer das schrieb oder wo ich es gelesen habe, das ist nicht von mir. Aber es ist absolut richtig.)

Und deshalb: Wie viele „Krähen“ sich auch „mit schlechten Texten streiten“ mögen – das werde ich niemals aufgeben. Ja, manchmal ist ein „Schwert“ erforderlich, aber sollte es einen Tag geben, an dem ich nur noch „das Schwert führen“ und mich nicht mehr „hingeben“ kann – dann höre ich auf zu schreiben. Wenn es wieder einmal besonders schlimm ist oder ich etwas wirklich Scheußliches las, dann greife ich zu einem Buch und lese von den Traumwelten, die aus der Poesie heraus geboren wurden. Oder ein besonders schönes Gedicht online, denn es gibt sie noch, die Dichter …

Die „Naivität“ zu verlieren, das ist eine (bittere) Notwendigkeit. Aber wir dürfen niemals das Wichtigste verlieren: Die Liebe zur Dichtkunst, zu den „Wundern des Wortes“. Was mich selbst angeht, so habe ich meine Entscheidung bereits getroffen.

Zitat:
und in die Zeilen blaue Blumen pflanzen,


Novalis (eigentl. Friedrich Freiherr von Hardenberg), (1772-1801)

Die blaue Blume

Die Eltern lagen schon und schliefen, die Wanduhr schlug ihren ringförmigen Takt,
vor dem klappernden Fenstern sauste der Wind;
abwechselnd wurde die Stube hell von dem Schimmer des Mondes.
Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager
und gedachte des Fremden und seiner Erzählungen.
"Nicht die Schätze sind es,
die ein so unaussprechliches Verlangen in mir
geweckt haben", sagte er zu sich selbst;
"fernab liegt mir alle Habsucht:
aber die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken.
Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn,
und ich kann nichts anders dichten und denken.
So ist mir noch nie zumute gewesen:
es ist, als hätt' ich vorhin geträumt
oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert;
denn in der Welt, in der ich sonst lebte,
wer hätte da sich um Blumen bekümmert,
und gar von einer so seltsamen Leidenschaft
für eine Blume hab' ich damals nie gehört..."
Endlich gegen Morgen, wie draußen die Dämmerung anbrach,
wurde es stiller in seiner Seele,
klarer und bleibender wurden die Bilder.
Es kam ihm vor, als ginge er in einem dunkeln Walde allein...
Es dünkte ihn, als umflösse ihn eine Wolke des Abendrots;
eine himmlische Empfindung überströmte sein Inneres;
mit inniger Wollust strebten unzählbare Gedanken in ihm sich zu vermischen;
neue, nie gesehene Bilder entstanden,
die auch ineinanderflossen und gut sichtbaren Wesen um ihn wurden...
Was ihn aber mit voller Macht anzog,
war eine hohe lichtblaue Blume,
die zunächst an der Quelle stand
und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte.
Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben,
und der köstlichste Geruch erfüllte die Luft.
Er sah nichts als die blaue Blume
und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit.
Endlich wollte er sich ihr nähern,
als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing;
die Blätter wurden glänzender
und schmiegten sich an den wachsenden Stengel,
die Blume neigte sich nach ihm zu,
und die Blütenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen,
in welchem ein zartes Gesicht schwebte...

(aus "Heinrich von Ofterdingen")

ht tp://w w w.lyrik.ch/lyrik/spur3/novalis/novalis4.htm

ht tp://w w w.lyrik.ch/lyrik/spur3/novalis/novalis0.htm

(Bitte die Leerzeichen entfernen.)

--------------------------------------------------------------

Die blaue Blume


Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.

Joseph von Eichendorff
(1818)



Herzliche Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (21.07.2011 um 21:37 Uhr) Grund: Ein Tippfehler.
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Alt 28.07.2011, 09:40   #5
Ida
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guten tag falderwald,

schön, gefällt mir, viel mehr kann ich nicht sagen, als

was können menschen andres tun
als gegen windmühlen zu kämpfen?
wir laufen in zu kleinen schuh'n
die welt wird unsre träume dämpfen

besten gruß ida
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Alt 15.08.2011, 18:46   #6
Falderwald
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Moin Stimme,

da hast du aber zwei schöne Gedichte von zwei hervorragenden Romantikern herausgesucht.

Ich war einst ein absoluter Novalis-Fan, allerdings ging mir dann später sein religiöses Getue gehörig auf die Nerven.
Er schrieb wunderschöne romantische Gedichte, aber leider bleiben unsere Philosophien durch Welten getrennt, so daß ich ihn heute nur noch sehr selten lese.
Aber er war ein junger Mann und hatte die Liebe seines Lebens verloren, die er hoffte in der Unendlichkeit wieder zu finden. Was blieb ihm also letzendlich für eine andere Hoffnung, als sich tief in die Religion zu flüchten?
Und welche Lebenserfahrung konnte er schon sammeln, als er knapp 29-jährig verstarb?
So landete ich schließlich wieder beim alten Goethe.

Ja, du hast es richtig erkannt, das Gedicht spricht vom Dichter, der sich in allen, die sich zu dieser Kunst berufen fühlen, wiederfindet.
Die Träume sind allerdings so unterschiedlich, wie auch die Menschen, die diese Dichter verkörpern.
So kommt eben auch Unterschiedliches dabei heraus.
Nur weniges davon ist als wirklich gut oder gelungen zu bezeichnen, weil entweder das von dir angesprochene Grundwissen fehlt, die handwerklichen Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen oder das persönliche Individuum sich nicht überzeugend darzustellen weiß.
Ein Dichter muss Authentizität besitzen, er muss glaubhaft sein und er muss die Fähigkeit besitzen, die Lyrik wie ein Schwert einzusetzen.
Dann darf er auch provozieren und diskussionswürdige Texte erschaffen.

Frage: Meinst du wirklich, es sei besser in Strophe 6, Vers 3 das "wie" in "wo" zu ändern?
Ich meine, ich habe damit keine Probleme, es würde lediglich den Sinn geringfügig ändern, denn ich benutzte das "wie" bewusst dort in einer Aufzählung.
Er sah die Eitelkeiten, (er sah) wie Krähen sich um...
Das "wo" würde sich dann auf das Dichterleben der vorhergehenden Zeile beziehen. Das ginge auch. Ich bin mir momentan noch nicht ganz sicher.
Vielleicht meldest du dich noch mal dazu.

Zitat:
Nicht zu leiden bedeutet, nicht zu lieben; nicht zu lieben bedeutet, nicht zu leben.
Hm, wenn ich mir das recht überlege, sieht das zwar auf den ersten Blick recht überzeugend aus, jedoch sieht das durch meine Vorstellung etwas anders aus:

Nicht zu leiden bedeutet, nicht zu leben; nicht zu leben bedeutet, nicht zu lieben.

Das Leben ist ein beständiges Leiden. Und nur wer lebt, der kann auch lieben.
Ich denke, die Liebe ist in uns, um das Leiden erträglicher zu machen.

Meine Entscheidung steht auch fest...

Zitat:
und in die Zeilen blaue Blumen pflanzen,
Immer wieder, aber nicht immer...


Hi Ida,

ich danke dir für deine Verse und sehe, wir haben uns verstanden.

Zitat:
was können menschen andres tun
als gegen windmühlen zu kämpfen?
wir laufen in zu kleinen schuh'n
die welt wird unsre träume dämpfen
Ein Mühlenkampf bleibt ohne Wert,
sie dreht die Flügel mit den Winden,
der Feind ist meistens umgekehrt
im Inneren des Selbst zu finden.

Schön, daß dir der Text gefallen konnte und dankefein fürs Lob...


Ich bedanke mich ganz herzlich für eure Kommentare und eure Zeilen.
Das hat mich dazu inspiriert, mal wieder über blaue Blumen nachzudenken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2011, 22:19   #7
Stimme der Zeit
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Guten Abend, Faldi,

ich hatte deine Frage völlig vergessen:

Zitat:
Frage: Meinst du wirklich, es sei besser in Strophe 6, Vers 3 das "wie" in "wo" zu ändern?
Ich meine, ich habe damit keine Probleme, es würde lediglich den Sinn geringfügig ändern, denn ich benutzte das "wie" bewusst dort in einer Aufzählung.
Er sah die Eitelkeiten, (er sah) wie Krähen sich um...
Das "wo" würde sich dann auf das Dichterleben der vorhergehenden Zeile beziehen. Das ginge auch. Ich bin mir momentan noch nicht ganz sicher.
Vielleicht meldest du dich noch mal dazu.
Ja, der Bezug ändert sich ein wenig, wenn das "wie" durch ein "wo" ersetzt wird. Aber mir fehlte eben das von dir angesprochene (er sah). Auf mich wirkt es wie eine (nicht wirklich "gelungene") syntaktische "Lücke". Das liegt meines Erachtens an der Tatsache, dass die Ellipse hier am Versbeginn "sitzt". Dort wirkt es unvollständig, wenn du verstehst, was ich meine. An anderer Stelle würde es nicht den Eindruck von "Unvollständigkeit" erwecken.


Ich versuche mal ein Beispiel:

Gestern kaufte Hans ein Haus. Heute kaufte Hans ein Fahrrad. - zwei Hauptsätze
Gestern kaufte Hans ein Haus und heute kaufte er ein Fahrrad. - ein Satz durch Koordination der Hauptsätze
Gestern kaufte Hans ein Haus und heute ............ ein Fahrrad. - elliptische Satzvariante (Auslassung von Subjekt und Prädikat), aber die Aussage bleibt verständlich

Gestern ................ ein Haus und heute kaufte er ein Fahrrad. (?) - s. o., nur an der falschen Stelle ...

Es kommt eben (mMn) darauf an, wo die Lücke ist ... Nichts für ungut, ja?


Natürlich ist das wohl "Geschmackssache", nur ich finde, es wirkt, als ob dort eben etwas "fehlt" - mir persönlich gefällt ein inhaltlicher Bezug per "Zeilensprung" nicht so sehr.

Aber es ist dein Gedicht, und daher nur eine Anmerkung von mir. Wenn du dein "wie" behalten möchtest, ist das selbstverständlich in Ordnung!

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 28.08.2011, 00:36   #8
Falderwald
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Hi Stimme,

du hast mich überzeugt, ich gebe mich geschlagen.

Danke, daß du so hartnäckig dran geblieben bist.
So etwas nennt man konstruktive Textarbeit...


Liebe Grüße

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2011, 20:18   #9
Dana
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Lieber Faldi,

da muss ich mich einmischen, geht es doch um "Artgenossen".
Viele von uns haben traumerfüllt begonnen.
Jede Strophe ist so herrlich nachvollziehbar, so wahr. Lesend steigert sich die Liebe zur Dichtung - zu Schluss müsste die Sonne aufgehen und bleiben.

Jedoch nein:

Zitat:
Zitat von Falderwald
Er sah nun all die vielen Eitelkeiten,
so traumbefreit war er vom Dichterleben,
wo Krähen sich mit schlechten Texten streiten,
um sich als wahre Dichter auszugeben;
auch er war einmal ein naiver Junge,
doch heute sitzt ein Schwert auf seiner Zunge.
Das Dichterleben ist gar nicht so. Es ist ganz anders.

Du selbst musst schon damit leben, dass man dir schlechte Texte nicht nachsagen kann aber durchaus auf "Eitelkeiten" stößt, die zum "Kampfe mit dem Schwert" herausfordern.

Der Dichterweg steht dem Lebensweg sehr nah. Zuerst das unbeschwerte Kind, das die Welt vorbehaltlos, ehrlich und in freudiger Erwartung betrachtet. Später zeigen es ihm seine Artgenossen, dass das Leben ganz anders ist. (Er ihnen dann auch ) Der Winmühlenkampf ist voll im Gange.

Sehr schön lyrisch aufgezeigt - ich finde keine Stelle, wo ich als Krähe hacken könnte.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.10.2011, 06:35   #10
horstgrosse2
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@Faldi

Ja recht lang dein Text, aber bis zur letzten Zeile genüsslich und wahr, leider? Nun, wenn dein Inhalt hier stimmt, und er stimmt, was könnte man daraus positives ziehen? Ich sags dir, meine Devise, es macht hin und zu diebische Freude, doch noch angehört zu werden. Und sei’s nur von paar Krähen.
Natürlich sind Dichter edle Träumer und ich bin stolz darauf. Denn nur Träumer schreiben gut, behaupte ich jetzt mal in meinem Leichtsinn. Und richtige Träumer fechten selten, behaupte ich jetzt ebenfalls noch. Die Frage bleibt, ist es real, oder Einbildung, ein Dichter zu sein. Oder ist es überhaupt nicht so wichtig, sondern der innere Kern ist entscheidend, die Einstellung zur Sache an sich. Also, ich lasse ihn aus, den Windmühlenkampf, es gibt besseres. Tschüss Faldi.
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