24.02.2018, 21:47 | #1 |
Lyrische Emotion
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Zentralrat der Buddhisten
Zentralrat der Buddhisten Sie sind gelassen, haben keine Sorgen, was aus der Welt und ihren Menschen wird, Sie leben gut im Heute, nicht im Morgen, und haben niemals ethisch sich geirrt, dann sollten Sie Ihr Sein in Frieden fristen, so rät es der Zentralrat der Buddhisten. Sie sind verängstigt, können niemals ruhen, und tragen Ihre Zweifel in die Welt, moralisch laufen Sie in engen Schuhen, weil dem System die Skepsis nicht gefällt, dann sollten Sie in Ihrer Mitte nisten, als Vorschlag des Zentralrats der Buddhisten. Sie stehen nicht auf irgendeiner Seite, weil jede Seite stets parteiisch ist, denn eine Seite zeigt nur ihre Breite und Sie sind Nazi oder Kommunist, dann rufen Sie sich einen Exorzisten, ermuntert der Zentralrat der Buddhisten. Wie immer Sie es drehen oder wenden, es ist wie stets dasselbe Menschenspiel, Ihr Schicksal liegt doch nicht in Ihren Händen, denn Sie sind einzig und allein das Ziel. Auch Sie wird man am Ende überlisten, vermutet der Zentralrat der Buddhisten. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (26.02.2018 um 10:05 Uhr) Grund: Korrekturen |
25.02.2018, 00:00 | #2 |
TENEBRAE
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Hi Faldi!
Erst mal die Peanuts: S1Z4 - "und haben ethisch alles wohl sortiert," - gefiele mir an dieser Stelle noch besser. S3Z6 - Am Ende fehlt der Punkt. S4Z1 - "Wie immer Sie es drehen oder wenden," - wäre sprachlich sauberer, flüssiger, und das etwas seltsam betonte "Sie" als 2. Silbe der Zeile wäre hinfällig. Inhaltlich fehlt mir das Hintergrundwissen, um sagen zu können, worauf der Text hinaus will. Ich weiß von einem Zentralrat der Juden, aber gibt es einen der Buddhisten? Ich wage zu zweifeln. Und einzig wovon ist man das Ziel, wie in S4 postuliert wird? Gut und flüssig geschrieben, aber ich tu mich schwer, deine Intention zu erfassen. Am ehesten könnte ich vermuten, es handele sich um eine Persiflage auf ebenjenen Zentralrat der Juden, der diesen zeigen soll, was wäre, wenn alle oder zumindest andere religiösen Weltanschauungen so derart versteinert, dogmatisch und rigide wären wie das orthodoxe Judentum. Vom Islam weiß man ja, dass es eine Religion des Gehorsams und der Unterwerfung ist, mit ehernen Regeln und erniedrigenden Symbolhandlungen ständiger Demut. Das Christentum war da übrigens auch nicht viel besser, denkt man an die gnadenlose Hierarchie und den absoluten Kadavergehorsam des Kirchenstaates, denn so war es bis vor der Aufklärung in ganz Europa! Hätte man die christlichen Herren also weiter schalten und walten lassen, die Erde wäre heute noch Zentrum des Kosmos, um das sich alles dreht, und wir müssten wahrscheinlich täglich mehrfach pflichtschuldigst beten, um uns für die Gnade des Herrn zu bedanken: die armseligen Brosamen ausbeuterischer Könige und Despoten! Vom Bhuddismus würde man ja, soweit man in Europa davon weiß, eine weichere, weisere Gangart erwarten. Wer allerdings tiefer in die östliche Geschichte blickt, kommt leider nicht umhin zu erkennen, dass der Buddhismus ebenfalls viele Untervarianten und ketzerische Abweichler kennt, und dass sich die Leutchen dort ebenso eifrig dafür gegenseitig die Schädel eingehauen haben! Seltsam, dass alle Religonen den Frieden auf ihre Fahnen geheftet haben und dennoch hilflos bis inbrünstig die Waffen segnen, wenn Idioten oder Machtgeile in ihrem Namen gegeneinander zu Felde ziehen! Andererseits steht in so gut wie jedem heiligen Buch auch sinngemäß sowas wie: Gehet hin und schlachtet alle Ungläubigen ab, mit Mann und Maus und Kind - und besamt ihre Frauen! Das erinnert eher an die Zärtlichkeit in Löwenrudeln als an wahre Weisheit ... Aber ich versteige mich schon wieder in Gedankenspiele, ohne zu wissen, worum es dir wirklich ging ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (25.02.2018 um 19:33 Uhr) |
25.02.2018, 17:39 | #3 |
ADäquat
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Hallo Faldi,
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26.02.2018, 11:04 | #4 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
natürlich gibt es hier keinen Zentralrat der Buddhisten. Es wäre ja auch ziemlich sinnbefreit, wenn der Text im Namen einer bestehenden Organisation solche Aussagen machen würde. Auch soll der Text keine Persiflage auf den Zentralrat der Juden sein. Es gibt nämlich in Deutschland eine ganze Menge solcher Zentralräte, es existierte sogar mal ein Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen oder denke an den ehemaligen Zentralrat der FDJ. Ein solcher Zentralrat vertritt immer die Interessen von bestimmten Leuten oder Minderheiten und meldet sich dann zu Wort, wenn er was zu sagen hat. Heute war es eben mein Zentralrat der Buddhisten. Warum Buddhisten? Na weil die jeden Tag in der Zeitung stehen, ständig angepisst sind, andere bekehren wollen, dauernd Krieg führen und die schlimmsten Terroristen der Neuzeit hervorgebracht haben. Oder verwechsele ich da was? Egal... Mir ist klar, dass es auch im Buddhismus Gräuel und Durchsetzung staatlicher Gewalt gegeben hat, allerdings findet sich in den buddhistischen Schriften, soweit ich das weiß, eben kein Aufruf, alle Ungläubigen abzuschlachten. Und für den Kriegsfall, der lediglich als äußerstes Mittel gilt, gibt es ganz strikte ethische Regeln: Leben schonen, siegen und den Gegner lebendig gefangen nehmen. Extremisten und Fanatiker gibt es natürlich überall. Deinen zweiten Vorschlag habe ich übernommen und den fehlenden Punkt gesetzt. Mit dem ersten Vorschlag hadere ich, weil sich "sortiert" nicht wirklich auf "wird" reimt. Aber ich habe den Satz etwas umgestellt. Zum Inhalt bitte ich dich, auch meine Antwort an Chavali zu lesen, dort wird auch das Ziel erläutert. Ich gebe zu, das ist nicht alles sofort zu erfassen. Deswegen steht der Text ja auch in der Denkerklause, weil er eben zum Nachdenken animieren soll. Vielen Dank für deinen Beitrag und die Hilfestellung... Hi Chavi, die Spottschrift mit dem ernsten Hintergrund hast du richtig durchschaut. Es gibt fürwahr viele Probleme in dieser Zeit und jeder hat seine Art und Weise damit umzugehen. Du hast die vier psychologischen Typen benannt und den heutigen politischen Umgang miteinander. Auch das ist absolut richtig, ebenso, dass unser Leben eben weitgehendst fremdbestimmt ist. Das alte Spiel lautet Macht und Gewinn. Das liegt immer in den Händen Weniger, die ihren Einfluss nutzen, um alle anderen in ihrem Sinne zu manipulieren. Es geht darum, dich möglichst systemkonform abhängig zu halten und man will immer nur dein Bestes: Nämlich deine Arbeitskraft und dann deine Kohle. Du bist das Ziel in diesem Spiel. In der ersten Strophe findet sich der systemkonforme, relativ zufriedene, brave Bürger, der das ewige Weiter so alternativlos findet, der gut und gerne hier lebt und tatsächlich glaubt, wir schaffen das. Der soll einfach weiter träumen. Die zweite Strophe spiegelt die andere Seite, nämlich die, die Angst um ihre Existenz und den Frieden in unserem Land haben, was natürlich absolut übertrieben ist, denn es ist ja alles in Ordnung und prima, so wie es ist. Der sollte seine eigene Mitte finden und sich einfach wieder beruhigen. Diese beiden ersten Typen kann man gut zuordnen, aber der aus der dritten Strophe, das ist der eigentlich suspekte Typ. Der muss aufpassen, was er sagt, sonst nennt man ihn einen Radikalen, einen Liberalen, einen Fanatiker, einen Kriminellen usw... Die vierte Strophe braucht nach den anfänglichen Erklärungen wohl keine weitere Erläuterung mehr. Alles in allem hast du das wirklich gut erkannt. Vielen Dank für deine Gedanken... Ich bedanke mich für eure Kommis... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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27.02.2018, 19:59 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber Faldi,
mit meinem "Insiderwissen" muss ich immer eine Kommentarrunde abwarten. Doch ich gestehe, dass ich Dein Anliegen auch nicht sofort erkannt habe. Jetzt wo alles steht, will ich ein dickes Lob hier lassen und mich nur auf ein Lob beschränken. Damit erspare ich Dir und dem Forum eine persönliche Sicht der Dinge. Die sind in Deinem nachdenklich machenden Gedicht wunderbar enthalten. Sehr, sehr gern gelesen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
01.03.2018, 12:11 | #6 |
Gast
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Der Zentralrat ließ mich schon aufhorchen, Falder.
Gelungener Biss in die gesellschaftliche Gegenwart... Sehr gerne gelesen von Koko |
16.03.2018, 20:53 | #7 |
Lyrische Emotion
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Liebe Dana,
mir ist klar, dass jeder eine eigene und ganz persönliche Sicht der Dinge besitzt und die muss man nicht wahrlich jedem offenlegen. So nehme ich einfach, genau so gelassen wie du es aussprichst, dein Lob dankend entgegen. Dankefein! Hi Koko, dir danke ich ebenso für die zustimmenden Worte und ich verspreche, immer wieder mal feste zuzubeißen - in jede gesellschaftliche Gegenwart. Auch dir eine Dankeschön! Vielen Dank für eure Kommis... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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