Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Liebesträume

Liebesträume Liebe und Romantik

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 14.06.2014, 13:20   #1
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard Drei Jahrzehnte

Drei Jahrzehnte sind vergangen,
doch erscheint es mir wie gestern,
als man dich erzürnten Schreihals
nackt mir in die Arme legte.
Nahm in meine großen Hände
staunend deine winzig kleinen,
zählte lächelnd deine Zehen
und mein Glück war unbeschreiblich.

Deine ersten Gehversuche
brachten auch die ersten Schrammen,
damals wuchs am Hinterkopf
mir ein zweites Augenpaar.
Wandschrankmonster zu verscheuchen,
Kaubonbons aus Haaren zuppeln,
farblich gleiche Socken finden,
Übung machte mich zum Meister.

Manchmal wühlen wir gemeinsam
in den vielen alten Bildern,
unter denen, zwischen denen
kleine Edelsteine liegen,
die wir angesammelt haben
in den mehr als drei Jahrzehnten.
Heut umfassen deine großen,
starken Hände meine kleinen.
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (26.12.2015 um 22:57 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2014, 16:37   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Lailany,

ich bekam "Gänsehaut" - aber die wohlige, die schönste und hole mir heute noch ein Album.

Beim Lesen taucht man ganz tief in vertraute Bilder ein, genießt die Sprachmelodie und verdoppelt die Bewunderung, wenn man nach einem tiefen Seufzer zur Lyrik zurückkehrt: "Wahre Dichtung verpflichtet nicht zum Reim." (So habe ich es "gelehrt" bekommen.)

Ich kann nur wunderschön sagen, auch wenn es aus der Gruppe der Fans kommt.
(Ich kenne keine größeren Stars, als Kinder - die allergrößten sind jeweils die eigenen - ihr Alter bleibt unbeschränkt.)

Liebe Grüße
Dana

(Das zweite Augenpaar am Hinterkopf ist treffend und klasse. Wenn ich heute durch Straßen gehe und irgendwo ein Kind "Mamaaaa" schreit, drehe ich mich immer noch um.)
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2014, 18:02   #3
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Hei Lai,

was für ein schöner Lobgesang auf das eigene Kind. Aus deinem Gedicht spricht spürbare Mutterliebe und ich kann fast das Band, das euch immer noch verbindet, erahnen.

Unvorstellbar, dass es Mütter gibt, denen ihr Kind gleichgültig ist oder schlimmer.

Dein Gedicht lässt sich so fließend lesen, als ob es in höheren Sphären schwebt oder von einer schönen Melodie getragen wird.
Wieder einmal stelle ich mit leichtem Erstaunen fest (aber es wird immer weniger), wie wunderbar auch reimlose Gedichte klingen.

Sehr gerne gelesen und bewundert.

Lieben Gruß
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2014, 22:26   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Lailany

Nach dem Lesen bekam ich Kopfkino:

Sehe die glattgebügelten Ohren einer Neugeborenen, staunende Eltern, die raten wer denn in der Familie solche Ohren hat, und dann innerhalb von ein paar Stunden wellen sich die Ohren doch noch.

Höre den Plastiktrecker ums Haus rollen, der Sand auf dem Vorderlader muß ja auf den nächsten Haufen.

Rieche die Lieblingsspeisen der Kleinen, Pfannkuchen mit Apfelmus.

Höre die Biene Maja und Willi, die im Kasettenrecorder endlos lief, auch wenn sie schon schliefen.

Fühle wie mein Herz bei Anlässen, Sportfeste, Schulbeginn/abschluß fast stehenblieb.

Du beschreibst hier sehr berührend, wie eigene Kinder groß werden, und wir mit Ihnen.

Die reimlosen Zeilen lesen sich sehr gut

Liebe Grüße von sy
  Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2014, 09:00   #5
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
Standard

Hallo Lailany,

in deinen Zeilen lese ich eine wunderbare Liebeserklärung einer Mutter an ihren Sohn (große, starke Hände).
In diesem Rückblick auf die letzten 30 Jahre zeigt sich viel Gefühl und liebende Zuneigung. Nicht eine einzige Silbe ist negativ, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, dass Kinder auch große Sorgen machen können. Doch das ist hier nicht die Aussage, ganz im Gegenteil beschreibt es die gemeinsame Freude, die damit verbunden ist und bis in die Gegenwart anhält.
So sollte es sein, so etwas liest man gerne, auch ungereimt, das hat mir gut gefallen.
Kinder sind wie Spiegel, wenn man in ihre Gesichter schaut, dann erkennt man darin auch sich selbst und die vergangene Zeit wird bewusst.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
Narvik ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2014, 16:01   #6
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Liebe Eva,

oh, was sehe ich denn hier? Den trochäischen Vierheber, eine wunderbare ungereimte Erzählfform, die einem nicht oft begegnet. Du hast sie hier mit Deinen liebevollen mütterlichen Gedanken und herzerfrischenden Bildern zu einem wahren Schmuckstück aufbereitet. Sehr, sehr schön!

Jetzt frag mich bloß nicht, was das hier für ein grässliches Herumgeschleime ist. Was kann ich dafür, wenn Du solche Prachtwerke ablieferst? Gib mir gefälligst nächstes Mal wenigstens eine kleine Macke zu bemäkeln!

Liebe Grüße
Claudi
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2014, 13:48   #7
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Hallo an alle Kommentatoren

Dana,
das war mein erstes Reimloses und wer es war, deren Ungereimte mich so beeindruckt haben, dass ich mich auch daran versuchen musste, weißt Du ja schon.
Ich finde, das ist die beste Antwort auf Fragen von Zweiflern, was es denn bringe, in einem Lyrikforum rumzuhängen.

Sid,
ich gebe gern zu, dass ich mich selbst an dem Text immer wieder erfreue.
Das liegt natürlich an der einzigartigen Beziehung zum Protagonisten, für den nur das Beste gut genug ist.
Der Entwurf war schnell geschrieben, gefeilt hab ich aber sehr lange daran.

Sy,
höchst interessant, dass Du ausgerechnet die Ohren erwähntest. Das ließ mich hellauf lachen. Dazu gibts nämlich eine kleine amüsante Geschichte: Mein Sohn kam an einem Sonntag um die Mittagszeit zur Welt. Also stand Punkt 15 Uhr fast die ganze Verwandtschaft vor der Tür und das waren viele! Mein Mann war der Jüngste von 12 Geschwistern. Als die Säuglingsschwester den Neuzuwachs zur Beschau an die Glasscheibe hielt, dröhnte einer der frischgebackenen Onkels: 'Schaut doch, welch schöne Ohren das Kind hat!'
Und auch später konnte er sich gar nicht einkriegen, immer wieder hat er von den 'schönen Ohren' zu schwärmen angefangen.
Diese Story bekam mein Sohn später unzählige Male erzählt, egal, ob ers hören wollte oder nicht.
Wenn ich ihn aufziehen will, erwähne ich nur die 'schönen Ohren'.

Narvik,
stimmt, nicht alles ist immer nur eitel Sonnenschein mit den Sprößlingen.
Alle Altersstufen bringen kleine und größere Sorgen mit sich.
Sind sie groß und haben sich am rechten Pfad zu gestandenen Erwachsenen entwickelt, kann man sich nur freuen und ... ja... auch ein wenig stolz sein, dass man es richtig gemacht hat.

Claudi,
ach was, ich kann das Geschleime schon verkraften. Man ist ja abgehärtet.
Außerdem weiß ich, dass ich von Dir auch Kritik um die Ohren bekomme, wenn dazu Anlass besteht.
Ich bin sicher, dass Du beim nächsten Mal wieder Arbeit bekommst.

Euch allen,
lieben Dank für Euren Besuch hier und Eure lobenden Worte.
Grad bei diesem Text freuts mich besonders.

Einen schönen Sonntag wünscht Euch mit lieben Grüßen
Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.06.2014, 15:03   #8
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Lailany,

so what
ich habs gelesen und als äußerst gelungen empfunden.
Müttern aus Leidenschaft wie wir (uns) müssen diese wunderbaren Zeilen zu Herzen gehen!

Natürlich spricht am ehesten der Inhalt an, mit dem ich mich ebenfalls zu hundert Prozent identifiziere.
Aber auch die Strophenform und handwerkliche Machart gefallen mir außerordentlich gut.

Ich muss doch auch einmal so was Reimloses, aber verdammt gut Strukturiertes versuchen

Lobende Grüße!
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2014, 18:52   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Kia ora Lailany,

du glaubst nicht, wie sehr ich über 95 % deiner Zeilen nachempfinden konnte.
Und die fehlenden 5 % kommen nur durch den Umstand zustande, dass ich ein Kerl bin und hier eine Mutter von ihrem Sohn spricht.
Letzteren habe ich zwar auch, aber der ist leider noch weiter weg als meine Tochter und seine Hände sind nicht größer als die meinen.

Aber genau hier neben meinem Monitor hängt an der Wand ein Foto, wo meine jüngste Tochter auf meinem Bauch liegt und mir Nase an Nase ins Gesicht lacht.

Dieses Foto ist auch einer von den kleinen Edelsteinen, von denen in deinem Text die Rede ist.

Wie schon gesagt, ich konnte mich gut in dein Gedicht hineinversetzen und es hat mir ebenso gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2014, 12:20   #10
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Liebe Chavi,
es freut mich, wenn das Handwerkliche auch ausgebuffte Reimefans wie Dich anzusprechen vermag.
Hier hab ich das Anfängerglück auf meiner Seite gehabt. Obwohl ich mittlerweile mehr Knowhow angesammelt hab, bin ich mit diesem reimlosen Erstling recht zufrieden.
Lob nehm ich mir natürlich immer gerne zur Brust.

Lieber Faldi,
ich finde es ganz wunderbar, dass ich bei diesem Text besonders von den männl Dichterkollegen uneingeschränkt lobende und sehr berührende Kommis bekommen hab.
Und ja... genau die kleinen Edelsteine sinds, die uns immer wieder die besonderen Momente in Erinnerung rufen, so lebhaft, als wenns grad gestern gewesen wär.

Herzlichen Dank für Euren Besuch und das lobende Feedback.

LG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (17.07.2014 um 22:30 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Drei Worte von dir. Angélique Duvier Liebesträume 1 19.08.2013 11:22
Die drei Weisen Medusa Ein neuer Morgen 9 17.12.2009 17:01
Die drei Schwestern Elly Kurzgeschichten 4 02.09.2009 22:35


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 02:09 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg