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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 09.02.2016, 15:23   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Mal Hähnchen, mal Schwein

Ich denke, dass sie andre auch so anschaut,
als wär sie dies-, nicht jenseits von der Theke.
Ihr Lachen macht, dass nichts an mich sich rantraut,
was schlecht entsorgt im Mist des Alltags stäke.

Ihr Gute-Laune-törn-mich-an-Gesicht
ist kostenfrei, sie schenkt es her,
und wenn da einer traurig wär,
er würde fröhlich, wenn sie spricht:

„Beim Leberkäse gibt‘s nur ‚Pizza‘, leider“,
und „Hähnchen oder Schwein die Frikadelle?“.
Er sieht nur sie, der Hähnchen-Schwein-Entscheider,
und tritt gedankenmässig auf der Stelle.

Was kümmert ihn das Hackefleisch-Gericht?
Er brummelt „Schwein“, so nebenher,
denn hinter ihm, da steht schon wer,
und irgendwann macht auch der Laden dicht.

Doch anderntags, da steht er brav und bieder
erneut an ihrer Theke, lauscht dem Klange
der unbeschwerten Stimme, kauft sich wieder
das, was er gar nicht braucht, im Überschwange.

Ach, könnt ich mir ihr Lachen kaufen!
Würd ein Vermögen dafür geben!
So komm ich täglich angelaufen
und hol mir, was man braucht zum Leben.

Naja, das Lachen ist es nicht allein.
Auch ihr Gesicht
fällt ins Gewicht
und überhaupt, ihr ahnt es schon,
die ganze fröhliche Person,
die munter fragt: Was darf‘s denn sein?
Ich sag mal Hähnchen und mal Schwein.

Geändert von wolo von thurland (14.02.2016 um 13:05 Uhr)
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Alt 12.02.2016, 19:58   #2
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Erinnert an Brecht,

deshalb und überhaupt gern gelesen!

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.02.2016, 21:21   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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Naja, der Brecht hätte sich das Lachen "gekauft" und sich hinter der Theke geholt, was man braucht zum Leben.
Aber seine Scheu vor metaphysischen Verklärungen, wenn ich das so nennen darf, macht ihn vielleicht zu einem Vorbild für mich? Von seiner Sprachbehandlung allerdings könnte ich noch viel lernen.
Danke für deinen Besuch!
wolo
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Alt 14.02.2016, 10:04   #4
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
Naja, der Brecht hätte sich das Lachen "gekauft" und sich hinter der Theke geholt, was man braucht zum Leben.
Aber seine Scheu vor metaphysischen Verklärungen, wenn ich das so nennen darf, macht ihn vielleicht zu einem Vorbild für mich? Von seiner Sprachbehandlung allerdings könnte ich noch viel lernen.
Danke für deinen Besuch!
wolo
Ja, Brecht war da wohl pragmatischer:

Ich fragte sie, ob sie sehr gerne trinkt
Sie sagte nein, sie hasst natürlich den Wein
Nur darf man, sagt sie, sie nicht überreden, sagt sie
Sonst gibt sie nach, sie sagt sehr ungern nein.
Aber kann man eine solche Frau heiraten?
Und mit ihr vereint durchs Leben gehn?
Sie werden mir natürlich davon abraten
Aber haben sie sie schon einmal gesehn?
Ach, da ist ja nicht ja
Nein ist nicht nein
Der, der sie einmal sah
Geht mit ihr heim
Aber wenn Sie nicht wolln
Bitte, ich will
Fragen Sie nicht mich, was sie solln
Wenn Sie nicht zahlen wolln, soll Sie der Teufel holn
Ach, sei'n Sie still!


Aber ich mag die romantische Zurückhaltung in deinen Versen lieber

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (14.02.2016 um 11:14 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.02.2016, 10:12   #5
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo wolo,
Ich traue mich mal an dein Gedicht ran. Rantrauen, deswegen, weil der Dichter bärbeissig sein kann. Aber wir sind alles Menschen, und haben nur unsere eine Haut. Ich bin nicht so die Metrikkennerin, obwohl ich anstrebe mit Metrik zu dichten. Und freue mich immer über Vorschläge. Du überlegst jedes Wort sehr genau, das merkt man. Nun zum Eigentlichem: Mir gefällt die Szene, die du mir vor meine Augen zauberst. Die fröhliche Verkäuferin, und ihr verschlossener, heimlicher Verehrer, der sich auch in der letzten Zeile nichts traut zu sagen, was er eigentlich denkt. Vielleicht reicht ihm das ja auch als Liebesbekundung.

Gelesen, gern gelesen, sehr gern gelesen ( such dir was aus, ich möchte dir eine Brücke bauen, mir liegt Ironie und Sonstiges fern)
sy


Geändert von juli (29.02.2016 um 11:38 Uhr)
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Alt 29.02.2016, 12:11   #6
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

na, dann such ich mir mal "gern gelesen" aus.

ich halte diesen text nicht für romantisch passend überhöht, nicht für genial dramaturgisch umgesetzt, nicht für die hochklassige lyrik eines göttlichen, wie wir sie auch in diesem forum geniessen dürfen...
aber ich bin eigentlich ziemlich überzeugt davon, dass es kein wegwerftext ist. dass du das bestätigst, ist mir wertvoll.

wenn du aber meinst, so ein text würde von einem "bärbeißigen autor" verfasst (was offenbar etwas ganz unangenehmes bedeutet), liegst du ziemlich sicher (oder sicher, ich weiß das) falsch.
brücken zwischen autoren entstehen, wenn sie untereinander kritik üben und einander so helfen. brücken zwischen gefühlswelten sind etwas anderes. sage ich. bärbeißig...

aber nun kurz und bündig ein "dankeschön" für deine wohlwollende kritik.
und einen schönen nachmittag dir
wolo

Geändert von wolo von thurland (29.02.2016 um 12:21 Uhr)
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