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Alt 27.04.2011, 06:35   #1
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Falderwald,

zunächst: Die Vertonung finde ich richtig gut. Die ersten vier Strophen sprichst du noch ganz ruhig, und in den letzten beiden hebst du die Stimme. Ganz besonders in der Fünften, wenn das Wörtchen "Denken" ins Spiel kommt. Oooh ja, ich kann das nur zu gut nachempfinden. Bei der Beerdigung einer Verwandten war (ich war noch ein Kind) der Pfarrer damals so besoffen, dass er ums Haar rückwärts ins offene Grab fiel. Er hatte übrigens vier Kinder, alle mit offensichtlichen alkoholbedingten Schädigungen ...

Ich sage zu diesem Thema nicht viel, da dabei regelmäßig "der Gaul mit mir durchgeht" - mein absolutes Reizthema.

Wenn ich ein Gedicht darüber schreiben würde, wäre es nicht für ein Forum geeignet. Ich könnte nicht ohne die fantasievollsten blumigen Metaphern auskommen.

Ich möchte lediglich klarstellen, dass ich eine strikte Grenzlinie zwischen Glauben und Religion ziehe (ganz persönlich), denn für mich hört der Glaube an dem Punkt auf, wo eine Religion beginnt.

Und ganz kurz: Ich frage mich auch, wie man so dämlich sein kann, auf einen dicken Pack Lügen herein zu fallen. Die Motivation, ist wie immer, Macht. Angst erzeugen, und Gehorsam erwirken. Wobei die Vertreter selbst Angst vor der Hölle haben und glauben, wenn sie andere "retten" könnten sie sich damit selbst retten.

So, ich höre besser auf. Formal gibt es nicht viel zu sagen - kannst du nicht mal einen Fehler machen, damit ich etwas sagen kann außer zu loben, nur so zur Abwechslung?

Zitat:
Zum Geist der heiligen Ekstasen
und kurz vor dem Gehirnerguss,
lass ich mir Ostern einen Hasen
befüllen mit dem Spiritus.
Diese Strophe ist als Conclusio sehr gelungen. "Gehirnerguss", das Gefühl kenne ich. In diesem Sinne: Reich mal den Hasen rüber, mir ist bei "Spiritus" auch immer danach ...


Mit einem Gefühl der Erleichterung (es ist zwar nicht alles in Butter, aber dank obigem Spiritus sind noch nicht Hopfen und Malz verloren) und gleichzeitigem Zähne-Zusammenbeissen gerne gelesen.

Lieben Gruß

Stimme der Zeit

(Die es hier nicht wagt, ins Quasseln zu kommen, das könnte kritisch werden.)
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (27.04.2011 um 06:37 Uhr) Grund: Vertippt.
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Alt 28.04.2011, 17:23   #2
Löwenzahn
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Zitat:
Zum Denken aber sich bequemen,
das liegt der großen Masse nicht,
sie harrt im stillen Einvernehmen
gesalbt und fromm dem Weltgericht.

Lieber Falderwald

Den beiden ersten Zeilen stimme ich voll zu, den beiden nachfolgenden
kann ich nicht zustimmen, denn würde die Masse tatsächlich
"fromm dem Weltgericht harren" sähe diese Welt anders aus.
Wenn jemand ein Weltgericht erwartet, dann benimmt er sich nicht
dermaßen blöd und fällt von einem Vergehen ins andere.
Ich sehe in der Masse wenig Frommes, jedoch viel Scheinheiligkeit
und Bigotterie und viel, viel Freude am beschissenen, egoistischen und selbstbesoffenem Verhalten. So verhält sich niemand, der einem Weltgericht harrt.


mit herzlichen Grüßen, Löwenzahn
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Alt 30.04.2011, 06:50   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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@ löwenzahn,

ich sehe das noch ganz anders: wenn jemand ein "weltgericht" befürchtet (also keine zukunft mehr für sich sieht), dann kann er sich noch viel "blöder" benehmen!
angedachte weltuntergangsszenarien haben ja auch massenpsychosen zur folge. (haben einige sekten grausamst vorexerziert)
einzelgänger wierderum laufen amok und reißen völlig unschuldige, unbeteiligte mit sich....
kein "weltgericht" hindert sie daran, wenn sie in ihrer (inneren) welt keinen halt mehr finden.....

der mensch kann nicht ohne hoffnung sein.
wenn wir an nichts mehr glauben, auf nichts mehr hoffen, bricht panik aus
und anarchie.

das ist das große dilemma, in dem sich dann behörden und entscheidungsträger befinden: im falle einer katastrophe wie. z.b. fukushima
stellt sich sofort die frage: wie viel wahrheit kann man der breiten masse zumuten, ohne dass sie durchdreht?
wie viel an information kann/soll/muss man geben und wie muss diese gestaltet sein, dass die große gruppe nicht in panik und anarchie verfällt?
zu welchem zeitpunkt informiert man worüber?
wie diszipliniert verhält sich eine gesellschaft im zustand der bedrängnis?

das wissen wir ja auch aus der geschichte: in krisenzeiten werden die einen zu engeln, die anderen zu schlächtern und wieder andere brechen zusammen und/oder werden schlicht und einfach verrrückt.

gruppen brauchen steuerung.
wir alle deligieren an die, die uns leiten, den kindlichen wunsch: "du sollst die gute mama, der gute papa" sein.
das ist wäre ja auch ganz schön so. funktioniert aber nur bedingt.

was wir nämlich dabei vergessen, ist:
auch die, die in leitenden positionen stehen, sind kein "götter" oder "übermenschen"!
es ist so wie reinhard mey in einem seiner lieder formulierte:
"du bist doch nur ein armes, kleines würstchen, unter lauter andern armen kleinen würstchen".

darum passieren den "öberen" auch fehler( bzw. es werden immer wieder situationen entstehen, die zunächst keine behörde, kein amt lösen kann)
somit werden wir immer wieder auch enttäuschungen erleben ( müssen).
um die eigenverantwortlichkeit kommen wir nicht umhin.
"papa staat" ist kein überpapa, der alle unserer lebensprobleme lösen kann.
auch "mama kirche" kann das nicht.

wir sind keine kinder mehr - und müssen allen halt, den es gibt, an in uns selber und an einander finden. darum rotten wir uns ja auch zusammen in grupen und vereinigungen ( oder internet-foren )
tatsache ist.: es gelingt uns da wie dort unterschiedlich gut, einander zu halten, zu unterstützen und im weiterkommen zu fördern.
weil wir miteinander nicht nur sympathisieren, sondern auch rivalisieren.
und die "spiele der erwachsenen" ( buchtitel, siehe: eric berne) unterscheiden sich dabei oft gar nicht so sehr von denen der kinder in der sandkiste.

ecce homo!
ein wenig senf, von würstchen zu würstchen,




@ falderwald,
mir fällt auf, dass sich dein gedicht vor allem auf ein strafendes gottesbild bezieht und auf jene diener der kirche, die dieses bild in die öffentlichkeit tragen. dagegen wehrst du dich und, wie ich meine, zurecht.

was mich trotzdem wundert ist, wieso kein gütiges gottesbild zustande kommen kann?
immerhin geht es in den weltreligionenn ja auch um frieden , heilung und erlösung.

ich denke - weil wahrnehmung selektiv erfolgt - dass sich jeder mensch aus der fülle der möglichkeiten das heraussucht, was ihm im gegebenen augenblick relevant erscheint.

wer kämpfen muss, muss kämpfen.
wer erklären muss, erklärt.
wer sich opfern muss, opfert sich
und wer frieden stiften will, stiftet frieden.

das ist der spiritus, den wir osterhasen alle im kopf haben.
wir sollten es uns hinter die ( eigenen) löffel schreiben.....

lg, larin

Geändert von a.c.larin (30.04.2011 um 07:00 Uhr)
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Alt 30.04.2011, 15:05   #4
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 03.12.2010
Beiträge: 143
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Liebe Larin


Zitat:
ich sehe das noch ganz anders: wenn jemand ein "weltgericht" befürchtet (also keine zukunft mehr für sich sieht), dann kann er sich noch viel "blöder" benehmen!
Ein Weltgericht soll ja kein 5 Gänge-Menü sein sondern ein
"zu Gericht sitzen über des Menschen gute und schlechte Taten"...

Das glauben ja sowieso die wenigsten, doch ein letzter Zweifel bleibt
und genau diese Zweifel läßt einige dann doch nicht soooooo schlecht
handeln, sich dann doch nich soooo wie eine Sau benehmen, weil man ja nicht weiß, ob man nich doch dafür belagt werden könnte...

Dieses (das mit dem Weltgericht und der Abrechnung am Ende) glauben eh nur die echten Gläubigen, die anderen, die Masse tut es nicht. Und genau dies habe ich am Gedicht bemängelt :

Zitat:
sie harrt im stillen Einvernehmen
gesalbt und fromm dem Weltgericht.
Genau dies tut sie nicht, denn ich halte die Masse für ungläubig/unfromm die Betonung liegt auf Masse. Wäre sie nämlich gläubig, auch im Bezug auf dieses "zu Gericht über ihre Taten sitzen", würden weniger schlechte Taten
diese Erde zieren. Wer will schon vor Gericht stehen und nix Gutes,
nix Entlastendes zu bieten haben?

Noch eine Kleinigkeit zum "keine Zukunft vor sich sehen" -
unsere Zukunft endet eh mit dem Tod. Genaugenommen haben wir also
keine (so die Ungläubigen). Nein, sie endet nicht mit dem Tode (so die Gläubigen) also haben wir eine Zukunft, nicht auf Erden, aber doch...

Was man für sich annimmt, das muss nun der Einzelne für sich entscheiden...


mit herzlichen und gesenften Grüßen, Löwenzahn
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