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Alt 24.06.2012, 22:14   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Im Schatten

Fast nichts durchdringt den Baldachin der Blätter,
nur spärlich wagt ein zarter Sonnenstrahl
Beweis zu führen für das schöne Wetter:
Allein tanzt er durchs Zwielicht. Nur einmal

reißt jäh ein Windstoß auf die dichte Krone,
als wäre dies ihr Auge, das nun schaut:
So gleißend funkelt Sonnengold vom Throne,
den Helios ins Himmelsrund gebaut!

Doch schließt sich rasch die winzige Pupille.
Die Düsternis umfängt dich, matter Schein.
Graugrünes Dämmern untermalt der Blätter Stille;
und lautlos fügst du dich in all ihr Dunkel-Sein.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (30.06.2012 um 08:19 Uhr)
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Alt 25.06.2012, 22:21   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Larin,

die Dichtkunst bei dir zu loben ist längst selbstverständlich geworden.
Mir imponiert und gefällt hier noch mehr die Wiedergabe der Betrachtung;
die Betrachtung eines Dichterauges, das lyrische Worte für eine Bildbeschreibung findet.
Heute war ich mit meiner Tochter unterwegs (8 km durch Wald am See) und wir haben in die Baumkronen geschaut. Oben stürmte es, unten war es still. Genau diese Schattenspiele nahmen wir wahr - (ich spielte mich mich mit meiner lyrischen Sichtweise auf und sie gab sich Mühe, ihrer Mama zu folgen.)
Bei Stille bleibt der schönster Sommer im Walde relativ dunkel. Sonnenblitze geschehen durch Windstöße.
(Hier stürmte es heute nicht schlecht. Töchterlein befürchtete sogar einen "Baumsturz" und ist vor mir gegangen, um zuerst erwischt zu werden. Ich habe es zugelassen, weil sie nicht wusste, dass ich sie schubsen würde, um sie zu retten.)

Habe mich ziemlich real in deinem "Im Schatten" bewegt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 30.06.2012, 08:19   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

liebe dana,

manchmal genügen mir ja schon winzige ideenfetzen, um ein gedicht zu schreiben:

vor ein paar tagen wunderte ich mich, dass eine bestimmte blume immer durstig den kopf hängen ließ, obwohl es doch tags zuvor gerade geregnet hatte. und dann stellte ich mich zu ihr und blickte zum himmel hoch: der war eigentlich nicht sichtbar, weil das einige meter entfernt stehende ahornbäumchen ein blickdichtes blattmosaik darüber spannte!
das versetzte mich in erstaunen.
hier war nicht nur sonnenschatten entstaden, sondern offenbar auch wasserschatten! ( was für mich bedeutet, dass ich die blume regelmäßig gießen muss! )

und dann kam mir in den sinn, es müsse ein gedicht geben mit dem titel "im schatten" , und dann ließ ich die gedanken los wie suchhunde....

ich wundere mich zuletzt immer selber über mein geschreibsel.
wo kommt das alles bloß her???

ich spüre: da ist noch mehr im schatten!
licht und schatten verhalten sich wohl so zu einander wie meeresoberfläche und meeresgrund.

als sonnenflüchter ist schatten für mich das reinste lebenselixier.
wohl dem, der bei hochsommertemperaturen sein schattenplätzchen gefunden hat!

danke fürs mitverweilen und nachspüren!
lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 02.07.2012, 09:41   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Beschattende Grüße, liebe larin!

Du weißt, wie gern ich deine Gedichte von der lyrischen Art lese! Nicht, dass deine lustigen nicht lustig wären - das Problem liegt eher in meiner eher ernsten Natur.
Hier ist dir wieder ein sehr schönes Stück gelungen, den Trost der sommerlichen Blätterschatten beschwörend. Von Kühlung ist im Gedicht nirgendwo die Rede, da wird nur das Dunkel zitiert und ein verirrter Lichtstrahl beschrieben, aber stellt man das derzeitige Wetter in Rechnung, werden freiflottierende Interpretationen verständlich.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
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Alt 05.07.2012, 06:42   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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Kühl ists derzeit bei uns auch im Schatten nicht!
Wien ist eine Brutzelbratpfanne - und östlich davon beginnt langsam die pannonische Tiefebene. Wir liegen gewissermaßen auf dem Griller....

Man sollte in einen Weinkeller flüchten....

Liebe Grüße, danke für die "Beschattung"! (Ich fühle mich beobachtet!)
larin
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