Fettablass

[Thomas]

Fettablass

Wir wären gerne gertenschlank,
doch meistens sind wir fett und krank.
Das Rückgrat schmerzt und ist gestresst
von dem, was vorne quillt und presst.

Der Arzt rät uns zu FDH,
doch eben dieses tun wir ja!
Für Sport, was er uns zweitens rät,
fehlt uns die Kraft – durch die Diät.

Da käme uns doch sehr zupass
ein körpereigner Fettablass,
wodurch der ungeliebte Talg
entfließen könnte unsrem Balg.

Man drehte nur den Schieber auf
und ließ der Masse freien Lauf.
Wir wären körperlich perfekt
und könnten essen was uns schmeckt.

Der Teufel – ja, er kennt uns gut. –
schickt Tetzel aus der Höllenglut
hinauf, dass der erfahr'ne Mann
den Fettablass vermarkten kann.

So kommt es, dass von früh bis spät
in Zeitungen geschrieben steht:
„Sobald das Geld im Kasten klingt,
die Fettschicht von der Hüfte springt.“

[Erich Kykal]

Ein dünner Mansch ist bald verschmachtet,
wenn er den Hunger nicht beachtet.
Doch länger tun's in diesem Falle
die Breiten als die Schlanken alle!

Wer also lebt in schlechten Zeiten
viel länger als in Eitelkeiten
befangene Fettindexmesser?
- DER DICKE FRESSER!!!


Hi, Thomas!

Lustige Vorstellung, die wohl jeder Dicke schon mal gehabt hat - dass man sich sein Fett ausdrücken könnte wie einen reifen Pickel! Wunderbar - wir könnten endlich reulos schlemmen und alles genießen, was kulinarisches Können bietet! Die Wenigesser werden nie verstehen, wie "süchtig" wir Breiten nach Geschmackserfahrungen "en masse" sind...

Sehr gern gelesen und geseufzt!

LG, eKy

[Thomas]

Hallo Erich,

vielen Dank für deine netten Worte, ich freue mich über gedichtete Antworten immer ganz besonders. Deshalb erzähle ich dir, wie das zustande kam. Eine gute Bekannte von mir ist Übersetzerin und hat eines dieser Diätbücher übersetzt. Der englische Titel hat wirklich besemmelt geklungen wenn man ihn direkt ins Deutsche übersetzt und wir haben uns über Alternativen unterhalten. Wir haben auch einen wirklich guten Titel gefunden. Und was mach der Verlag? Er nimmt die besemmelte direkte Übersetzung. Als sie mir das ganz frustriert mitteilte, habe ich spontan gesagt: "Es hätte schlimmer kommen können, stell dir vor sie hätte das Ding Fettablass genannt." Die gute Laune war wieder hergestellt, aber mir ging das Wort nicht mehr aus dem Kopf. Ok. Nun ist ein Gedichtlein daraus geworden, und hoffentlich habe ich nun Ruhe.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Ich glaube wirklich, dass die Diätliteratur (mit dem Erlösungsversprechung von der Sünde nicht so auszusehen wie Magermodelle) genauso funktioniert, wie einst der Ablasshandel.

[Erich Kykal]

Hi, Thomas!

All diese Dinge funktionieren immer dort, wo verzweifelte Hoffnung den gesunden Menschenverstand verdrängt.

Was mich jetzt natürlich brennend interessiert (selber schuld!), sind der englische Originaltitel und die "besemmelte" deutsche Übersetzung sowie eure "coole" Version. Man möchte sich doch selber ein Bild machen...

LG, eKy

[Thomas]

Hallo Erich,

den Titel und Verlag will ich nicht im Forum nennen, mehr via PN.

Mit den Hoffnungen anderer Menschen Profit zu machen (wohl wissend, dass man diese nicht erfüllen kann!), halte ich für unethisch. Der Ablasshandel im Mittelalter ist ein Paradebeispiel dafür. Leider basieren viele wirtschaftliche Aktivitäten heute auf diesem Prinzip, die Methoden sind nur viel raffinierter, als beim Ablasshandel im Mittelalter.

Liebe Grüße
Thomas

[Falderwald]

Moin Thomas,

der Titel hatte mich angelockt und ich bin letztendlich durch seine Zweideutigkeit, die sich im Text offenbart, auch nicht enttäuscht worden.

Das Thema interessiert mich aktuell, denn ich betreibe gerade auch eine Art Fettablass und da haben sich bei mir seit Anfang Juni schon zehn (!) überflüssige Kilos in Luft aufgelöst und dazu völlig kostenlos, im Gegenteil ich habe sogar noch Geld gespart.


Alle Diäten und sonstige Angebote in diese Richtung sind reine Abzockerei, doch die Leute fallen halt immer wieder darauf herein, weil es ja die bequeme Art und Weise der Gewichtsreduzierung verspricht.
Doch diese angenehme Art gibt es nicht, denn es bedarf einer gehörigen Portion Anstrengung von Körper und Willen, um so etwas relativ flott zu realisieren, ohne dabei gesundheitliche Schäden zu riskieren.

Ich befolge dabei ein ganz einfaches Patentrezept zum zweiten Male sehr erfolgreich.
(Mein) Übergewicht kam zustande aus einem Ungleichgewicht von körperlicher Aktivität und Ernährung.

So habe ich also erst einmal alles Überflüssige in der Ernährung fortgelassen, also weder Süßigkeiten noch Knabbergebäck oder Nüsschen und dergleichen zu mir genommen. Des weiteren verzichte ich auf meine heißgeliebte Cola und wechselte stattdessen zu Wasser, alkoholische Getränke genieße ich sowieso seit langem schon nicht mehr.
Meinen täglichen Zuckerbedarf decke ich mit gesüßtem Tee, den ich mir auch weiterhin gönne.
Meine letzte Mahlzeit nehme ich vor 18:00 Uhr ein, überfällt mich danach ein Hunger, so stille ich ihn mit Früchten, die ich auch wieder sehr zu schätzen gelernt habe.
Hungern tue ich dabei nicht, doch ich esse auch nicht mehr über das Sattsein hinaus, nur weil es so gut schmeckt.

Tja, und um das alles abzurunden, wandere ich fast täglich um den schönen Küchensee, der ja direkt per Rundweg vor meiner Haustür liegt.
Das sind gute 7,5 km, für die ich keine Stunde mehr brauche, was bei diesem Tempo ganz schön ins Schwitzen bringt und somit Fett verbrennt.
Ich nenne das für mich "meditatives Powerwalking" (ohne Stöcke), denn ich verwende dabei (m)eine ganz spezielle Atemtechnik, die meinen Puls auch bei schnellstem Gang und bergauf nicht auf über 120 Schläge in der Minute bringt.
Das kann jeder lernen, auch ohne Kondition, denn man kann ja klein anfangen und Strecke sowie Geschwindigkeit langsam steigern.
Alles in allem habe ich jetzt knappe 500 km zurückgelegt und ich fühle mich dabei pudelwohl.

So tue ich also etwas für meine Gesundheit und nehme dabei auch noch relativ schnell ab. Zudem kommt das sogar meinem Geldbeutel zu Gute, weil ich eben auf jeden überflüssigen Genuss verzichte.

Und darüber hinaus bin ich nicht bereit, auch nur einen Cent dafür auszugeben, um all den angebotenen Mist auszuprobieren.

Dennoch kostet es etwas.
Man muss nämlich täglich den inneren Schweinehund überwinden, der dich immer wieder in Versuchung führen will, den Genuss oder die Bequemlichkeit zu suchen.

Manchmal, ja manchmal darf man ihm aber auch reinen Gewissens nachgeben.
Dann gesellt sich nämlich noch ein kleiner Zusatzgewinn dazu.
Ein Ruhetag, ein Stückchen Schokolade oder, in meinem Falle, eine Cola wird dann nämlich zu einem viel größeren Genuss, als zu früheren Zeiten, wo ich das gar nicht mehr schätzen konnte, weil ich es eben so gewohnt war.

Dein Text zeigt trotz der humorigen Art und Weise einen durchaus ernsten gesellschaftlichen Hintergrund auf.
Auf der einen Seite das Übergewicht und auf der anderen Seite die Geschäftemacherei mit den Sorgen der Menschen in der Hoffnung auf eine einfache Lösung.

So ist das mit allen Dingen im Leben, doch auch hier gibt es zwei Seiten.
Nämlich die schlaue, die etwas anbietet und die dumme, die es dann kauft.

Freilich will ich nicht alle Übergewichtigen über einen Kamm scheren, es gibt da sicherlich einige krankheitsbedingte Fälle, aber wenn wir mal ehrlich sind, haben die meisten doch ihre Probleme aus den oben genannten Ursachen heraus.
Und da lässt sich durchaus was machen - aber eben nur, wenn man den Willen dazu hat und der muss ganz schön eisern sein.

Ich für meinen Teil nehme nun die nächsten acht Kilo in Angriff. Das schaffe ich, das habe ich mir fest vorgenommen.

Dein Gedicht ist auf humorvolle Weise unterhaltsam und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Thomas]

Hallo Faldewald,

ich finde, du machst das richtig und bist ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht auf Ablässe aller Art hereinfallen braucht, ganz im Sinne meines Gedichtleins. Beste Wünsche für das Erreichen der 8-kg-Ziels!

Liebe Grüße
Thomas

[a.c.larin]

hi thomas,
ich kann nur bestätigen, was falderwald gesagt hat: am sinnvollsten wäre konsequenz in der ernährung und bewegung!
mir ist es vor drei jahren auch gelungen, 10 kilo abzunehmen ( hab mich aber im laufe der zeit wieder hochgefuttert und werde daher im herbst einen neuen anlauf starten.)
im wesentlichen stimmts aber so, wie falderwald es sagt: süßigkeiten weglassen, knabberzeug weglassen, wasser statt soft drinks und kein alkohol. essen nur bis 20 uhr geht auch, aber dann keine kohlenhydrate, denn die steigern den blutzuckerspiegel. eiweißprodukte lassen ihn unten.
sich abends etwa eine dreiviertel stunde zu bewegen und dann nichts mehr zu essen ist auch schlau - denn da schaltet der körper auf das fettabbauprogramm und lässt es die ganze nacht weiter laufen.
auch sehr wichtig: ausreichend schlafen! ( acht stunden, wenns geht)

und genießen : ja - aber eben nur mit maß und ziel.
und dann noch: bewegen, bewegen , bewegen.

und das heißt vor allem: disziplin!
essen nicht als ersatzhandlung für liebevolle zuwendung, sinnvolle bestätigung, spannungsabbau.

und daran sehen wir gleich, woran es im vorfeld schon kranken mag und warum vielen diäten scheitern (müssen).
man kann sich also, bevor man beginnt seine ernährung umzustellen, gleich mal fragen: womit werde ich mich ( statt dessen) beschäftigen, wie stille ich meine sozialen bedürfnisse, wie kann ich ein übermaß an stress vermeiden?
außerdem nützlich: einkaufen nur mit einkaufszettel - und am besten immer NACH dem essen!

und noch etwas ist mir aufgefallen: es kommt auch auf die gedankenmuster an, die man im kopf hat.
ICH WILL fühlt sich anders an als ich hätte gern, ich sollte, es wäre gut, wenn ich doch nur...., eigentlich müsste ich....

ein klares abnehm - ziel zu formulieren kann ebenfalls sehr helfen.
dabei sollte man aber realistisch bleiben: 5 kg in zwei wochen verlieren zu wollen kann nur zu einem jojo-effekt führen!

schlanker werden geht also schon, aber eben nur mit disziplin.
und das allerschwierigste ist dann: den verführungen des überflusses langfristig nicht aufs neue zu erliegen.
kein wunder, dass sich daher viele wünschen, man hätte die von dir vorgeschlagene "fettablasskanüle" für "zwischendurch"!

so. mit dieser langen liste könnte ich jetzt eigentlich meinen eigenen ratgeber zu schreiben beginnen.

am wohlgeformtesten sind wahrscheinlich die verliebten - denn die können tatsächlich von "luft und liebe " leben!

das wäre dann auch einmal eine lustbetonte alternative zur schlemmerei: küssen statt fressen!
(wahrscheinlich gibts einfach nur zu wenige küssbare männer und frauen im supermarkt zu kaufen....)

da sollte sich die diät -industrie noch mal was einfallen lassen!

lg, larin

[Thomas]

Was heißt da keine küssbaren Männer? Negerküsse! Die machen schlank!

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: ich bitte den poltisch unkorrekten Ausdruck zu entschuldigen, ich esse die Dinger als solche, egal wie sie korrekt genannt werden müssen.

[a.c.larin]

hi thomas,

Negerküsse! Die machen schlank!

( bei uns heißen die negerküsse "schwedenbomben" - auch nicht grad menschenfreundlich....)

wers allerdings noch ein wenig deftiger wünscht, der könnt auch am "indianer mit schlag" seinen spaß haben!


lg, larin