Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Prosa und Verwandtes > Kurzgeschichten > Kurzgeschichten

Kurzgeschichten Geschichten, Erzählungen, Märchen, Fabeln

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 16.07.2009, 11:05   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard Meine Tierschutzfreundin



Meine Tierschutzfreundin heißt Rosi und wohnt in einer kleinen Stadt an der Bode.
Kennengelernt haben wir uns, als ich Mitarbeiterin des örtlichen Tierschutzvereins wurde.
Rosi hat ein kleines Häuschen mit winzigem Gärtchen und Stallungen mitten in der Stadt. Sie ist eine totale Katzenliebhaberin.
Bei ihr leben so an die 40 Katzen. Man kann zu ihr gehen, wenn man eine gefunden hat, oder wenn man ein Miezchen haben möchte.
Sie hat für alle und alles ein offenes Ohr, was Katzen betrifft. Manchmal ist es so, dass Kinder ihr ein oder zwei
frisch geborene eben irgendwo gefundene Katzenwinzlinge bringen. Dann fragt sie die Kinder nach dem Fundort,
weil man zum Großziehn ja eigentlich die Mama braucht.
Im Morgengrauen geht oder fährt sie dann los, um die Mutterkatze zu finden.Oft hat sie keinen Erfolg.
Aber manchmal doch und dann ist sie glücklich.
Sie hat nur ihre Rente. Sie gibt fast alles für die Tiere aus. Gut, manchmal bekommt sie was von Nachbarn,
oder dem Verein oder auch von Märkten, bei denen das Verbrauchsdatum erreicht wurde.
Alle Namen hat sie sich selber ausgedacht. Kein Miezchen verwechselt sie.

Ich bin bei ihr und beobachte sie, wie sie mit den Katzen spricht. Jede will anders behandelt und angesprochen werden.
Zwei sind dabei, die nicht richtig laufen können, haben von Geburt an eine kranke Hüfte. Wenn sie laufen, fallen sie um.
Viele können nicht verstehen, dass Rosi diese Kleinen auch noch mit durchbringt.
Ich schon. Denn es sind hübsche und auch sonst ganz fröhlich. Sie haben ja keine Schmerzen.

Es gibt welche, die sind nur in den Stallungen und manche sind nur im Haus. Einige wohnen im Keller - dessen Tür natürlich immer offen steht .
Einige gehen auf Schritt und Tritt mit ihr. Ich habe eine besonders ins Herz geschlossen. Es ist eine Glückskatze, also dreifarbig.
Ein Kater mit dickem runden Kopf. Und so verschmust! Ich rufe ihn, er heißt Kittekat.
Kittekat kommt und reibt seinen Körper an meinem Bein und stellt seinen schönen buschigen Schwanz hoch.
Ich kraule ihn und er schnurrt. Rosi staunt, weil er das nur bei mir macht, sonst versteckt er sich immer.
Ja, manchmal hat man eben einen besonderen Draht zu einem Tier.

Rosi muß Katzenfutter holen. Ein Supermarkt hat angerufen. Sie sagt: So, meine Mitzis alle, Mama fährt jetzt weg,
für euch Leckerlis holen. Seid schön artig derweile...

So ist sie. Ein bisschen verrückt, aber sehr liebenswert. Wir beten alle, daß sie noch lange lebt.
Was um alles in der Welt sollte dann mit den Katzen geschehen?

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.07.2009, 12:00   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

liebe chavali,

wir sind immer berührt von dem, was ein mensch aus liebe tut.
kein wunder also, dass deine katzenfreundin an dein herz rührt.

ich frage mich manchmal ,was es uns so leicht macht, bei tieren liebevoll zu sein - während wir uns bei menschen eher von skepsis und misstrauen leiten lassen.....

weil tiere anspruchsloser sind? weil sie letztlich keine konkurrenz für uns darstellen, daher mit ihnen kein gefühl der gefahr assoziiert werden kann?
(allerdings gilt das nur für kleine tiere . tiger in indien werden von der dort lebenden landbevölkerung anders gesehen, auch wölfe und bären bei uns...!)

ich kanns nachvollziehn, dass man zu jedem tier, mit dem man unter einem dach wohnt, eine sehr persönliche beziehung aufbaut.
wir leben in einer beseelten welt - ma muss sich nur darauf einlassen können....

liebe grüße
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.07.2009, 20:13   #3
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Chavali,

mit deiner Erzählung hast du Rosi und allen Katzenschützerinnen ein würdiges Denkmal gesetzt.

Ich kenne auch einige ältere Frauen, die herrenlose Katzen versorgen und ihr ganzes Geld opfern, damit sie gesund und satt sind. Aye, es gibt etliche Menschen, die sagen, diese Frauen sind ein bisschen verrückt. Katzen sind eben anders als wir, und wer viel Kontakt mit ihnen hat, nimmt bestimmt auch ihre Eigenarten an.

Katzen sind so schöne und liebe Wesen. Ich kann gut verstehen, dass eine Katzenmama alles dafür tut, damit es ihnen gut geht. Hoffentlich geht es Rosi auch noch lange gut, damit sie sich um die Katzen kümmern kann.

Ich glaube, larin, wir handeln aus einem Beschützerinstinkt heraus. Kleinen Kindern gegenüber verhalten wir uns genauso.

Ich würde nicht sagen, dass wir die Tiere lieben, weil sie anspruchslos sind. Ich würde es eher "vorbehaltlos" nennen. Sie schenken uns ihr Vertrauen und enttäuschen uns nicht, so wie es manche Menschen tun. Ihnen ist es egal, ob wir hübsch oder hässlich sind. Sie lieben uns so, wie wir sind, wenn wir nur gut zu ihnen sind.

Viele Menschen lieben auch große Tiere, Tiger, Wölfe, Elefanten und Wale, und versuchen sie zu schützen.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny
  Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2009, 22:11   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Liebe larin,

für deinen Beitrag hab vielen Dank!
Zitat:
ich frage mich manchmal ,was es uns so leicht macht, bei tieren liebevoll zu sein
Die Gründe, weshalb sich ein Mensch besonders zu Tieren hingezogen fühlt, hast du schon selbst zum Teil beantwortet.
Gerade in unserer Zeit heute vermitteln besonders Haustiere die Wärme, die vielen Menschen im Leben fehlt.
Natürlich ist die andere Seite, dass Tierfreunde einfach den lieben Vierbeinern ein zu Hause geben wollen.
Die Tierschützer, die sich um Wildtiere kümmern, geht es um die Arterhaltung, um artgerechtes Umgehen mit Tieren und
Schutz der Tiere, da der Mensch ihr größter Feind ist.

Die Tierschutzfreundin in meiner Geschichte hat ein riesengroßes Herz für Tiere, insbesondere für Katzen.
Gäbe es noch mehr solcher Menschen, müssten wir nicht immer wieder von unfassbaren Gräueltaten den Tieren gegenüber,
gleich welcher Art, lesen.



Liebe Jenny,
Zitat:
mit deiner Erzählung hast du Rosi und allen Katzenschützerinnen ein würdiges Denkmal gesetzt.
Ja. Ich denke, ich sollte diese Geschichte der Rosi schicken...
Wenn ich DIR was von Tierschutz erzählen würde, das wäre wie Eulen nach Athen tragen
Du hast meine Absicht auch sehr gut erkannt und selbst schon die Überlegunegen angestellt, die notwendig sind, um die Tierschützer und letzendlich
auch die Geschichte zu verstehen.
Auch dir lieben Dank!


Liebe Grüße an euch beide!
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:58 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg