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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 25.02.2012, 18:24   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard Nachtmahr

.
.
.

Unterm Dache lauern sie,
wollen Geltung sich verschaffen
und versäumen darum nie
da zu sein, dich anzugaffen,
bis dich ihre Häßlichkeit
zwingt, den Boden zu verlassen.

Aus dem Keller, quälbereit,
steigen neue Kampfgrimassen.

Wieder bist du eingekreist,
nirgendwo ein Hoffnungsschimmer,
jene wallen aber dreist,
jedes Mal wird's nur noch schlimmer.
Ihrer Marter Regiment
löst sich kurz im Morgengrauen,

zwingt dich jedoch permanent
nächtens wieder hinzuschauen.
.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.02.2012, 07:54   #2
a.c.larin
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liebe dana,

da hilft wohl nur das anbringen zahlreicher LEDS an allen erdenklichen orten - ähnlich den schlummerlichtern bei kindern.
oder aber auch dies:


in dunklen räumen, höhlen, ecken
kann sich so allerhand verstecken,
was schauderhaft im zwielicht wuselt,
mit seinem anblick grämt und gruselt!

ob spinnennetz, vampir, ob lurch:
es schüttelt dich ganz einfach durch!
du wirst zu stein, es lahmt dein wille.
doch eine dunkle sonnenbrille,

des nachts getragen, löst die schmerzen -
und du hast nichts mehr auf dem herzen!

liebe grüße, kopf hoch!
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 26.02.2012, 08:27   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Mir ist leider nicht ganz klar, wie das wirken soll: Ist es eine Art heiteres Abhandeln von Albtraumsyptomen, so auf halblustig, oder eine Persiflage?

Deine Verse bauen nämlich - soweit es mein Empfinden betrifft - keinerlei "unheimliche" Wirkung auf, dafür sind sie zu kurzzeilig-beschwingt, wortmelodisch zu "heiter kingend".
Auch die Verwendung bestimmter Vokabeln unterstreicht eher einen heiteren Charakter: "angaffen, qualbereit, Kampfgrimassen, wallen, wird's, permanent" - diese Wörter verhindern mit, dass eine ernsthafte Gruselstimmung entsteht, weil sie einfach nicht auch nur irgendwie schaurig/gruselig klingen, wie etwas, das eben ernsthaft wehtun kann.
Solltest du also tatsächlich versucht haben, eine sinistre Stimmung aufzubauen, folgende Tipps:

> Nimm langzeilige, getragener lesbare Verse.
> Verwende möglichst viele "dunkle" Vokale: a,o,u - und das in Worten, wo sie lang ausgesprochen werden.
> Vermeide Verkürzungen (ist's, wird's, gehn,...)!
> Keine allgemeinsprachlichen, fremdsprachlichen oder technischen Begriffe!

Auffällig auch die interessante Strukturierung der Strophen: Das Reimschema ist durchgängig ABAB, die Abteilung aber nicht, wie zu erwarten, 4-4-4-4, sondern 6-2-6-2.

Peanuts:

S1Z6 - Komma nach "zwingt".

S2Z1 - "Qualbereit" bedeutet genaugenommen, dass man bereit ist, Qual zu erleiden. Was du hier allerdings meintest, müsste, nimmt man es sprachlich genau, "quälbereit" heißen!

S4Z1 - Komma nach "permanent".

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 26.02.2012, 12:32   #4
ginTon
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hallo dana,,

ich finde das Gedicht gar nicht so klingend, wie Erich anmerkte, vermutlich
aufgrund des Inhaltes, der meines Erachtens schon sehr stark die Leichtigkeit
des Metrums reduziert, ansonsten: ja, Vokale schaffen Atmosphäre, da stimme ich zu.

inhaltlich wird stark auf altbewährets zurückgegriffen (Kellergeschoss bzw.
Dachgeschoss), wobei man sofort Bilder von knarrenden Hölzern bzw. Staub-
gerüche etc pp erinnert..

mir scheint, dass in dem Text noch etwas anderes mitschwingt und dieses
Ungesagte macht ihn für mich wiederum sehr interessant...

insgesamt sehr gerne gelesen , liebe Grüße gin
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Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 26.02.2012, 17:50   #5
Dana
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Liebe Larin,

ich werde deine gut gereimten und hilfreichen Verse befolgen und träume später hoffentlich und endlich etwas Schönes.

Liebe eKy,

dir ganz lieben Dank für "quälbereit" - ich kam einfach nicht darauf, obwohl mir die eigene Bereitschaft bewusst gewesen ist.
Ja, es stimmt - ich wollte nicht gruseln, sondern eher "gelangweilt" diese ewigen Alpträume wiedergeben, die ob der Gewohnheit ihren Schrecken verloren haben. Sie sind einfach immer da.

Danke für deine Kritik, die den "Unernst" gut ausleuchtet. In die Humorrubrik hätte es dennoch nicht gepasst.
Ein Komma nehme ich als gerechtfertigt an - das zweite nicht.

Lieber ginTon,

du hast mich ernster genommen, weil du mitfühlen kannst.
Du kannst dir nicht vorstellen, welche Qualen ich manche Nacht durchgehe - nur habe ich gelernt, sobald ich wach bin, diese einfach abzuschütteln. Es war eine Übung, die immer besser gelungen ist.
Vielleicht hast du die Zeit vor der Zeit darin erspürt, die doch noch einfließt.
Einst war es so, dass mich die Träume auch tagsüber verfolgten.

Ich sage euch ganz lieben Dank
und liebe Grüße
Dana
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Alt 27.02.2012, 09:29   #6
Galapapa
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Liebe Dana,
Dein Gedicht habe ich so aufgenommen:
Ich spüre darin auf Schritt und Tritt das, was ginTon als "etwas anderes, das mitschwingt" bezeichnet und ich meine, das Du hast eben dies in Deiner Antwort an ginTon selber sehr gut beschrieben mit den Qualen, die Du gelernt hast, nach dem Aufwachen einfach abzuschütteln.
Für mein Gefühl hast Du einfach nur gelernt, die Angst im Wachsein ins Unterbewusstsein zu verdrängen, während im Schlaf stets immer noch das abläuft, was Dich wirklich quält, der Alptraum, die Angst, die irgandwo ganz tief in Dir liegt und auf was auch immer begründet ist.
Das lyrische Du geht in Deinen Versen nur scheinbar abgeklärt mit dem Umheimlichen um, was wirklich in ihm vorgeht, das kann man zwischen den Zeilen recht gut spüren.
Gerade das, und hiermit gebe ich ginTon Recht, macht Deinen Text so interessant.
In der ersten Strophe ist so gar nichts Aufheiterndes oder gar "Halblustiges".
Gerade hier kommt im Kontrast von "lauern", "angaffen" und "Hässlichkeit" zu "Geltung verschaffen" und "versäumen" dieses nur scheinbare "auf die leichte Schulter nehmen" oder, wie die Jungen sagen würden, dieses "Coole" des lyrischen Du sehr gut zum Ausdruck.
Ich bin auch der Meinung, dass man gerade mit kurzen Versen, die das erschreckte Zusammenzucken irgendwie wiederspiegeln, diese unheimliche Stimmung sehr gut wiedergeben kann. Wenn das gut gemacht ist, wie in Deinem Gedicht, dann wirkt das sogar noch besser als "langweilige" Verse.
Der Wechsel zu den Zweizeilern hebt im Fall der zweiten Strophe den Ortswechsel hervor, im Fall der letzten Strophe unterstreicht das Absetzten den Kontrast von Entwarnung und erneutem Schrecken.
Für mein Empfinden ein gelungenes Gedicht, in dem Du sehr gekonnt mit den dargestellten Stimmungslagen umgehst.
Herzliche Grüße!
Galapapa
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Alt 05.03.2012, 19:02   #7
Dana
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Lieber Galapapa,

das Thema selbst hatten wir beide bereits - darum nochmals lieben Dank für deine einfühlsame Interpretation.
Nun habe ich nicht zwingend ein lyr. Ich vorgeschoben, sondern ein "Beinahegeständnis" abgelegt.
Ganz sicher sind in der angesagten "Leichtigkeit" auch "ernstere, tiefere Qualen" verborgen - ein Alptraum macht selten fröhlich.

Mir haben deine Zeilen gut getan, auch darin, dass das Gedicht dich so angesprochen hat und du es für gut befunden hast.
Ich sehe darin auch ein kleines Zeugnis dafür, dass die einst mitgeteilten "Hilfen" von dir etwas bewirkt haben und weiterhin bewirken werden. Mit beständigem "Abschütteln" ist es nicht getan, das ist mir wohl bewusst.

Nochmals lieben Dank und liebe Grüße
Dana
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Alt 05.03.2012, 19:17   #8
fee
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ein eindrucksvolles bild davon, wenn negative energien am werke sind und man es nicht schafft, sie abzuschütteln, dana.

nachts ist es dann am schlimmsten. auch, weil raum viel kleiner und zeit viel endloser scheint als am tag.

ein sehr dynamischer, beinah "bedrängender" text, der einem automatisch ein wenig den atem nimmt und bedrückt. sehr gut gelungen!
grusel vom feinsten, aber auf einer ebene, die weit mehr tut als eine geistergeschichte zu erzählen. das geht durch und an!


"gerne" gelesen.

beeindruckte liebe grüße,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 12.03.2012, 20:21   #9
Dana
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Liebe fee,

mit deinem Kommentar wird klar, dass "Abschütteln" die schwächste Maßnahme gegen Negativenergien" ist.

Allein die Besprechung zeigt auf, dass das lyr. Ich, je nach Bedarf, zwischen Humor, Galgenhumor und Bedrängnis pendelt.
Es sind eben Tag und Nacht - und:

Zitat:
Zitat von fee
grusel vom feinsten, aber auf einer ebene, die weit mehr tut als eine geistergeschichte zu erzählen. das geht durch und an!
beide bewahren sich ihre Gültigkeit. Am Tage ein Mix aus Humor und Galgenhumor und nachts pure Bedrängnis.

Vielen Dank für deinen einfühlsamen Kommentar zum Gedicht und zum "Erlebten".

Liebe Grüße
Dana
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