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Abends am Strand Sinnliches und Erotisches

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Alt 08.01.2017, 23:26   #1
Thomas
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Standard Augenblick

Augenblick
Καιρός

Dein Augenblick, ein Blitz von dir
veränderte in mir
Gefühle, Denken und den Sinn,
zog alles zu dir hin.
Ein Paulus bin ich und verliebt,
weiß, dass es Wunder gibt
und eine Ewigkeit in dir.

Auf Pfaden der Vergänglichkeit
verging ich in der Zeit;
in Einsamkeit und steter Hast
war ich nur wie zu Gast
bei mir; ein Taumel ohne Sein
im Hier, mit einem Bein
im Grabe der Unendlichkeit.

Nun ist mir plötzlich alles licht
durch dich, von Angesicht
zu Angesicht erscheint die Welt
durch dich allein erhellt.
Es sind mein Körper und mein Geist
verloren und verwaist,
bin ich in deiner Nähe nicht.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (09.01.2017 um 07:45 Uhr)
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Alt 09.01.2017, 00:34   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Also hier tu ich mich ein wenig schwer mit dem ungewöhnlichen Leserhythmus, der durch den steten Wechsel der Zeilenlänge entsteht. Nach meinem Empfinden zerhackstückt diese Struktur die Satzkonstruktionen und die Sprachmelodie eher, als sie zu unterstützen.

Dass mit "Augenblick" doppeldeutig auch ein "Blick der Augen" gemeint ist, wird beim Weiterlesen klar.

Ratschläge:

S3Z1 - Das "licht" am Ende würde ich zum besseren Verständnis der Sinnbezüge klein schreiben.
S3Z5 - Klarer: "Es sind mein Körper und mein Geist ..." - sind ja zwei, also Plural.
S3Z7 - Das "Nähen" erscheint mir soch etwas strapaziert. Das "n" am Ende würde ich streichen.


Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.01.2017, 06:52   #3
Thomas
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Lieber Erich,

vielen Dank für die leider wieder notwendige Korrektur der Rechtschreibung. Mir erscheint der Rhythmus (er ist nicht fließend, wie du zu Recht sagst) eigentlich passend.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 09.01.2017, 12:23   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Sorry - mir ist der flüssige Duktus selber so nah und erhebend, dass ich immer wieder - und zuweilen zu Unrecht - davon ausgehe, dass dies automatisch das Ziel und die Intention aller Autoren sein müsste!
Dabei vergesse ich gern, dass es auch andere - und gleichwertige - lyrische Möglichkeiten gibt, etwas zum Ausdruck zu bringen.
Mein Fehler ...

LG, eKy
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Alt 09.01.2017, 12:38   #5
Thomas
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Lieber Erich,

ich weiß, und ich finde es gut, dass du deine Meinung sagst, für mich ist sie immer sehr hilfreich, da ich sie verstehen und gerne zur Korrektur meiner "Produkte" nehme, wenn diese etwas zu struppig geraten sind. In diesem konkreten Fall bin ich mir halt ziemlich (nicht ganz) sicher, dass ein fließender Rhythmus nicht passenden wäre. Aber auch das ist nur meine Meinung.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 09.01.2017, 13:23   #6
Kokochanel
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Guten Morgen, Thomas,

mir gefällt es ausgesprochen gut, so wie es ist.
Es hat einen innerhalb der Verse gleichmässigen Wechsel zwischen 3 und 4 Hebungen. Es hat ein gleichmässiges, wenn auch ungewöhnliches Reimschema, manche Zeilen bleiben ungereimt, aber regelmässig innerhalb der Versstruktur. Das Ungereimt lockert auf.
So empfinde ich es zumindest.

Ich lese es auch durchaus flüssig. Aber das mag subjektiv sein.
Es scheint mir alles bewusst so zu sein. Ich finde diese Form ansprechend und erfrischend anders.
Werde ich auch mal probieren.
Ist das deine eigene Idee oder gibt es da eine formale Vorlage?
Schön, echt!

Kleine Erdnuss:

Da sich 1,2 und 6 versgleich immer reimen, wüder ich das zweimalige "dir" in Vers 1 durch etwas anders ersetzen würde:
Vielleicht "ein Blitz im Hier", das macht es noch spannender.

Sehr gerne gelesen mit lG von Koko
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Alt 09.01.2017, 18:37   #7
Thomas
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Liebe Koko,

vielen Dank für deinen positiven und ermutigenden Kommentar. Ich habe auch schon lange überlegt, wie ich den identischen Reim in der ersten Strophe vermeiden kann (ein Änderung der Schlusszeile scheint möglich), aber solange mir nichts wirklich Gutes einfällt, nehme ich ihn in Kauf.

Die Form (Siebenzeiler, jambisch mit männlichen Kadenzen, abwechselnd 4 und 3 Hebungen mit dem Reinschema aabbcca) habe ich, nachdem das Gedicht fertig war, gesucht, und im Deutschen bisher nicht gefunden, sie scheint also neu zu sein. Viel Spaß damit.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 21.02.2017, 12:29   #8
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heimkehrerin
 
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Ein schöner, auf zwei Ebenen zu leseneder, rhythmisch ansprechender Text über Heilsbringung und Erlösung durch den Blick der Liebe, lieber Thomas.



Zitat:
"war ich nur wie zu Gast bei mir"
- der Satz spricht mich besonders an, bringt er doch das Leid des ewig-getriebenen Suchenden perfekt auf den Punkt.

Wenn dann durch einen/in einem Augenblick, geschenkt aus Liebe, ein Erkannt-Werden geschieht, kehrt plötzlich eine wundervolle Ruhe ein und Innehalten findet statt. So wie es der Text auch sprachlich und rhythmisch tut. Eine sehr gelungene Parallele!

Die Liebe hat so manchen schon bekehrt.
Verständlich auch, wenn sie dabei schon fast abhängige Züge entwickelt.

Zitat:
Es sind mein Körper und mein Geist
verloren und verwaist,
bin ich in deiner Nähe nicht.
Das kann man als reine Liebeserklärung interpretieren, aber auch als den nötigen Halt, den der so Bekehrte für eine Weile benötigt. Zumindest so lange, bis er sein Modell vom Leben, Lieben und Geliebt-Werden für sich neu geordnet hat.

Sehr gerne gelesen.

Lieber Gruß,
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Alt 22.02.2017, 08:35   #9
Thomas
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Liebe fee,

es freut mich sehr, dass du die "zwei Ebenen" siehst. Ich habe zwar versucht dem Leser in der fünften Zeile einen Hinweis darauf zu geben, aber ganz leicht ist es wohl trotzdem nicht zu sehen.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 05.03.2017, 12:25   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Mon Thomas,

ich finde diesen Text auch sehr gut, ebenfalls kann ich ihn ganz prima lesen, das metrische Schema ist ungewöhnlich und daher interessant.

Die zwei Ebenen haben sich mir auch erschlossen, wehalb ich diese Zeilen auch als gelungen empfinde.

Die einzige Kritik, die ich hier anbringen möchte, ist die Wahl der Rubrik, denn eine richtig erotische bzw. sinnliche Stimmung will bei mir nicht aufkommen.

Ich finde es eher nachdenklich oder sogar ein wenig spirituell, auch die Liebe an sich kommt nicht zu kurz.

Vielleicht besitze ich aber auch nur ein anderes Empfinden für Sinnlichkeit, dann liegt es an mir.

Auf jeden Fall ist das ein sehr schöner Text, der mir gut gefallen hat.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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